Von Mareike Huisinga
Leise plätschert die Gottleuba. Das war nicht immer so! Zu Flutzeiten 2002 wurde aus dem Bach ein reißender Fluss. Dennoch hatten die Haselberger Glück. „Wir wurden zwar evakuiert, aber die Gottleuba hat keinen Schaden an den sechs Gebäuden angerichtet“, erzählt Ralf Stecher. Die sechs Häuser, in denen 30Personen wohnen, machen den Ort Haselberg aus: eine „Exklave“ von Bad Gottleuba, ziemlich versteckt direkt an der Talsperre. „Stimmt, wir sind etwas abgelegen, dafür wohnen wir aber sehr ruhig in der Natur“, sagt Stecher und weist von seinem Garten auf die grünen Hänge der Anhöhe „Tannenbusch“. Auf der anderen Seite des Tals steigen sacht saftige Wiesen mit gelbem Löwenzahn an.
Straße gleicht Flickenteppich
Von mondänem Trubel könne in Haselberg keine Rede sein, stimmt Walter Grosse zu, der seit 1957 in dem Ortsteil wohnt. Allerdings findet Stecher dann doch ein Haar in der Suppe: „Der Nachteil ist, dass wir etwas stiefmütterlich von der Stadt Bad Gottleuba-Berggießhübel behandelt werden. Manchmal denke ich, für das Zentrum des Kurortes wird viel mehr getan. Wir sind lediglich das fünfte Rad am Wagen.“ Dann springt er flott aus seinem Gartensessel und zeigt auf die Straße. In der Tat, ein Flickenteppich ist dagegen nichts: Überall verfüllte Löcher, der Straßengraben existiert zum Teil nicht mehr. „Wenn es stark regnet, kann das Wasser von den Hängen nicht im Graben abfließen, sondern läuft auf der Straße“, stellt Walter Grosse fest. Beide Herren sind sich einig: Ein grundhafter Ausbau der Straße durch Haselberg wäre mehr als angebracht.
Gibt es weitere Probleme im Ort? Ralf Stecher ist um keine Antwort verlegen: „Ja, dort drüben!“ Der 45-Jährige weist auf die braunen Hügel gleich am Ortseingang hin. Von einer gelungenen Visitenkarte des Ortes kann tatsächlich keine Rede sein: Eine Firma lagert hier Erdaushub. Nicht nur ein optisches Problem, denn die Laster fahren auch am Sonnabend das Material an. „Ich kann Ihnen sagen, wenn das um sieben Uhr morgens losgeht, das ist kein Spaß, sondern nur laut“, betont Ralf Stecher. Beim Ordnungsamt hat er das Problem schon angesprochen. Leider hat sich nichts geändert.
Nur knapp 600Meter entfernt liegt die Talsperre Gottleuba. Kurios ist: „Am Wochenende verirren sich viele Ausflügler aus Dresden, Dippoldiswalde, Meißen und sonst woher in unser Haselberg, um zum Aussichtspunkt der Talsperre zu gelangen.“ Doch Achtung: Sackgasse! Denn am Ende der Straße stoßen die Touristen auf einen Zaun mit der Aufschrift „Wasserwerk Gottleuba“. „Dabei ist der Aussichtspunkt von Bad Gottleuba ganz eindeutig ausgeschildert, nämlich an dem Abzweig nach Haselberg vorbei über Hartmannsbach“, wundert sich Stecher. Indes erleben die Haselberger nicht nur viel Besuch am Wochenende durch verirrte Tagestouristen. Nachts treffen sich auf den Auen vor und um Haselberg Fuchs, Marder, Wildschweine und Rehe zum Stelldichein. Nein, Zerstörungen in den Gärten der Bewohner richten die Tiere nicht an. „Aber am frühen Morgen ist es ein Problem für die Autofahrer, man muss langsam fahren“, sagt Walter Grasse. Schlagfertig antwortet Ralf Stecher: „Schnell geht es bei dem Straßenzustand ohnehin nicht.“ Beide Nachbarn müssen lachen.