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Brennpunkt Bahrain

Die Formel 1 im Königreich gerät zum Politikum. Immer wieder ereignen sich gewaltsame Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizisten.

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Von Martin Moravec

Der Weg in die Geröllwüste von Bahrain führt die Formel 1 erneut auf ein hochbrisantes politisches Gelände. Seit 2011 kommt es in dem Königreich immer wieder zu Unruhen. Märchenhafte Kulissen im Nahen Osten sehen anders aus. Vor dem Grand Prix an diesem Sonntag in Sakhir können auch Sebastian Vettel und seine Fahrerkollegen die prekäre Lage in dem Land kaum ausblenden.

Die Position des Autoweltverbandes Fia ist eindeutig. „Die Realität sieht so aus, dass kein internationaler Sportverband die Befugnis besitzt, in jeglichen politischen Konflikt einbezogen zu werden“, sagte der französische Fia-Präsident Jean Todt vor Kurzem. „Die Entscheidung, einen Wettbewerb in einem Land auszutragen, beruht auf dem Wunsch, die Entwicklung des Motorsports auf der Welt zu fördern.“ Sport könne eine positive Kraft sein und dazu beitragen, Probleme zu lindern.

Für Amnesty International ist die Situation in Bahrain immer noch besorgniserregend. „Um die Rechte auf Meinungs-, Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit ist es sehr schlecht bestellt“, sagte die Koordinatorin für Saudi-Arabien und die Golfstaaten, Regina Spöttl. „Die Lage der Menschenrechte ist äußerst prekär.“

Regimegegner durch Feuer getötet

Kritiker würden inhaftiert, während der Haft sogar gefoltert und in unfairen Verfahren zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt. Auch Kinder seien nicht gegen Haft gefeit. Die schiitische Bevölkerungsmehrheit fordert mehr Mitsprache und Reformen vom sunnitischen Herrscherhaus.

Ein Regimegegner kam gestern ums Leben. Angehörigen zufolge starb der Mann, als ein Gebäude in dem Dorf Eker, in dem er sich vor Polizisten versteckt hatte, angezündet wurde. Die Polizei erklärte, die Ursache für den Brand sei unklar. Der Mann war wegen Mordes an einem Polizisten und versuchten Mordes an weiteren Polizisten zu 42 Jahren Haft verurteilt worden.

Das Innenministerium erklärte, die Besucher des Formel-1-Rennens hätten an diesem Wochenende nichts zu befürchten. Radikale Gruppen drohten mit Angriffen und Protesten beim WM-Lauf. Sie behaupteten, dieses Ereignis sei Teil der Bemühungen der Regierung, die Protestbewegung zu unterdrücken.

Der britische Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone verteidigt den umstrittenen Grand Prix. „Jeder, der über Menschenrechte reden möchte, sollte vielleicht mal nach Syrien gehen“, sagte der Promoter im vergangenen Jahr. In der Formel 1 soll schließlich das Geld fließen. Marketingdesaster wie 2011, als das Rennen ausfiel, und 2012, als der Lauf nur unter heftiger Kritik stattfinden konnte, beschädigten das Image der berühmtesten Rennserie der Welt ohnehin schon genug. (dpa mit sid)