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Bischof besucht die schwierigen Kinder in Schmiedeberg

Wenn niemand mehr weiter weiß mit einem Kind, kommt es ins Heim. Wie wird dort geholfen?

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Von Franz Herz

Landesbischof Jochen Bohl hat in Schmiedeberg einen scharfen Kontrast erlebt. Bei sonnigem Herbstwetter ist er auf seiner Visitationsreise zum Kinder- und Jugendheim der Diakonie in Schmiedeberg gefahren. Dort bekam er einen Blick in eine dunkle Ecke unserer Gesellschaft. Fünf wichtige Fragen beantwortete Heimleiter Eric Maes.

Mit welchen Problemen kommen die Kinder?

Die Diakonie betreut hier Kinder, die viele Probleme auf einmal haben. So leiden sie an Bindungsstörungen, sind verhaltensauffällig oder können sich nicht konzentrieren. Zwei Drittel von ihnen benötigen regelmäßig Medikamente, um nicht auszuticken. Sogenannte Blocker helfen ihnen, ruhig zu bleiben. Kinder mit Suchtproblemen werden im Heim nicht betreut. Das sieht das Konzept nicht vor.

Woher kommen die Kinder

ins Heim?

Die 18 Kinder, die im Heim betreut werden, kommen zur Hälfte aus unserem Landkreis. Die anderen stammen vorwiegend aus Dresden und dem Nachbarkreis Mittelsachsen. Einzelne kommen aus anderen Bundesländern. Sie werden von den Jugendämtern geschickt, die auch 185 Euro pro Tag für den Heimaufenthalt bezahlen. Die Jüngsten kommen mit sechs Jahren. Sie können bleiben, bis sie 21 sind. Doch manche Landkreise zahlen nur bis zum 18. Geburtstag.

Warum müssen die Kinder ins Heim?

Die Probleme der Kinder beginnen in der Regel schon bei den Eltern. Die haben im Schnitt vier Kinder – die anderen Geschwister leben aber meist auch in Einrichtungen der Jugendhilfe. Für 80Prozent der Kinder ist auch kein Vater da. „Die Kinder können nichts dafür. Ihre Probleme sind ihnen nicht angeboren. Das haben Erwachsene verursacht“, sagt Diakonie-Geschäftsführer Jörg Ihbe. Manche der Kinder haben schon viele verschiedene Arten der Jugendhilfe erlebt.

Welche Aussichten haben die Kinder?

Die Erfolge, Kinder wieder in die Gesellschaft einzugliedern, halten sich in Grenzen. Es gibt glückliche Ausnahmen wie ein Mädchen, das Abitur gemacht, oder einen Jungen, der erfolgreich seine Lehre absolviert hat. Die Regel ist, dass die Kinder in Betreuungsmaßnahmen zur Berufsvorbereitung landen. Wenn jemand nicht im Schmiedeberger Heim aufgenommen werden kann, bleiben oft nur geschlossene Einrichtungen.

Wie arbeitet das Kinder- und Jugendheim?

Zum Heim gehören eine Wohngruppe mit acht Jungen in Schmiedeberg, eine mit sieben Mädchen in Bärenstein und eine Wohngemeinschaft in Glashütte für vier ältere Jugendliche, die schon selbständiger sind. 26 Mitarbeiter, Erzieher, Sozialpädagogen, eine Psychologin und eine Kunsttherapeutin kümmern sich um die Kinder, die teilweise eine Einzelbetreuung benötigen.

Der Landesbischof sagte: „Hier liegen Licht und Dunkelheit nahe beieinander. Wir dürfen aber als Christen der Dunkelheit der Welt nicht ausweichen.“