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Blumen statt Eis

Das ganze Jahr über unterstützt Katrin Tege ihren Mann Mario im Eiscafé. Aber für zwei Wochen im Jahr ist sie die Chefin.

Von Jörg Richter
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Katrin Tege hat bereits viele Mustergestecke vorbereitet. Sie werden am Wochenende in ihrem Blumenladen hinterm Koselitzer Eiscafé zu bewundern sein.
Katrin Tege hat bereits viele Mustergestecke vorbereitet. Sie werden am Wochenende in ihrem Blumenladen hinterm Koselitzer Eiscafé zu bewundern sein. © Lutz Weidler

Koselitz. Die Eissaison ist vorbei. Auch in Koselitz, wo das beliebteste Eiscafé zwischen Gröditz und Riesa steht. Im Sommer schnappen sich viele Familien ihre Fahrräder und pilgern in den kleinen Ort, den wohl viele links liegenlassen würden, gebe es dort nicht das beste Softeis weit und breit.

Mario Tege betreibt hier sein Eiscafé. Von Anfang April bis Ende Oktober gibt er hier den Ton an. Doch neigt sich das Jahr dem Ende zu und draußen wird es eher dunkler, dann übernimmt seine Frau Katrin das Kommando. Jedes Jahr, in den beiden Wochen vor dem ersten Advent, schließt sie ihren Blumenladen hinterm Eiscafé auf und bastelt Gestecke. Mal weihnachtlich, mal ganz neutral. So, wie sie auf ihrer Floristikausstellung bestellt werden. Diese findet wieder an diesem Sonnabend und Sonntag von 14 bis 18 Uhr statt.

Im Hinterhof und im ehemaligen Stall, wo Katrin Tege 2005 ihren eigenen Laden eröffnete, wird seit Tagen dekoriert. Die 50-Jährige ist dabei voll in ihrem Element, und ihr Ehemann hilft dabei. „Ich bin für die groben Dinge zuständig, und sie verfeinert es“, sagt Mario Tege. So wird es auch in den nächsten zwei Wochen zugehen, wenn alle Gestecke, die am Wochenende bestellt werden, kunst- und liebevoll gefertigt werden.

Bis vor ein paar Jahren hatte sie ihren Blumenladen von November bis März auf. Also in der kalten Jahreszeit, in der das Eiscafé geschlossen ist. Sie erinnert sich: „Der Blumenladen ist gut gelaufen. Aber es gab ein Problem: Das Eiscafé läuft noch besser.“ Und dort steht sie ihrem Mario zur Seite. Von April bis Oktober, jeden Tag, 14 Stunden lang. „Wenn man das durchgezogen hat, ist man platt“, sagt sie. Deshalb gönnt das Ehepaar sich und den sieben Angestellten eine lange Winterpause, bevor im März die neue Eissaison wieder vorbereitet wird. Dann werden das Café neu gestrichen und Floristikmessen besucht. Denn die nächste Ausstellung Mitte November folgt bestimmt.

Mario und Katrin Tege haben für sich entschieden, dass das reicht. Gedanken, auch noch den Blumenladen zum Eiscafé zu machen, haben sie sich nie gemacht. Auch zusätzliche Tische und Stühle für den Außenbereich möchten sie sich nicht anschaffen. Die Kapazität als kleines, feines Eiscafé auf dem Lande ist ausgereizt. Mehr brauchen sie nicht.

Am Wochenende steht nicht Katrin Teges Mann Mario, sondern sie im Mittelpunkt.
Am Wochenende steht nicht Katrin Teges Mann Mario, sondern sie im Mittelpunkt. © Lutz Weidler

Sie sind trotz des großen Erfolgs bescheiden geblieben. Das waren sie schon immer. „Wir waren fünf Jahre im Westen, aber wir wollten wieder nach Hause“, erzählt Mario Tege. 1995 kehrten sie heim, obwohl sie in der Nähe von Stuttgart beide einen gut bezahlten Job hatten. Doch die Sehnsucht nach einem beschaulichen und für die Kinder behüteten Landleben in Sachsen war größer. Katrin, die vor der Wende Kranfahrerin im Stahlwerk war, schulte um und wurde Floristin. Mario fand als gelernter Installateur schnell wieder eine Arbeit.

1997 schloss die Dorfgaststätte, die sich seit den 1920er Jahren im Familienbesitz befindet. Fünf Jahre später entschieden sich Mario und Katrin Tege, sie wieder zu eröffnen, aber als Eiscafé. „Viele haben uns damals für verrückt erklärt, vor allem die Banken“, erinnert sich der 52-Jährige. „Sie glaubten nicht, dass das auf dem Dorf funktioniert.“ Sie haben sich getäuscht. Und auch eine Floristikausstellung im vorweihnachtlichen Ambiente mit hausgemachtem Eierlikör und warmen Waffeln ist ein Renner. Davon können sich die Besucher am Wochenende selbst überzeugen.

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