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Brauerei in Großröhrsdorf hat neue Besitzer

Großröhrsdorf. Einer der Investoren für Böhmisch Brauhaus kommt aus Sachsen-Anhalt. Hinter ihm steht die Brauerei Landsberg.

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Von Reiner Hanke

Die wirtschaftlich angeschlagene Großröhrsdorfer Brauerei ist vorerst gerettet. Zum dritten Mal seit der ersten Insolvenz 2001 ruht die Hoffnung der Belegschaft auf einem neuen Besitzer. Diesmal wollen zwei Unternehmer aus Sachsen-Anhalt und Thüringen den Karren aus dem Dreck ziehen und das Unternehmen sanieren: Andreas Hichert und Christoph Thormann kommen beide aus der Brauereibranche.

Thormann ist selbst Chef einer mittelständischen Brauerei in Landsberg bei Halle. Die Marke dürfte in Ostsachsen aber eher unbekannt sein. Hier wollen die Unternehmer dafür Böhmisch Brauhaus endlich wieder mit positiven Schlagzeilen ins Gespräch bringen. Und Gerüchte entkräften, in der Brauerei würden bald die Lichter ausgehen.

Zuletzt hatte das der Bochumer Unternehmer Peter Schumacher erfolglos versucht. Vor allem sei er daran gescheitert, dass es ihm nicht gelang, die dringend nötigen Investitionen auf den Weg zu bringen, sagte Insolvenzverwalter Gunter Tarkotta gegenüber der SZ. So schlitterte Böhmisch Brauhaus nach 2001 jetzt erneut in die Pleite. Im März wurde das Insolvenzverfahren eröffnet.

Ob tatsächlich Anhaltspunkte für Straftaten in der Geschäftsführung vorliegen, damit muss sich die Staatsanwaltschaft Görlitz beschäftigen. Die ist noch etwas zurückhaltend, bestätigt aber: „Wir ermitteln in dem Komplex Böhmisch Brauhaus.“ Die neuen Hausherren brauchen sich um die Misswirtschaft der Vergangenheit, wie sie formulieren, kaum Sorgen zu machen. Sie haben nur die Insolvenzmasse der Brauerei – wie Immobilien und Technik – inklusive der Markenrechte erworben, nicht aber die zahlungsunfähige Gesellschaft „Böhmisch Brauhaus GmbH seit 1887“. Die bleibt samt Schulden beim Insolvenzverwalter. Damit künftig weiter gebraut werden kann, wurde eine neue Gesellschaft gegründet: die Böhmisch Brauhaus Großröhrsdorf GmbH. Deren Geschäftsführer sind wiederum Christoph Thormann und Andreas Hichert. Die offizielle Übernahme der Insolvenzmasse soll am 27.Mai stattfinden. Ab diesem „Tag läuft der Betrieb unter unserer Regie“, so Christoph Thormann. Neun der einstmals 17 Mitarbeitern sollen dann in der neuen GmbH weiter das Traditionsbier brauen. Sein Interesse an der Brauerei sei nicht neu, sagt Thormann. Mit den Vorbesitzern sei er aber nicht ins Geschäft gekommen. Die Forderungen waren zu hoch. Für die Insolvenzmasse plus Anschubfinanzierung haben die Investoren nach eigenen Angaben 400000 Euro hingeblättert, können ohne alte Hypotheken in die Zukunft starten und versichern der Kundschaft: Die Produktion läuft, die gesamte Bierpalette werde ausgeliefert.

Das klingt beruhigend. Doch der Investitionsstau an Flaschenkeller und Sudhaus ist damit nicht behoben. Wegen der maroden Anlagen musste sogar ein Teil der Produktion nach Landsberg verlagert werden. Dort wird jetzt der Malzextrakt gekocht: „85Prozent der Produktion sind aber hier“, sagt Andreas Hichert und versichert: Sie seien nicht angetreten, um den Betrieb zu verlagern und Großröhrsdorf dicht zu machen.

Mit schnellen Investitionsversprechen sind Thormann und Hichert dennoch erst einmal vorsichtig. Der Betrieb solle sich erst stabilisieren. Nächstes Jahr werde dann nicht nur Bier, sondern auch Geld fließen. Wie viel, ist noch unklar: „Wir wollen hier einen modernen Betrieb errichten, Marke und Standort sichern“, versprechen die neuen Chefs. Hier werde in handwerklicher Tradition ein hervorragendes Bier gebraut, das sich vom Massengeschmack abhebe. Darin sehen die Investoren ihre Chance.