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Birkenhof schmeißt Chef raus

Nachdem ein Sturm auf der Kinderfarm in Hartau schweren Schaden angerichtet hat, gab es eine Spendenaktion. Die bringt Roy Kleint nun in Schwierigkeiten.

Von Jan Lange
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Roy Kleint ist nicht mehr Vorsitzender des Verein Birkenfarm in Hartau.
Roy Kleint ist nicht mehr Vorsitzender des Verein Birkenfarm in Hartau. © Rafael Sampedro

Es sind manchmal nur ein paar Worte oder ein Satz, der aufhorchen lässt. So auch in der Pressemitteilung des Birkenfarm-Vereins aus Hartau. Darin teilt dieser mit, dass die Aufräumarbeiten nach dem Sturmschaden gut voran gehen. Viel spannender ist allerdings die Info, dass Roy Kleint, der bisherige Vorsitzende von seinem Amt entbunden wurde und aus dem Verein ausgeschieden ist. Oha! Was ist denn da los?

Auf Nachfrage beim Verein erklärt Volker Beer, dass dem geschassten Vorsitzenden gröbere Verstöße gegen die Vereinsordnung vorgeworfen wurden. Es sei dabei um seinen Umgang mit Finanzmitteln gegangen. Darum, bis zu welcher Höhe er über die Verwendung selbst entscheiden kann und wann er den Vorstand einbinden muss. Er habe eingegangene Spenden nicht deutlich angezeigt und auch nicht, wie sie ausgegeben wurden, so Beer. 

Konkret ging es dabei um finanzielle Unterstützung nach dem Sturmschaden, der Ende März durch das Tief "Eberhard" entstanden war. Die Hilfsbereitschaft nach dem Sturmtief war groß - ob von der Feuerwehr, Dachdecker, Jobcenter, Baufirmen oder Parteien. Die Einen packten tatkräftig mit an, um den Schaden zu beheben, andere organisierten zusätzliche freiwillige Helfer oder spendeten kleinere oder größere Beträge. Das Geld wurde teilweise unbürokratisch in bar übergeben. Der Ex-Vereinschef habe dabei zwei Spenden in Kuverts gesteckt und diese unabsichtlich mit nach Hause genommen, erfuhr die SZ aus seinem Bekanntenkreis. Das habe den Stein ins Rollen gebracht.

Es sei ein Fehler gewesen, den er aber auch eingesehen habe, sagt Dietrich Thiele, der engen Kontakt zu Roy Kleint hat. Das Ganze sei ohne Vorsatz passiert, verteidigt Thiele seinen Bekannten. Er habe das Geld in einer anderen Tasche gehabt und vergessen. Inzwischen sei die Summe zurückgezahlt. Roy Kleint bestätigt auf SZ-Nachfrage diese Darstellung. In seiner Euphorie habe er, so Kleint, Baumaterialien und Arbeitshandschuhe gekauft sowie einen Transporter angemietet, weil der Verein selbst kein Auto besitzt. Die Zustimmung des Vorstandes habe er sich dafür vorher nicht eingeholt, obwohl er das laut Satzung hätte machen müssen. Er habe das alles aber nicht für sich, sondern nur für den Verein und die Kinder getan.

Dietrich Thiele empfindet deshalb auch den Umgang des Vereins mit seinem Vorsitzenden nicht schön. Seiner Meinung nach hätte man den Sachverhalt in einem vernünftigen Gespräch klären können. Das habe der Verein auch versucht, betont Volker Beer. Man habe mit Roy Kleint intensiv über die Probleme gesprochen. Es sei nach Beers Worten auch nicht von vornherein das Ziel gewesen, den Vorsitzenden abzusetzen. Sein Verhalten sei aber nicht kooperativ gewesen, so dass dem Vorstand nicht anderes übrig blieb, als den Vereinschef von seinen Aufgaben zu entbinden. Das gegenseitige Vertrauen sei nicht mehr da. Roy Kleint hat die Absetzung hart getroffen. Er hätte gern weitergemacht, aber unter bestimmten Personen sei das nicht möglich gewesen, sagt er.

Beer bestätigt, dass das "unterschlagene" Geld inzwischen zurückgezahlt wurde. Deshalb müsse der Ex-Vorsitzende auch keine gerichtlichen Konsequenzen fürchten.

Roy Kleint, der die Kinderfarm in Hartau zwei Jahre lang geleitet hat, habe sich nach dem Sturmschaden sehr aktiv darum gekümmert, dass alles in Ordnung gebracht wird, schickt Volker Beer ein Lob dem früheren Vereinschef hinterher. Dass er nichts getan habe, könne ihm niemand vorwerfen. Dennoch sei die Basis für eine gemeinsame Zusammenarbeit nicht mehr gegeben. Dietrich Thiele bestätigt, dass Roy Kleint zwei Jahre gut und gerne für den Hartauer Birkenhof gearbeitet habe.

Seine Arbeit müssen nun andere übernehmen - und werden dies auch tun. Der Verein werde weiter bestehen, betont Volker Beer und will damit möglichen Gerüchten entgegentreten. Das deutsch-tschechisch-polnische Camp in den ersten beiden Wochen der Sommerferien wird stattfinden, erklärt er. Daran konnte weder das Sturmtief noch die personellen Veränderungen etwas ändern. "Das Team von der Birkenfarm bereiten gemeinsam mit der Kinderstiftung dieses grenzübergreifende und zu einer schönen Tradition gewordene Camp intensiv vor", teilt der Verein mit. Gefördert wird dieses Projekt vom deutsch–tschechische Zukunftsfond. 

Die Geschäfte gehen also weiter - auch ohne Vorsitzenden. Der restliche Vorstand führe den Verein mit seinen etwa 20 Mitgliedern bis zu einer endgültigen Lösung weiter. Parallel dazu werde nach einem neuen Vorsitzenden Ausschau gehalten. Beer hofft, dass bis spätestens Ende des Jahres der Birkenfarm-Verein wieder einen Chef hat. "Besser wäre es natürlich, wenn wir bereits bis Ende September eine Lösung gefunden haben", fügt Beer hinzu.

Alle jene, die bei der Beseitigung der Sturmschäden selbst oder mit Spenden geholfen haben, sind am 29. Mai um 16 Uhr zu einer kleinen Dankeschön-Veranstaltung in den Birkenhof eingeladen.

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