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Bollywood im Oberland

Die Tänzer des Kirschauer Studios Tanzart sind deutschlandweit gefragt – aus einem besonderen Grund.

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© Carmen Schumann

Von Katja Schäfer

Kirschau. Wenn Spezialisten für indischen Tanz gebraucht werden, dann klingelt immer öfter das Telefon des Studios Tanzart in Kirschau. „Wir kriegen mehr und mehr Anfragen dazu, sind zum Ansprechpartner für indischen Tanz in Deutschland geworden“, berichtet Jana Schmück, die zusammen mit Anne Dietrich das Studio betreibt, das es jetzt genau zwei Jahre gibt.

Entstanden ist diese Situation dadurch, dass es in dem ersten großen Stück, das Tanzart mit seinen Schülern erarbeitet hat, um indischen Tanz geht. Die Qualität von „India Masala“ hat sich herumgesprochen. So weit, dass die Kirschauer jetzt sogar eine Partnerschaft mit der indischen Botschaft in Berlin vereinbart haben. – Auch sonst ist Tanzart auf Erfolgskurs. Allein bis Ende Oktober stehen zehn Auftritte an, zum Beispiel am 17. September in Bischofswerda im Stadion, am 8. Oktober in Berlin im Schloss Charlottenburg oder am 29. Oktober in Pillnitz. Hinzu kommen Veranstaltungen, die nur die beiden Leiterinnen als Prospect Dance-Company bestreiten. Außerdem sind sie viel international unterwegs. Jana Schmück arbeitet zum Beispiel derzeit an der Elfenbeinküste mit jungen Choreographen und recherchiert dort, um danach eventuell ein Stück mit deutschen und afrikanischen Künstlern zu entwickeln. An den 16 Kursen, die in Kirschau und Bischofswerda stattfinden, gibt es trotz der Reisen der beiden Chefinnen nie Abstriche. 180 Schüler nehmen daran teil; darunter drei Jungen. Sie entscheiden sich nicht für einen speziellen Stil, zum Beispiel Ballett oder Hip-Hop, sondern melden sich einfach zum Tanz an. „Gemacht wird dann immer das, was gerade in unseren Projekten dran ist“, erklärt Jana Schmück und kündigt an, dass fürs kommende Frühjahr wieder ein großes Tanzstück mit allen Schülern geplant wird.

Schon Bewerbungen fürs neue Jahr

„Wenn eine von uns unterwegs ist, versuchen wir immer, einen Gastdozenten da zu haben“, sagt Anne Dietrich. Ohnehin bemühen sie und ihre Mitstreiterin sich darum, viele Künstler nach Kirschau zu holen. Im Oktober kommt zum Beispiel eine indische Gruppe und es wird ein gemeinsames Projekt geben.

Hilfreich dabei ist das Residenz-Programm, das von der Kreissparkasse Bautzen unterstützt wird. In Nachbarschaft zu den Studio-Räumen sind in einem ehemaligen Textilbetrieb ein paar Zimmer eingerichtet worden, in denen Künstler für drei, vier Wochen wohnen und kreativ tätig sein können. Dabei wird Wert darauf gelegt, dass die Gäste auch mit den Tanzart-Schülern arbeiten, Workshops anbieten und ihre in der Residenz-Zeit entstandenen Stücke das erste Mal in Kirschau aufführen. Ein Inder, eine Afrikanerin und vier Finninnen waren zum Beispiel schon da. Jetzt kommt eine israelische Choreographin, im Dezember eine aus den USA. „Für nächstes Jahr haben wir schon viele Bewerbungen, sind jetzt am Auswählen“, berichten die Tanzart-Macherinnen, die sich darüber freuen, dass durch diesen internationalen Austausch für ihre Schüler der Umgang mit fremden Kulturen normal ist, und dass dadurch deutlich wird, dass das Leben abseits großer Städte nicht provinziell sein muss. Ganz stolz sind sie darauf, dass Tanz-art jetzt in den Landesverband der freien Theater in Sachsen aufgenommen wurde. „Weil wir die einzige Spielstätte für zeitgenössischen Tanz im ländlichen Raum sind“, erklärt Jana Schmück.