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Die Schlosser von Altenberg

Der Familienbetrieb Büttner existiert seit mindestens 1866. Nun wird er in 6. Generation weitergeführt.

Von Egbert Kamprath
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Andreas Büttner übergibt die Altenberger Traditionsschlosserei an seinen Sohn Adrian, der den Betrieb nunmehr in sechster Generation weiterführt.
Andreas Büttner übergibt die Altenberger Traditionsschlosserei an seinen Sohn Adrian, der den Betrieb nunmehr in sechster Generation weiterführt. © Egbert Kamprath

Sie waren Stadträte, aktiv in der Feuerwehr, in der Kirche, der Schützengilde – die Vertreter der Altenberger Familie Büttner. Und seit mindestens 1866 steht dahinter immer die gleichnamige Schlosserei. Inhaber Andreas Büttner spricht nicht ohne Stolz darüber, dass sein Betrieb der wohl älteste der Bergstadt ist. So ganz ist es aber gar nicht mehr seine Firma, denn seit Anfang des Jahres hat Sohn Adrian in mittlerweile sechster Generation die Firma übernommen.

Schlosserei Büttner Altenberg Mit diesem wieder aufgebauten Opel ging es nach dem Krieg wieder los.
Schlosserei Büttner Altenberg Mit diesem wieder aufgebauten Opel ging es nach dem Krieg wieder los. © Egbert Kamprath

„Wann es genau begonnen hat, kann ich nicht einmal sagen. Ich habe nur einen Auszug aus dem Altenberger Boten, der damaligen Zeitung, in der von einem Schlosser August-Wilhelm Büttner berichtet wurde, der ein neues Patentschloss vorstellte“, erzählt Andreas Büttner. „Das heißt, die Gründung unserer Firma war noch eher. Leider hat nicht viel die Zeit überdauert. Jetzt als Rentner habe ich die Gelegenheit, das vielleicht noch näher zu recherchieren“, sagt Büttner senior. Angefangen hat alles mit Schlosserei und Schmiede. Doch auch ein Gasthof gehörte dazu, in dem die Kutscher und ihre Fahrgäste rasten konnten, während die Pferde neu beschlagen wurden. Ein weiteres Standbein war eine kleine Landwirtschaft. Doch daran erinnert nur noch ein vergilbtes Foto.

Ein Bombentreffer auf das benachbarte Rathaus, der heutigen Arztpraxis, besiegelte auch das Schicksal der Schlosserei an der Rathausstraße. Feuer vernichtete das Gebäude. Mit einfachsten Mitteln begann der Neuanfang mit Reparaturarbeiten, die überall anlagen und mit der Demontage von herumstehendem Kriegsgerät. So wurde ein an der Straße nach Geising zurückgelassener Opel das erste motorisierte Fahrzeug der Schlosserei Büttner. Mit Genehmigung der sowjetischen Kommandantur durfte das Auto geborgen und wieder aufgebaut werden.

Schlosserei Büttner Altenberg Dieses Bild aus dem Anfang des letzten Jahrhunderts ist eins von wenigen Erinnerungsstücken, die den Weltkrieg überstanden haben und zeigt den damaligen Gasthof. Die Werkstatt befand sich daneben.
Schlosserei Büttner Altenberg Dieses Bild aus dem Anfang des letzten Jahrhunderts ist eins von wenigen Erinnerungsstücken, die den Weltkrieg überstanden haben und zeigt den damaligen Gasthof. Die Werkstatt befand sich daneben. © privat

Als in der DDR dann Andreas Büttner die Firma übernahm, war das für ihn alles andere als leicht. Nach dem Tod des Vaters 1977 brach er ein begonnenes Studium im Bereich Heizung, Lüftung Sanitär ab, machte den Handwerksmeister und übernahm 1980 den Familienbetrieb mit damals fünf Mitarbeitern.

„Bis zur Wende waren wir ein Privatunternehmen und hatten dadurch eigentlich auch keine Probleme.“ Natürlich sei die Materialversorgung in der Mangelwirtschaft immer ein Thema gewesen, auch die Transportfahrzeuge. „Wir hatten drei alte Framos aus den Fünfzigerjahren. Die mussten halten.“ Etwas Neues gab es nicht. „Ich kann mich noch erinnern, wie Badeöfen oder Waschbecken im Mopedanhänger zu den Kunden gebracht wurden“, erzählt Andreas Büttner aus der Zeit der DDR.

Er war einer der Aktivisten, die 1989 in Altenberg den alten Zuständen ein Ende bereiteten. „Zusammen mit dem damaligen Pfarrer Matthias Quentin gründeten wir am 14. September eine Ortsgruppe des Neuen Forums“, denkt der heute 65-Jährige zurück. Später galt es, die politischen Freiräume in der Stadt wieder neu zu besetzen. Seit 1990 ist Andreas Büttner Stadtrat für die Freien Wähler.

Die Wende ging aber auch an der Schlosserei nicht spurlos vorbei. Es gab Höhen, in denen die Firma bis zu 30 Mitarbeiter hatte, aber auch Tiefen. „Doch wenn man mit der Zeit geht, hat das Handwerk immer eine Zukunft“, resümiert Andreas Büttner.

Aus der Schlosserei wurde immer mehr ein Unternehmen, das sich auf den Bereich Heizung und Sanitär spezialisierte. Stütze im Büro war immer Ehefrau Alida. Der 39-jährige Sohn Adrian, der gegenwärtig noch einen Mitarbeiter an seiner Seite hat, sieht für die Zukunft auch neue Geschäftsfelder. Schlösser, wie zu Beginn der Firmengeschichte, sollen wieder eine größere Rolle spielen.

Diesmal allerdings in Form von elektronischen Schließsystemen. Außerdem ist die Firma Servicepartner der Enso und damit zuständig für die Havariebeseitigung am Gasnetz zwischen Schlottwitz und Schmiedeberg.

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