Brachflächen sollen verschwinden

Ottendorf-Okrilla. Am Sonntag entscheiden die Einwohner von Ottendorf-Okrilla über einen neuen Gemeinderat. Bis auf Kai Albertowski, Hannes Köhler (beide CDU) und Frank Richter (SPD) stellen sich alle bisherigen Mitglieder des Gremiums erneut zur Wahl. Insgesamt bewerben sich 31 Kandidaten aus sechs Parteien beziehungsweise Wählervereinigungen für die 18 Plätze. Die SZ gibt einen Überblick, was die einzelnen Parteien und Kandidaten wollen.
CDU: Viele Themen strukturiert abarbeiten und Vorarbeit leisten
Für die CDU stellen sich zehn Kandidaten zur Wahl, davon sechs bisherige Gemeinderäte. „Unsere Bürger sollen hier nicht nur gut wohnen, sondern auch gern hier leben“, fasst Mirko Thomas das Wahlprogramm zusammen. Dazu sollen die Einkaufsmöglichkeiten verbessert und Brachflächen zu Wohn- und Gewerbestandorten entwickelt werden.
Weitere Ziele sind die Schaffung von Radwegen zwischen Ottendorf und Medingen sowie zwischen Hermsdorf und Weixdorf und eine Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs. Nach Dresden soll die Bahn im 30-Minuten-Takt fahren. Die Autobahnanschlussstelle Hermsdorf soll erhalten bleiben, weil es ansonsten zu einer massiven Erhöhung der Verkehrsbelastung in Hermsdorf, Medingen und auf der S 177 in Ottendorf kommen würde, sagt Andrea Ohm. Die Kandidatin will sich zudem dafür einsetzen, in der Verwaltung und in den Kindertagesstätten wieder ein positives Betriebsklima herzustellen.
In Hermsdorf und Medingen sollen neue Kitas entstehen. Für den Karpen soll ein Sport- und Veranstaltungskonzept erarbeitet werden. Ohm weist darauf hin, dass vieles am Geld hänge. „Weil wir vermutlich nie an den Punkt kommen werden, zu viel Geld in der Kasse zu haben, ist eine strukturierte und priorisierte Bearbeitung der vielen Themen sowie konzeptionelle Vorarbeit äußerst wichtig“, sagt sie.
Die Linke: Gemeinde darf sich finanziell nicht übernehmen
Die sieben Kandidaten der Linken, darunter vier derzeitige Gemeinderäte, wollen sich laut dem Wahlprogramm dafür einsetzen, dass alle Ortsteile kontinuierlich und gleichberechtigt weiterentwickelt werden. Dazu zählt eine gute pädagogische Kinderbetreuung von der Krippe bis zur Oberschule. Hierbei seien nach dem Prinzip „kurze Beine – kurze Wege“ die erforderlichen Kapazitäten der Kindereinrichtungen ausgewogen zu entwickeln und mit Leben zu füllen. Die drei Grundschulen sollen saniert werden.
Weitere Schwerpunkte sind die Erhaltung und Schaffung von erschwinglichem Baugrund und bezahlbarem Wohnen sowie die Schaffung einer sozialen und altersgerechten Infrastruktur für Senioren und beeinträchtigter Menschen. Durch Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung soll der überregionale Schwerverkehr innerorts reduziert werden. Ein sicheres Radwegenetz, die Schaffung von Einkaufsmöglichkeiten und ein verbesserter ÖPNV stehen ebenso auf dem Programm, wie eine nachhaltige Nutzung des Karpen und die Entwicklung des Schlosses Hermsdorf zum kulturellen Zentrum. Die Gemeinde dürfe sich aber nicht finanziell übernehmen. „Wir wollen keine Neuverschuldung für Leuchtturmprojekte und arbeiten wie bisher am Schuldenabbau“, heißt es im Wahlprogramm.
Aktionsbündnis Parteilose: Kulturelles Leben und Digitalisierung
Die Schaffung eines besseren Angebots an Verkaufseinrichtungen, insbesondere eines Vollsortimenters sowie eines Drogeriemarktes, steht an erster Stelle des Programms. Die Pläne der sechs Kandidaten, darunter drei bisherige Gemeinderäte, decken sich in weiten Teilen mit denen anderer Parteien, beispielsweise bei der Verbesserung des Nahverkehrs, dem Ausbau der Rad- und Gehwege, dem Erhalt der Sport-und Erholungsstätten, dem Engagement für eine gut ausgestattete Bildungslandschaft oder der Förderung der Vereinslandschaft.
