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Beste Abiturientin des Schiller-Gymnasiums kommt aus Tschechien

Sara Docekalova hat ihr Abitur mit 1,2 gemacht – und damit alle ihre Klassenkameraden überholt.

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Von Heike Sabel

Vor sechs Jahren konnte sie gerade mal „Guten Tag“ und „Danke“ auf Deutsch sagen – jetzt hat sie ein erstklassiges deutsches Abitur hingelegt: Die Tschechin Sara Docekalova hat auf ihrem Abschlusszeugnis eine 1,2 stehen. Dabei wollte sie nur so gut wie möglich sein, um ihr Medizinstudium aufnehmen zu können. „Dass ich schließlich die Jahrgangsbeste am Pirnaer Schiller-Gymnasium wurde, ist nur ein Bonus.“

Auf dem Weg zu ihrem Wunschstudium hat sie sich direkt nach dem Abitur für ein Praktikum entschieden. Im Pirnaer Klinikum erfüllt sie damit bis Ende des Monats eine Bedingung für das Medizinstudium. Falls alles klappt, beginnt Sara im Oktober mit studieren. Doch zuvor geht es erst einmal in die Ferien. Ins Riesengebirge und einige Tage ans Wasser. Kraft schöpfen, ausruhen, sich erinnern.

Daran zum Beispiel, wie ihre Mutter ihr damals kurz vor der Aufnahmeprüfung von der Schule nahe der Grenze erzählt hatte, in der deutsche und tschechische Schüler gemeinsam lernen. „Ich mag Änderungen und Herausforderungen“, sagt Sara. „Zudem war mir bewusst, dass es eine einzigartige Möglichkeit war, Deutsch zu lernen.“ Als sie die Aufnahmeprüfung bestand, war klar: Die nächsten sechs Jahre sollte Pirna ihr Lebensmittelpunkt sein.

Dazu gehörte von montags bis freitags das Leben im Internat. Man musste sich der Hausordnung anpassen, und die Trennung von der Familie war eine Herausforderung, sagt Sara. „Es gab zwar keine Privatsphäre, aber ich habe auch viele schöne Momente mit meinen Freunden erlebt.“

Andere tschechische Mitschüler konnten am Anfang schon mehr und besser Deutsch. So waren erst einmal alle Fächer schwer. „Ich habe die Lehrer und ihre Aufgabenstellungen einfach nicht verstanden.“ Zum Glück wurden zunächst die meisten Fächer auf Tschechisch und von tschechischen Lehrern unterrichtet. „So hatte ich relativ viel Zeit, Deutschkenntnisse nachzuholen.“ Später kämpfte sie mit Gemeinschaftskunde. „Dieses Fach entsprach so gar nicht meinen Interessen.“ Dass sie am Ende aber auch hier einen super Abschluss machte, das verdankt sie auch der Hilfe ihrer Freundin Luise. Mathematik hingegen war schon immer Saras Lieblingsfach, Chemie, Physik und Biologie kamen dazu.

Wer fast nur Einsen bekommt, wird schnell zum Streber. „Falls man sich dabei jemanden vorstellt, der keine Freizeit hat und alles für die Schule opfert, dann entspricht das nicht meinem Leben“, sagt Sara. Sie hat für alles Zeit gefunden, für ihre Hobbys und für ihre Freunde. Und das sind jeweils viele. Sara fährt Ski, spielt Volleyball, begann mit Paartanz und lernt Gitarre spielen. „Wenn mich aber jemand als Streber bezeichnet, weil ich mein Bestes für die Bildung gebe, dann trifft der Begriff wohl auf mich zu.“ Immerhin hat es sie viel Mühe und Zeit gekostet, einen solchen Abschluss zu schaffen. Diesen Ehrgeiz bringen übrigens die meisten der tschechischen Schüler am binationalen Pirnaer Schiller-Gymnasium mit. Sie sehen es als große Chance, das Abitur in Deutschland abzulegen.

In zehn Jahren, so hofft Sara, wird sie Ärztin sein. Mehr Gedanken macht sie sich noch nicht. Sie konzentriert sich immer auf die nahe Zukunft, wie sie sagt. Und das heißt jetzt: erfolgreicher Abschluss des Medizinstudiums.