Wassermangel in den Brunnendörfern

Bautzen. In Hochkirch braucht es nicht mehr viel. Noch etwas Geduld, dann sind die Bewohner der Ortschaften Wuischke und Neuwuischke ihren Anschlüssen an die zentrale Trinkwasserversorgung einen großen Schritt näher. Möglich macht das ein neues Förderprogramm, das das Sächsische Ministerium für Umwelt- und Landwirtschaft (SMUL) im vergangenen Jahr aufgestellt hat.
Zehn Millionen Euro sollen 2019 und 2020 unter anderem für die Erschließung von Brunnendörfern an die Zweckverbände ausgeschüttet werden. In Wuischke und Neuwuischke leben etwa 170 der rund 27.000 Sachsen, die sich über kleine Brunnen mit Trinkwasser versorgen. Sie zählen zu den ersten, die im Landkreis von den neuen Förderrichtlinien profitieren.
Hochkirchs Bürgermeister Norbert Wolf (parteilos) erklärt den Hintergrund: "Beim letzten Programm zur Förderung von zentralen Trinkwasseranschlüssen in den 90er-Jahren war die Einstellung in vielen Brunnendörfern noch eine andere. Damals, erklärt er, seien Brunnen noch günstiger gewesen als die Zentralversorgung. Infolge der immer trockener werdenden Sommer drohen aber viele Brunnen zu versiegen. Darunter leiden sowohl Wasserqualität als auch -quantität.
Dringender Handlungsbedarf in Wuischke
Das trifft in Wuischke besonders zu. Dort hängen mit 33 Haushalten die Mehrzahl der Abnehmer an einer gemeinsamen Brunnen- und Filteranlage - darunter auch das Kinderheim. Wolf erklärt: "Die Aufbereitungsanlage in Wuischke, die Mangan und Eisen aus dem Wasser filtert, ist in die Jahre gekommen. In Maßen sind diese Stoffe nicht kritisch. Aber es gibt keine Forschungen darüber, welche Folgen sie für den Kinderkörper haben."
Die Gemeinde bemühte sich deshalb früh um Förderung, war weit mit ihren Planungen, als das Programm in Kraft trat. Bereits seit Anfang Juli laufen auf der B 6, genau vor dem Gemeindeamt, die ersten Erschließungsarbeiten unter halbseitiger Sperrung. Auch in Schweinerden und Cannewitz in der Gemeinde Panschwitz-Kuckau und im Kamenzer Ortsteil Schönbach sind die Arbeiten bereits im Gange.
Förderbescheide erhielten außerdem bereits die Ortsteile Blumenthal in Obergurig, Feldkaiser in der Stadt Weißenberg und Jauer in Panschwitz-Kuckau. Auch in Bautzen werden in der Salzenforster Straße zwei Grundstücke erschlossen.
Andere Gemeinden stecken noch in den Vorbereitungen. In Kubschütz etwa - mit neun Brunnendörfern die am wenigsten zentral versorgte Gemeinde im Landkreis - sprach sich die Mehrheit der Einwohner von Blösa, Döhlen, Großkunitz, Pielitz und Soculahora für den Anschluss an die zentrale Wasserversorgung aus. Bürgermeister Olaf Reichert (parteilos) findet das richtig: "Der Grundwasserspiegel sinkt. Wir müssen handeln." Wenn alles klappt, beginnen in den Kubschützer Ortschaften die Planungen im kommenden Jahr. Zwischen 2022 und 2025 könnte gebaut werden.
Grundstücksbesitzer müssen zustimmen
Möglich ist das nur mit dem Einverständnis der Grundstückseigentümer. Sie müssen sich an den entstehenden Anschlusskosten beteiligen und sich daher mehrheitlich für die zentrale Versorgung aussprechen. Matthias Wiemann, Bereichsleiter Wasserversorgung bei der Ewag Kamenz, kümmert sich im Auftrag des Kamenzer Trinkwasserzweckverbandes um das Projekt. Er erklärt das Prozedere: "Bund und Land fördern jedes neu anzuschließende Grundstück mit bis zu 20.000 Euro." Mit dem Geld können die Verlängerung der Hauptleitung in die Ortschaften, die Verlegung der Leitungen im Ort und der Hausanschluss mit je bis zu 65 Prozent bezuschusst werden.
An den Rest-Kosten für die Verlegung der Hauptleitungen werden die Einwohner der Ortschaften mit einem Baukostenzuschuss von 70 Prozent beteiligt. Den offenen Betrag für die Wasserleitung zum Haus tragen sie selbst. Im Durchschnitt müsse jeder Grundstücksbesitzer rund 5.000 Euro für den Anschluss aufbringen, sagt Matthias Wiemann. Das entspricht in etwa dem Betrag, den auch Bauherren zahlen, die ein neues Haus errichten und an die zentrale Trinkwasserversorgung anschließen.
Entgegen anderslautender Meldungen werde es daher nach Überarbeitung der Förderrichtlinie eher keine Erhöhung der Zuschüsse geben, meldet Referentin Ilka Burkhardt aus dem SMUL. Das würde, erklärt sie "neue Ungerechtigkeit schaffen."
Mit ganz anderen Problemen kämpft indes Bürgermeister Norbert Wolf in Hochkirch. Dort hat sich die Fertigstellung der Bauarbeiten an der B 6 nach hinten verschoben, weil die Baufirma ein falsches Bohrgerät an die Baustelle lieferte. Aber das Ende der nervigen Ampelregelung vor der Tür des Gemeindeamtes ist nah: Ab dem 14. September soll die Baustelle auf der Czornebohstraße weiter in Richtung Wuischke rücken.
Diese Brunnendörfer und Wassergemeinschaften gibt es im Landkreis:
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