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Bauen zwischen Gründer- und Neuzeit

Die Häuser in der Friedrichstraße gelten als gelungenes Beispiel der Kombination von Alt und Neu.

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© Norbert Neumann

Von Bettina Klemm

Gebäude „leben“ meist länger als Menschen. Wie lassen sich Historisches und Heutiges verbinden? Der Verein Zeitgenossen, eine Initiative für zeitgenössisches Bauen in Dresden, nennt Beispiele. „Die Spannbreite der Möglichkeiten, mit denen Alt und Neu korrespondieren, ist sehr breit“, sagt Architekt Eckehardt Schmidt von den Zeitgenossen. Das Neue greife die heute noch akzeptierten Qualitäten auf und ergänze Vorhandenes für heutige Nutzungen, wie beim Ensemble auf der Dresdner Friedrichstraße.

Dort fallen an dem Neubau die grünen Glasflächen an den Loggias auf. Sie und die Schiebelamellen geben dem Gebäude etwas Lebhaftes. Gleichzeitig sichern sie einen Sonnen- und Blickschutz. Im vergangenen Jahr hat die Palasax Immobilienentwicklung GmbH das Haus mit der Nummer 20 saniert und die Lücke daneben geschlossen. Beauftragt war das Architekturbüro Raum und Bau GmbH. „Wir mussten den Spagat zwischen verschiedenen Zeitepochen schaffen“, erklärt Architekt Alexander Krippstädt. Neben dem ältesten Hochfachhaus von Dresden war Anfang der 90er-Jahre ein sehr dominierender Neubau entstanden. Welche Architektursprache passt nun in die Baulücke zwischen ihm und dem sechsgeschossigen Gründerzeithaus?

Der Altbau, der nicht unter Denkmalschutz steht, zeichnet sich durch solide Grundstrukturen aus. „Große Treppenhäuser erschließen die Gebäude aus der Gründerzeit. Das Prinzip haben wir beibehalten und auch auf den Neubau übertragen“, sagt Krippstädt. Der Altbau wurde für etwa eine Million Euro saniert. Ursprünglich sollte die Durchfahrt zum Hof über den Altbau erfolgen. Aber das Gebäude war durch die Hochwasserflut 2002 und den anschließenden Leerstand so beschädigt, dass Keller- und Erdgeschoss komplett erneuert werden mussten. Aus dem Hofeingang wurde nun der Hauptzugang. Im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss hat sich eine Kanzlei eingemietet, daneben gibt es ein kleines Nagelstudio.

Die Ein- bis Dreiraum-Wohnungen im Altbau und die große Maisonettwohnung, die durch den Ausbau des Dachgeschosses entstanden ist, haben die Wohnräume nach Süden gerichtet. Damit weisen sie allerdings auch zur stark befahrenen Straße. Das gilt auch für den Neubau, deren Loggiagestaltung gewissermaßen auch als zusätzlicher Schallschutz dient. Für den Neubau, der rund 1,5 Millionen Euro gekostet hat, griff Krippstädt die Strukturen des Altbaus auf. Er nennt es eine Symbiose von neuen Wohnideen mit klassischen Architekturmitteln. „Die Raumfluchten sorgen dafür, dass sich der Blick über mehrere Zimmer spannen kann. Die eröffnete Weite wird durch das Konzept der Loggia noch ergänzt“, erklärt der Architekt. Die Räume sind mit Eichenholzparkett ausgestattet. Auf der Rückseite des Hauses wurden zusätzlich Balkons angebracht. Im Neubau gibt es neun Wohnungen und einen Laden.

Die Friedrichstadt ist ein Sanierungsgebiet, und es gibt klare Gestaltungsvorschriften. „Wir hatten allerdings keine Probleme mit dem Denkmalschutz und der Stadtplanung“, sagt Krippstädt.