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Baupfusch in der Arbeitsagentur

Die Mitarbeiter der Behörde an der Neusalzaer Straße sollen sichere Jobs vermitteln. Doch ihnen selbst droht Gefahr.

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© Uwe Soeder

Von Stefan Schramm

Arbeit fördern, Arbeitslosengeld zahlen, Arbeit vermitteln. Das sind typische Tätigkeitsfelder der Arbeitsagentur. Zumindest in der Bautzener Dienststelle der Behörde ist nun noch ein weiteres Feld in den Blickpunkt gerückt: der Arbeitsschutz. In diesem Bereich gibt es in dem Gebäude an der Neusalzaer Straße offenbar Mängel.

© Uwe Soeder

Bei einer Sicherheitsbegehung im Juni stellten Mitarbeiter der internen Verwaltung fest, dass die Höhe der Fensterbrüstungen unter dem laut Bauordnung geforderten Mindestwert von 80 Zentimetern liegt. „Im Durchschnitt weicht sie drei Zentimeter ab“, bestätigt Arbeitsagentur-Sprecher Swen Röder. Das heißt: Viele Brüstungen in dem aus mehreren Flügeln und bis zu fünf Vollgeschossen bestehenden Bau erreichen nicht mal eine Höhe von 77 Zentimetern. Insgesamt geht es um mehr als 200 Fenster, die nicht im Erdgeschoss liegen und für die deshalb die Mindesthöhe in der Bauordnung vorgeschrieben ist.

Nach der Sächsischen Bauordnung müssen Fensterbrüstungen bis zum fünften Vollgeschoss mindestens 80 Zentimeter hoch sein. Ist das nicht der Fall, dann ist eine andere Umwehrung mit einer Mindesthöhe von einem Meter nötig, zum Beispiel ein Geländer. Handelt es sich um einen Wohnbereich, genügen 90 Zentimeter.

Der Grundstein für das damalige Arbeitsamt wurde im Oktober 1996 auf dem Brauereigelände zwischen der Bahnstrecke und der Dresdner Straße gelegt. Zwei Jahre später zog die Behörde in den Neubau, der im November 1998 eingeweiht wurde.

Wie die Arbeitsagentur auf Anfrage mitteilte, prüfe die interne Verwaltung momentan, welche rechtlichen Grundlagen der Planung und des Baus damals zugrunde gelegt worden sind, und ob diese noch den aktuell gültigen Kriterien entsprechen. Nach Abschluss der Prüfung werde eine Entscheidung darüber getroffen, ob und in welcher Form bauliche Veränderungen vorgenommen werden müssen und welche Kosten dabei entstehen.

Bauexperten zufolge gab es vor 20 Jahren für die Brüstungshöhe keine anderen Vorgaben als heute. Möglich sei eher, dass es der Bauherr damals nicht so genau genommen hat. Investor war der einst größte deutsche Baukonzern Walter Bau aus Augsburg, der 2005 in die Insolvenz ging. Das Unternehmen baute das Objekt schlüsselfertig für 57 Millionen D-Mark, hielt sich dabei aber eventuell an eine nur für Bayern gültige Bauordnung. „Bei den seinerzeitigen Abnahmen wurden alle erforderlichen Bescheinigungen zur ordnungsgemäßen Bauausführung beigebracht“, erklärt allerdings Harald Weber, Leiter des Bautzener Bauverwaltungsamts. Eine Anzeige etwaiger Sicherheitsmängel liege ihm nicht vor.

In Betracht kommt nun die Nachrüstung Hunderter Umwehrungen. Die Mitarbeiter wurden mittlerweile über die Gefahren zu niedriger Fensterbretter und Schutzmaßnahmen informiert. So dürfen sie die Fenster vorerst nur noch kippen – komplettes Öffnen ist nur bei heruntergelassenen Außenjalousien erlaubt. Auf ein Wort