Katja Schäfer
Wilthen. Wenn doch alle Kunden so geduldig wären! Egal, ob Sandy Müller kräftig mit dem Trimm-Messer durchs Fell fährt oder mit der Schere rund um die Schnauze schnippelt – Argo lässt es ruhig über sich ergehen. Still steht der Terrier auf dem höhenverstellbaren Tisch.
„Ja, du bist ein ganz Lieber, ein Ruhiger“, lobt Sandy Müller den achtjährigen Rüden und fügt an: „Es gibt da auch ganz andere Tiere; Zappler und Beißer.“ Die 36-Jährige kennt sich aus. Sie ist selbstständige Hundefriseurin. In einem kleinen Nebenraum der Zoohandlung Buchert in Wilthen pflegt sie das Fell von Vierbeinern. Nicht nur von Bellenden, auch von Miauenden. Bei Argo fängt sie am Kopf an. Erst wird das Fell gebürstet, dann mit einer Schneidemaschine kurz geschoren. Hellbrauner Flaum fällt auf den gefliesten Fußboden. Die Augenbrauen bleiben jedoch lang. Auch das Fell an der Schnauze. „Das ist typisch für diese Rasse“, erklärt Sandy Müller. Sie orientiert sich zwar an solchen Vorgaben, frisiert die Tiere aber so, wie deren Besitzer es wollen.
Beim Terrier geht es jetzt auf dem Rücken weiter. Immer wieder zieht die Hundefriseurin ein stumpfes Trimm-Messer kräftig durch das dicke Fell und holt ganze Büschel heraus. So werden abgestorbene Haare entfernt. „Das ist wichtig, damit Luft an die Haut kommt und das Fell gesund bleibt“, erklärt Sandy Müller. Gelernt hat sie all das bei ihrer Mutter. Andrea Buchert führte den Hundesalon, bis die Tochter ihn vor fast fünf Jahren übernahm.
Nach dem Fell sind die Pfoten dran
„Ich gehe jeden Tag gern auf Arbeit. Diese Tätigkeit macht mir Spaß“, sagt die 36-Jährige. Tiere gehören für sie von klein auf zum Leben. Schließlich betreiben Bucherts in Ringenhain eine Katzenpension und im Handelszentrum Oberland in Wilthen einen Zooladen. Auch jetzt lebt Sandy Müller nicht nur mit ihrem Mann und den fünf Kindern zusammen, sondern ebenso mit einem Hund der Rasse American Stafford, Katzen, Hamstern und Fischen. „Vier Pfötchen“ heißt ihr Unternehmen. Denn außer ums Fell ihrer Kunden kümmert sie sich auch um Ohren und Krallen. So muss Terrier Argo nun auf drei Beinen balancieren. Eine Pfote nach der anderen hebt Sandy Müller an und kürzt mit einem Scherkopf die verfilzten Haare zwischen den Krallen. „Sonst sammeln sich da Dreck und kleine Steine. Das tut beim Laufen weh oder kann sich entzünden“, begründet sie.
Argo bekommt quasi einen Trockenhaarschnitt verpasst. Andere Hunde werden zu Beginn der Behandlung gebadet, zum Beispiel Pudel. Die Wanne steht gleich neben dem Frisiertisch, auf dem klitzekleine Chihuahuas ebenso Platz nehmen wie riesige Irische Wolfshunde. Auch Katzen stehen im Bestellbuch. „Bei Perserkatzen muss regelmäßig das Fell kurz geschoren werden. Bei Norwegischen Waldkatzen ist ab und zu Auskämmen fällig“, nennt Sandy Müller zwei Beispiele. Ihre Kunden kommen aus dem ganzen Oberland, aber auch aus Bautzen, Kamenz und Neustadt; um nur einige Beispiele zu nennen. Denn Hundesalons gibt es in der Region nur wenige. Deshalb hat die Unternehmerin die ganze Woche gut zu tun.
Der nächste Hund wartet schon
Bei Argo hilft zwischendurch Andrea Buchert mit, weil dessen Besitzerin schnell wieder nach Hause will. Die Mutter übernimmt das Trimmen, während die Tochter das Fell an den langen Beinen des Terriers mit einer Schere kürzt. Der Preis für die Pflege richtet sich nach dem Aufwand und der Dauer. „Bei einem kleineren Langhaarhund sind es inklusive Bad so um die 35 Euro“, nennt Sandy Müller einen Richtwert. Auch diese Kosten sollte man vor der Anschaffung eines Tieres bedenken, rät sie. Ein Pudel muss beispielsweise aller acht Wochen zum Hundefriseur und ist dort nicht unter zwei Stunden fertig. Beim braven Terrier dauert es nicht ganz so lange. Nach 90 Minuten darf er vom Frisiertisch springen. Sandy Müller streicht ihm zum Abschied über das kurze Fell am Kopf. Dann kehrt sie schnell die Haarbüschel auf dem Fußboden zusammen. Denn der nächste Hunde-Kunde wartet schon.