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Bilder aus dem Schatten des Jeschken

Der Fotograf Siegfried Weiss hat einen Landschafts-Bildband erstellt. Er präsentiert ihn am Mittwoch in der „Buchkrone“ am Zittauer Markt.

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Von Rolf Hill

Zittau/Jablonec. Es ist schon ein Credo, ein Bekenntnis, das der bekannte Fotograf Siegfried Weiss aus Jablonec nad Nisou (Gablonz) an den Anfang seines neuen, nun auch in Deutsch erschienenen Buches „Meine vertrauten Landschaften“ stellt. Dabei handele es sich nicht um ein beliebig großes Stück Erde, schreibt er. Es müsse nicht einmal die engste Heimat sein. Und weiter wörtlich: „Aber, es muss ein Ort sein, wo sich mein Herz öffnet.“ Auch wenn er im Laufe seines Lebens viele andere gesehen habe, deren Schönheit und blendende Pracht ihn zu überwältigen drohten, wie zum Beispiel die Alpen oder die Dolomiten, sei ihm doch stets bewusst gewesen, dass er hier nur zu Gast war. „Die Rückkehr aus diesen Welten, bedeutete überdies demütiges Erkennen, dass im Schlichten ungesehene Schönheit verborgen ist und dass in einer unscheinbaren Landschaft doch alle Herrlichkeit der Welt liegt“, räumt er ein.

Und ehe man sich so recht versieht, geht man mit dem 81-Jährigen auf die Reise, folgt den Spuren seiner Kindheit und Jugend, des Erwachsenwerdens bis hin zum heutigen Tag. Natürlich faszinieren dabei in erster Linie immer wieder die einzigartigen, stimmungsvollen Fotos. Schließlich handelt es sich doch um einen Bildband. Andererseits offenbart Siegfried Weiss hier auch mit seinen Worten ein Gefühl der Dankbarkeit, Bewunderung und Liebe zur Natur, das ihm schon von den Eltern und dem Großvater bei den Wanderungen mit Dackelhündin Nelly vermittelt wurde.

Untertitel nicht zufällig gewählt

Natürlich wird beim Blättern im Buch, dem ersten Betrachten der Fotos, sehr schnell deutlich, dass diese Landschaften in Wahrheit alles andere als unscheinbar sind. Davon konnten sich wohl seit jeher ganze Generationen von Besuchern, nicht zuletzt aus der benachbarten Oberlausitz, mit eigenen Augen überzeugen.

Nicht zufällig hat der Autor des vorliegenden Bandes den Untertitel „Im Schatten des Jeschken“ gewählt. Mit seinem 1 012 Meter hohen Gipfel und dem weithin sichtbaren schlanken, futuristischen Turm vergleicht er ihn mit der Nadel einer Sonnenuhr, deren Schatten, je nach Tageszeit, über das ganze Land wandert, in welches unsere virtuelle Reise gehen soll. So gliedern sich dann auch die einzelnen Kapitel: Jizerské hory (Isergebirge), Krkonoše (Riesengebirge), Ceský ráj (Böhmisches Paradies), Máchuv kraj (Mácha Landschaft), Lužické hory (Lausitzer Gebirge), Ještedské hory (Jeschkengebirge) und schließlich Maloskalsko (Landschaft um Malá Skála). All das seien die geliebten und vertrauten Landschaften seiner Jugend, zu denen er nun zurückkehren will, betont Siegfried Weiss. Meisterhaft versteht er es dabei, den „Begleiter“, neben dem offensichtlichen Blickfang seiner faszinierenden Fotos, auch auf die kleinen Dinge am Wegesrand aufmerksam zu machen und diese mit dem eigenen Erleben zu verknüpfen.

Schon in der Jugend wollte er sich mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln der Schönheit seiner Umgebung bemächtigen. So rannte er damals ständig mit dem Zeichenblock durch das Gebirge, um Skizzen für Linolschnitte zu machen. Oft schleppte er auch eine kleine Staffelei und Farben mit.

Erst das Fotografieren gibt Ordnung

Doch diese Besessenheit führte ihn nicht zum Erfolg. Längst kam er zur Erkenntnis: „Erst das Fotografieren gab all dem eine gewisse Ordnung und Ziel.“ Besonders durch das Erscheinen des ersten gemeinsamen Buches „Jizerské ticho“, an dem auch die Fotografen Lubomir Václavek und Wolfgang Ginzel – Bruder des bekannten Weltenbummlers und Misthausbesitzers Gustav Ginzel – beteiligt waren, habe er eine sinnvolle Tätigkeit gefunden, resümiert er heute. In den folgende Jahren, ab 1987, erschienen von ihm elf weitere repräsentative eigene Bildbände, von denen zwei über die Dolomiten und Mittelasien aber nur in kleiner privater Auflage seiner Frau gewidmet waren. Diverse Kalender ergänzen sein künstlerisches Schaffen. Für seine Verdienste um die Heimat wurde Siegfried Weiss 2013 vom Regionalpräsidenten des Liberecký kraj (Region Reichenberg), Martin Puta, mit der Auszeichnung „Pocta hejtmana Libereckého kraje“ geehrt. In Putas Begründung hieß es: „Er ist eine große Persönlichkeit unserer Region, denn er schafft dauernde und echte Werte, die so wichtig für unser besseres Leben sind.“