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Baustellenampeln zerschlagen

Durch Vandalismus an der B 101 und den Schilder-Klau an der B 98 werden Autofahrer ernsthaft gefährdet.

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Von Susanne Plecher

Die Grünphase dauert 30 Sekunden, dann schaltet die Ampel um, wenige Sekunden später rollt der Gegenverkehr an. Dass das an der Baustelle der Bundesstraße 101 nördlich von Großenhain auch gestern so funktionierte, ist keine Selbstverständlichkeit. Denn in der Nacht zu Samstag haben Unbekannte beide Ampeln und das dazugehörige Steuerungsgerät zerstört. „Das hat jemand mit Stangen oder einem Baseballschläger kurz und klein geschlagen“, schätzt Andreas Albert das Schadensbild ein.

Albert ist Bauleiter der Firma Silbernagel GmbH Verkehr und Elektronik Mannheim. Deren Radeburger Niederlassung betreut Straßenbaustellen in der Umgebung, stellt unter anderem Verkehrsschilder, Warnkegel und Baken auf, markiert nach Abschluss der Bauarbeiten die Fahrbahn. Silbernagel ist in der Verkehrssicherungspflicht. Deshalb kontrolliert die Firma mehrmals täglich ihre Baustellen. „Uns hat um 3.30 Uhr die Polizei informiert, dass die Ampeln nicht gehen“, sagt Albert. Noch um 2 Uhr habe die gleiche Streife die Baustelle passiert. Da hätten die Ampeln ganz normal funktioniert. Marko Laske, Sprecher der zuständigen Polizeidirektion Dresden, bestätigte, dass die Sachbeschädigung zur Anzeige gebracht wurde und die Ermittlungen gegenwärtig laufen. Allerdings gebe es derzeit noch keinen Hinweis auf den oder die Täter.

Gerhard Seel ist der Niederlassungsleiter von Silbernagel in Radeburg. Er äußert sich konsterniert. „Wer macht so etwas? Da fehlen einem die Worte!“, sagt er. Es gebe immer wieder Fälle, in denen Ampeln durch Vandalismus beschädigt oder zerstört würden, selbst unter Verkehr. „Das mag man kaum glauben“, meint Seel. Wie weit die Gewissenlosigkeit geht, zeigt ein Beispiel aus Moritzburg. In der Nähe der Unfallstelle an der Radeburger Straße, wo Anfang August ein Motorradfahrer mit hoher Geschwindigkeit in ein Pferdegespann raste und ums Leben kam, wurden ebenfalls Bauampeln aufgestellt. Zweimal seien dort die Ampelkästen aufgebrochen und die Akkus gestohlen worden. „Da steht das Kreuz und die Kerzen brennen – und direkt daneben macht jemand die Ampeln dunkel. Das ist doch gewissenlos“, empört sich Gerhard Seel.

Das Unternehmen ist mehrfach Opfer von dreisten Diebstählen geworden. Erst Ende Juli waren auf Baustellen entlang der B 98 in Folbern, am Mühlbacher Kreisel in Lampertswalde und an der Autobahnanschlussstelle zur A 13 in Thiendorf Stopp-Schilder, Zwangspfeile, Leitplanken, Umleitungsschilder und Warnkegel gestohlen worden. Über 20 Verkehrszeichen waren entwendet worden, von denen bis jetzt jede Spur fehlt. Die SZ hatte darüber berichtet. „Nach Erscheinen des Beitrages hatten wir eine Weile Ruhe, aber dann ging es wieder los“, so Seel. Und zwar nicht nur in Folbern, sondern auch an der B 101. Er habe dafür kein Verständnis, denn die Diebe gefährden mit dem Schilderklau das Leben von Verkehrsteilnehmern. Zum Glück sei bisher noch nichts passiert. Auch die Zerstörung der Ampelanlage an der B 101 blieb ohne Unfallfolgen.

Die Firma Silbernagel hat auf den Anruf der Polizei noch in der Nacht reagiert. Der Notdienst hat eine andere, batteriebetriebene Anlage installiert, so dass Autofahrer gefahrlos den Baustellenbereich passieren konnten. Gestern haben Mitarbeiter die Notampel durch eine fest installierte ausgetauscht, auch der Steuerungskasten ist erneuert worden. Viele zusätzliche Arbeitsstunden seien darauf verwendet worden. Auf dem Schaden, den Bauleiter Andreas Albert auf etwa 3000 Euro schätzt, bleibt das Unternehmen sitzen. Bei Vandalismus zahlt die Versicherung nicht.