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Boulevard-Komödie zum Jubiläum

Die Laientheatergruppe Bratrowstwo besteht seit 25 Jahren. Am Sonnabend gibt es in Sollschwitz eine Premiere.

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© Andreas Kirschke

Von Andreas Kirschke

Sollschwitz. Hana soll einen Arzt heiraten. So will es ihr Vater, der sich einredet, krank zu sein. Er wünscht sich unbedingt einen Mediziner als Schwiegersohn. Doch Hana liebt Ingenieur Handrij ... Und so nehmen Turbulenzen, Verwechslungen und Verwicklungen ihren Lauf. „Es ist eine Komödie - in sich schlüssig, sehr flüssig, sehr rund. Wir haben gemeinsam entschieden, gerade dieses Stück zu spielen“, erzählt Sonja Rehor, Vorsitzende des sorbischen katholischen Vereins Bratrowstwo, über das Stück „„Der Esser und der Faule“. Seit Anfang September probt die 15-köpfige Laientheatergruppe des Vereins für die Premiere am 14. Januar um 19 Uhr im Kulturhaus Sollschwitz. Die Theatergruppe würdigt damit ihr 25-jähriges Bestehen.

„Es ist eine historische Boulevard-Komödie. Typisch ist das Altsorbisch der 1920er-Jahre“, unterstreicht Berufsschauspieler Mirko Brankatschk, seit drei Jahren künstlerischer Leiter der Gruppe. Fleiß und Freude am Theaterspiel wertschätzt er vor Ort. Jede Probe genießt er hier. „Eine Probe ohne Erlebnisse wäre keine Probe“, sagt der Bautzener und betont: „Wir haben viele Erlebnisse. Spannend für mich ist, die Laiendarsteller zu ermutigen zu übertreiben. Darin liegt die Würze des Stücks.“

Sprachlich anspruchsvoll

Die polnische Urfassung des Schwanks des Komödien-Autors und Dramatikers Jan Alexander Fredro (1829-1891) wurde von der Prager sorbischen Studentenvereinigung Serbowka übersetzt. Arnošt Muka und Jakub Bart-Cišinski gaben diese Fassung 1904 in der sorbischen Theatersammlung heraus. Für die Laientheatergruppe Bratrowstwo bearbeitete Benjamin Rehor im Sommer letzten Jahres das Stück. Er übersetzte es auch ins Deutsche, damit eine Simultan-Übersetzung verfügbar ist.

Sonja Rehor war auf das Stück im Antiquariat der Sorbischen Smolerschen Verlagsbuchhandlung in Bautzen gestoßen. Unterstützung für Kulissen und Kostüme erhielt der Verein Bratrowstwo vom Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen. Die Stiftung für das sorbische Volk übernahm das Honorar für den Regisseur sowie Kosten für Kulissen und Kostüme.

„Sprachlich ist das Stück sehr anspruchsvoll“, sagt Mirko Brankatschk. Die Proben verlaufen sehr intensiv. Der altsorbischen Sprache Lebendigkeit zu verleihen, ist die Herausforderung. „Das Stück enthält wunderbare Sprachbilder und Wörter auf Altsorbisch“, betont Sonja Rehor. „Die wollten wir verwenden.“

Gezielt führt die Laientheatergruppe den Schwank zu ihrem 25-jährigen Bestehen auf. 1992 entstand sie auf Initiative des damaligen Wittichenauer sorbischen Seelsorgers und Kaplans Stephan Delan. Das erste einstudierte Stück war „Die schlauen Wittichenauer“. „Es war eine Unterhaltung zwischen Himmel und Erde. Geführt von zwei Engeln mit zwei Kirchgängern“, erinnert sich Franz Lange (70) aus Kotten. Gemeinsam mit Michael Korch aus Sollschwitz, Gerhard Schramm aus Kotten und dem bereits verstorbenen Johann Schneider aus Rachlau gehörte er zu den Gründern der Gruppe. Das erste Stück zeigten sie zur Primizfeier für Kaplan Peter Krahl. Es sollte kulturelle Umrahmung sein. „Das Stück kam sehr gut an. Zuallererst ging es uns um die Pflege und Wahrung unserer sorbischen Muttersprache“, erzählt Franz Lange.

Bis heute spielte er rund 20 Rollen. „Jedes Stück ist etwas Besonderes. Du musst dich immer wieder neu einstellen“, erzählt der gelernte Lackierer und spätere Zimmermann über seine Leidenschaft Theaterspielen. Seine Rolle lernt Franz Lange zunächst stets durch Lesen. Manchmal hört ihn Enkelin Victoria (12) ab. Später lernt der Kottener vor allem auf der Bühne.

In die Rolle kommen

So geht es auch Anett Kochta (29) aus Lieske und Matej Rehor (21) aus Sollschwitz. Sie spielen Hana und Handrij. „Zur Laienspielgruppe fand ich durch Maria Schwede. Sie suchte damals gezielt junge Frauen“, sagt Anett Kochta. „Ich freute mich natürlich und sagte spontan zu.“

Dank der Laientheatergruppe stärkt Anett Kochta ihre Muttersprache. „Mein Sorbisch ist nicht mehr so fließend. Bedingt durch die Berufsausbildung in der Ferne“, erzählt die heutige Ergotherapeutin. Wie sie lernt auch Matej Rehor am praktischsten direkt auf der Bühne. Im aktuellen Schwank spielt er den Ingenieur Handrij von der Elstraer Lokomotiv-Gesellschaft. Dieser hält um Hanas Hand an. „Unser Regisseur fordert uns immer wieder heraus. Und das im guten Sinne“, meint Matej Rehor. „Er fordert uns, wirklich tiefgründig in die Rolle zu kommen - ohne uns zu überfordern.“ Wie die anderen freut sich jetzt Matej Rehor auf die Premiere am 14. Januar.

Weitere Vorstellungen: 15. Januar, 16 Uhr, in Sollschwitz, 22. Januar, 16 Uhr in Naußlitz (Kulturscheune); 28. Januar, 16.30 Uhr in Räckelwitz (Gasthaus Zum Inselteich); 5. Februar, 16.30 Uhr in Radibor (Gasthaus Meja); 4. März, 19.30 Uhr in Nebelschütz (Bjesada); 5. März, 16 Uhr in Dreikretscham (Gasthaus Biesold); 12. März, 16 Uhr in Crostwitz (Gaststätte Erbgericht); 19. März, 16 Uhr in Cunnewitz (Saal); 26. März, 16 Uhr in Bautzen (Serbski Dom); 2. April, 17 Uhr in Wittichenau (Alter Bahnhof).