Darüber hinaus soll ein großer Veranstaltungssaal geschaffen werden. Mittel- bis langfristig müsse dies geplant und im Haushalt abgebildet werden, sagt Lukas Ladig. Eine Idee, wo dieser entstehen könnte, enthält das Programm nicht. Karl-Heinz Großmann nennt als eines seiner Ziele jedoch die Prüfung der weiteren Nutzung des Karpen als Sport- und Veranstaltungsstätte. Lukas Ladig will sich außerdem dafür einsetzen, dass die Bürger mehr Serviceangebote und Amtsgänge bei der Gemeinde digital erledigen können.
SPD: Weniger Verkehr und weniger Schulden
Für die SPD stellt die bisherige Gemeinderätin Undine Michler und drei weitere Kandidaten zur Wahl. Neben Geh- und Radwegen und dem Nahverkehr spielen auch bei ihnen die Einkaufsmöglichkeiten eine Rolle. „Es fehlt in unserer Gemeinde eine Verkaufseinrichtung mit Vollsortiment“, sagt Michler. Für dessen Ansiedlung und die eines Drogeriediscounters will sie sich einsetzen. Durch geeignete Streckenverbote für den überregionalen Güterverkehr und eine Ortsumgehung zur B 97 soll die Lebensqualität der Anwohner gesichert werden.
Außerdem soll das Kulturangebot erweitert werden. „Zu der neu entstandenen Zweifeldhalle wird ein Kulturzentrum oder eine Mehrzweckhalle benötigt“, sagt sie. Jürgen Lommatzsch will sich für eine größere Unterstützung der Vereinslandschaft einsetzen, beispielsweise in Bezug auf größere Veranstaltungsstätten. Eine Möglichkeit wäre für ihn der Karpen. Parallel zur Erschließung weiterer Wohngebiete müsse die Infrastruktur entwickelt werden. Im Einzelfall müsse aber genau geprüft werden, ob eine Investition getätigt wird oder ob besser erst einmal vorhandene Schulden getilgt werden, sagt er. Evelyn Salomon nennt eine bedarfsgerechte und qualifizierte Kinderbetreuung und schulische Ausbildung in allen Ortsteilen als Ziel. „Kinder brauchen Spielplätze, sichere Wege und Straßen.“
FDP: Infrastruktur, Ansiedlung neuer Technologien und betreutes Wohnen
Neben dem derzeitigen Gemeinderat Karsten Stephan stellt sich Thomas Liepke zur Wahl. Schwerpunkte für die nächsten fünf Jahre sind für Stephan eine nachhaltige Haushaltspolitik, Investitionen in die Infrastruktur, die Unterstützung bei der Schaffung von Einrichtungen von betreutem Wohnen und anderen sozial-medizinischen Einrichtungen, die Ansiedlung von zukunftsweisenden Technologien, die Beseitigung von Industriebrachen, der ÖPNV und der bedarfsgerechte Ausbau von Schulen.
AfD: Nahverkehr und medizinische Versorgung
Für die AfD wollen Meinhard Schulze und Maritta Graf-Friedrich in den Gemeinderat einziehen. Ein Ziel ist eine Verbesserung des Nahverkehrs. Dieser soll in den Hauptverkehrszeiten enger getaktet werden. Außerdem soll es eine direkte Busverbindung nach Kamenz geben. Die Durchsetzung könne nur in Abstimmung mit dem Verkehrsverbund und finanziert vom Landkreis erfolgen, sagt Graf-Friedrich. Außerdem wolle sie sich für die Schaffung einer mobilen Einrichtung für Fachärzte einsetzen.
Meinhard Schulze will nach eigener Aussage als Gemeinderat an der Kitakonzeption mitarbeiten und hat sich die weitere Reduzierung der Gemeindeschulden sowie die Wiedergewinnung von Brachen zum Ziel gesetzt. Außerdem soll die Grundsteuerreform so umgesetzt werden, dass die Einnahmen der Gemeinde nicht sinken. Dafür sehe er keinen Spielraum, sagt Schulze.