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Blanke war einst einer der größten Betriebe in Dippoldiswalde

Die Firma Blanke feiert 125-jähriges Bestehen in Bonn. Viele Jahre war sie in Dippoldiswalde ansässig.

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Von Franz Herz

Heute sitzt die Firma Blanke Armaturen in Bonn, gegründet wurde sie in Leipzig. Sie gehört aber auch zur Dippoldiswalder Wirtschaftsgeschichte. 1887 hat Heinrich Blanke den Betrieb in Leipzig gegründet und begonnen, Schmiergeräte, Tropföler, Schmiernippel und anderes Zubehör für die Motorschmierung und Ölkontrolle zu bauen. Angefangen hat er mit fünf Mitarbeitern. Das Unternehmen feiert daher sein 125-Jähriges.

1905 hat Blanke in Dippoldiswalde einen größeren Betrieb aufgebaut und sein Unternehmen hierher verlagert. Ab 1910 setzte Blanke halbautomatische Maschinen in seiner Fertigung ein. 1918 erweiterte Blanke seinen Betrieb. 1919 zählte er zu den größeren Betrieben in der Stadt, wo ein Arbeiterrat gewählt wurde.

1920 produzierte er eine komplette Palette von Schmiergeräten, Ölkontrollgeräten und Sichtkontrollen für den Ölstand. Die Kunden konnten bei ihm nach Katalog bestellen. Der Vertrieb reichte nach ganz Europa und nach Asien, wie die Firma informiert.

Dieses Produktionsspektrum machte den Betrieb auch für die Rüstungsindustrie bedeutsam. 1933 hatte die Blanke-Armaturen GmbH 34 Arbeiter und ein Jahr später schon 240 Belegschaftsmitglieder, wie die Dippser Stadtchronik unter Berufung auf Akten des Landratsamts berichtet.

Sie berichtet auch, dass mit dem Jahr 1938/39 in der Armaturenfabrik das Rüstungsgeschäft einsetzte. Dort wurden jetzt vorwiegend Teile für die Flugzeugindustrie und Panzerfertigung hergestellt.

Die Familie Blanke, die selbst katholisch war, stellte ab 1940 einen Raum für katholische Gottesdienste zur Verfügung. Die Gemeinde feierte dort bis 1945 Gottesdienste.

Ab 1941 beschäftigte das Unternehmen Kriegsgefangene und sogenannte Fremdarbeiter. Anfangs waren es 30 Franzosen und Belgier. Später kamen auch Fremdarbeiter aus Polen, Tschechien und der Sowjetunion dazu. Für die Fremdarbeiter bittet das Unternehmen 1943 um die Erlaubnis, den Sportplatz zu nutzen. Die zivilen Ausländer, die im Betrieb sind, vor allem Belgier, wollen Fußball spielen.

Die Mitarbeiterzahl wuchs bis 1944 auf 550 Arbeiter an, insgesamt kam das Unternehmen auf fast 800 Beschäftigte. In dieser Zeit gab es auch Proteste wegen der Arbeitszeit. Diese betrug in den Kriegsjahren 72 Stunden die Woche. Am 6. Mai 1945 hörte die Firma Blanke auf zu arbeiten, weil die Front Dippoldiswalde erreichte. Die Maschinen standen still, es kam zu Einbrüchen, und die Lebensmittelvorräte im Keller wurden geplündert. Im Juni erbittet die Firma Blanke vom Bürgermeister ein Fahrrad als Dienstfahrzeug, um Kurierfahren nach Glashütte, Schmiedeberg oder Freital erledigen zu können.

Im August 1945 wurde die Familie Blanke enteignet, weil sie während des Kriegs für die Rüstungsindustrie gearbeitet hatte. Johannes und Walter Blanke wurde dies mitgeteilt. Sie verließen Dippoldiswalde. Bald danach begann die Demontage des Betriebs. Alle Maschinen, Einrichtungen und Werkzeuge wurden in Kisten verpackt und in die Sowjetunion gebracht. In der Fabrik arbeitete später der VEB Hydraulik.

Die Familie Blanke hatte Verwandtschaft in Bonn und zog deswegen ins Rheinland, wo sie wieder begann, Armaturen zu produzieren. Heute hat das Unternehmen den Sitz in Bad Godesberg und wird von Franz Blanke geführt, dem Enkel des Gründers. Unter der Marke Blago werden Armaturen und Verbindungsteile für Hydraulik und Pneumatik weltweit vertrieben.