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Beim Retten des Regenwaldes wächst der Stolz auf die Schule

Schüler suchen Sponsoren, um die Natur Mittelamerikas zu erhalten. Sie lernen am Marie-Curie-Gymnasium praktisch, was Umweltschutz heißt.

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Von Katlen Trautmann

Am Anfang ist es peinlich. „Ich muss mich überwinden, doch wenn die Leute dann zuhören, macht es Riesenspaß“, sagt Clara Götze aus der achten Klasse des Marie-Curie-Gymnasiums. „Die ersten Worte sind komisch“, ergänzt ihre Mitschülerin Nada Abu Assad. „Manche Leute lehnen unter einem Vorwand ab“, sagt Sabrina Houamed. „Peinlich“ und „komisch“ empfinden die Mädchen aus der 8. Klasse manche ersten Kontakte auf ihrer Suche nach Sponsoren. Clara und ihre Mitschülerinnen werben eifrig um Sponsorengeld für die Rettung des Regenwaldes.

Beim alljährlichen „Regenwaldlauf“ der Dresdner Schüler spenden Unterstützer eine vorher festgelegte Summe für jede zurückgelegte Runde. „In einem Nagelstudio habe ich zwei Euro pro Runde ausgehandelt. Man fühlt sich richtig getrieben, weiter zu rennen. Ich bin 20 Runden gelaufen“, sagt die dreizehnjährige Clara stolz. Die Mädchen haben ihr Projekt auch in Dresdner Grundschulen vorgestellt. Einige Knirpse haben darauf Hand in Hand mit den „Großen“ ihre Regenwald-Runden gedreht. „Es war richtig schön, wie die großen Augen der Kleinen gefunkelt haben. Ich habe mich ein bisschen wie eine Lehrerin gefühlt“, sagt Nada, die ebenfalls 13 Jahre alt ist. Der ein Jahr älteren Sabrina gefallen dagegen vor allem die Vorträge über den Regenwald, die die Schülerinnen vor unterschiedlichem Publikum halten. Das Regenwald-Projekt ist ein prominentes, aber keineswegs das einzige Vorhaben am Gymnasium rund um den Umweltschutz. Einige Klassen unterstützen Auffangstationen für gefährdete Tiere in Vietnam und Ecuador sowie neuerdings in Hannover. In solchen Stationen werden schwache oder verwundete Tiere aufgepäppelt und zurück in die Wildbahn gebracht. Im hauseigenen Biotop in Dresden auf dem Schulhof gedeihen derweil ausgefallene Pflanzen. Die Schüler brauen daraus exotische Tees und verkaufen sie auf Basaren. Dies oder auch Kuchenbasare bessern die Regenwaldkasse auf.

Das gesammelte Geld fließt nach Ecuador. Zusammen mit der Schweizer Regenwaldschutzgenossenschaft Selva Viva in Ecuador hat das Gymnasium bereits Boden der Größe von rund 1 300 Fußballfeldern gekauft und unter Schutz gestellt. Ohne Zustimmung der Eigentümer dürfen Konzerne nun über dieses Gelände keine Erdölleitungen verlegen – ein Mosaikstein beim Schutz des Regenwaldes. Lehrer halten den Kontakt nach Mittelamerika, zeigen Bilder von dort. „Das ist für mich eine Bestätigung, dass sich etwas verbessert hat“, schwärmt Nada. „Bei dem Projekt erfahren unsere Schüler, was Umweltschutz praktisch sein kann“, sagt Annette Hähner, Schulleiterin seit 2009.

Das Gymnasium wurde 2003 in das bundesweite Netzwerk der Unesco-Projektschulen aufgenommen. Im Kern geht es dabei um interkulturelles Lernen und Erziehung zur Demokratie.

Bei „Courage“-Tagen beispielsweise diskutieren die Schüler über Asylbewerber in Deutschland oder Zivilcourage. Letztere beschäftigt Sabrina sehr, die „auf jeden Fall“ Jura studieren möchte. „Ich möchte als Rechtsanwältin aber keinen Schuldigen verteidigen müssen oder als Staatsanwältin einen vielleicht Unschuldigen irrtümlicherweise beschuldigen“, überlegt sie. Zum Glück hat sie bis zur Studienbewerbung noch Zeit für die Auseinandersetzung mit diesen schwierigen Fragen. Auch bei Nada ist ein Funke übergesprungen. Sie ist ziemlich sicher, dass für sie später ein Biologiestudium infrage kommt.

Geht alles nach Plan, zieht das Gymnasium vom Interimsquartier in Dresden-Gorbitz im Februar 2014 zurück an den Hauptstandort an der Zirkusstraße in der Pirnaischen Vorstadt. Auf dem Schulgelände entstehen derzeit ein Neubau mit Fachkabinetten und eine neue Turnhalle. Im denkmalgerecht sanierten Altbau entstehen Kursräume und eine Probebühne. „Wir freuen uns auf den Raum für neue Ideen“, sagt Anette Hähner.

Clara findet, es mache stolz, „auf eine Unesco-Projektschule zu gehen.“ Wohin ihr Berufsweg sie führen soll, ist noch offen. Sie weiß aber: „Es soll etwas Soziales sein. Ich will unbedingt Menschen und der Welt helfen.“