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Bücher als Balsam

Vom Kräuterbuch bis zum Krimi – womit Verleger aus Bautzen, Kamenz und Görlitz auf die Leipziger Buchmesse reisen.

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© Wolfgang Wittchen

Von Silvia Stengel

Die Situation in der Buchbranche ist „nicht ganz einfach“, sagt die Bautzener Verlegerin Maria Matschie. Laut einer Studie für Deutschland geht die Zahl der Buchkäufer zurück. Waren es 2012 noch 36,9 Millionen, sind es 2016 nur noch 30,8 Millionen. Zu den Ursachen zählen das wachsende Angebot von anderen Freizeitaktivitäten, die Informationsüberflutung und die Beanspruchung in der Arbeitswelt. Doch die Oberlausitzer Verleger lassen sich davon nicht entmutigen. Sie wollen ihre Bücher noch besser präsentieren: „als Oase der Entschleunigung und als Balsam der gestressten Seele“, sagt Maria Matschie. Immerhin gibt es Hoffnungsschimmer: Viele derjenigen, die für Bücher Geld ausgeben, kaufen mehr als sonst. Und die Zahl der Besucher auf der Leipziger Buchmesse ist gestiegen. Vom 15. bis 18. März ist es wieder soweit und dann reisen auch die Oberlausitzer mit ihren neuen Bänden nach Leipzig – ein Anlass für eine Pressekonferenz am Montag im Bautzener Theater.

Der Görlitzer Neissuferverlag bietet ein Kräuterbuch und Abenteuer

Der neue Neissuferverlag in Görlitz hat im Herbst „Tatys kleine Kräuterfibel“ herausgebracht. Darin werden 14 Kräuter vorgestellt. Dazu gibt es Gedichte, Geschichten und Tipps, was Kinder damit machen können, zum Beispiel Kräuterlimonade, sagt die Verlegerin Natascha Sturm. Das Buch ist „sehr erfolgreich“, berichtet sie. Zuvor hatte sie die Abenteuer von „Taty und Paul“ geschrieben. Als dritter Band ist jetzt ein Kinderbuch für Sieben- bis Zwölfjährige erschienen. Darin finden zwei Elfjährige eine Flaschenpost und stoßen auf eine Flugeidechse, mit der sie ins 15. Jahrhundert reisen und einem Zauberer eine goldene Schatulle stehlen müssen. „Karatabar oder die Suche nach dem verlorenen Reich“ heißt das Buch, das auch farbige Aquarelle und eine „Endlosfaltkarte“ enthält.

Der Görlitzer Oettel Verlag widmet sich Denkmalen und Obstbäumen

Noch nicht geschafft hat der Görlitzer Verleger Gunter Oettel einen großen Katalog zu den Zittauer Epitaphien. Der Band über die Denkmale, zu denen es eine große Ausstellung gab, ist aber „im Endspurt“, sagt er, außerdem ein Tagungsband zum Thema „Obstbaumgärten“, sein erstes internationales Buchprojekt mit dem Denkmalamt in Südtirol als Herausgeber. Bereits in den Händen hat Oettel eine Dissertation, in der es um „Fürstliche Laborpartner in der alchemistischen Praxis“ geht. Auf „große Begeisterung“ ist er bereits mit den „Herrnhuter Ansichten“ gestoßen, die kurz vor Weihnachten erschienen sind.

Das Museum der Westlausitz in Kamenz ist mit Burgen erfolgreich

Das Museum der Westlausitz in Kamenz publiziert Forschungsergebnisse und Begleitmaterialien zu Ausstellungen. Auf großes Interesse ist ein Buch über die Burgen der Oberlausitz gestoßen, das im Dezember erschienen ist, sagt die Museumsleiterin Friederike Koch-Heinrichs. Es geht bis zu 3 000 Jahre zurück und um Bauwerke wie das versunkene Schloss Dubring und die Ostroer Schanze. Die nächste große Sonderausstellung öffnet am 5. Mai mit vielen lebenden Tieren. Sie beschäftigt sich mit Naturschutz und präsentiert alle Feuersalamander Europas, sagt sie. Dazu erscheinen auch zwei Bücher. Darunter ist das Kinderbuch „Die verpasste Verwandlung“.

Der Bautzener Domowina-Verlag würdigt Dichter und liefert Krimi

Drei Bücher möchte Maria Matschie den Lesern besonders ans Herz legen, als erstes den sorbischen Band „Blaue Bohnen“, ein Krimi, der in Bautzen handelt. Das zweite widmet sich dem Dichter Kito Lorenc, der 2017 gestorben ist. Seinem Werk sind zwei Veranstaltungen am 22. März in Bautzen gewidmet, am Nachmittag ein Symposium und am Abend ein literarisch-musikalisches Programm mit dem Theater und dem Sorbischen National-Ensemble in Bautzen. Auch für den Bautzener Theaterchef Lutz Hillmann war Lorenc ein großer Dichter und ein sympathischer mit viel Selbstironie. Das Theater will in dem Programm unter anderem Ausschnitte aus dem Stück „Die Wendische Schiffahrt“ präsentieren. Das dritte Buch, das Maria Matschie empfiehlt, erscheint im April und heißt „Das Grab in der Heide“. Die Verlegerin kündigt eine berührende Erzählung an, die in das Jahr 1942 zurückgeht. Ein polnischer Zwangsarbeiter hat eine Beziehung zu einem Dorf-Mädchen und wird gehängt. Das Buch erscheint in Sorbisch, Deutsch und Polnisch. Parallel dazu errichtet die Gemeinde Neschwitz einen Gedenkstein.

Zwei Oberlausitzer Verlage fehlen auf der Buchmesse

Die jährliche Pressekonferenz geht zurück auf die Initiative von Frank Stübner, eines guten Freundes, sagt der Theaterchef Lutz Hillmann. Vor einem Jahr war der Bautzener Verleger noch dabei. Dann ist er plötzlich gestorben, der Lusatia Verlag wurde aufgelöst. Gefehlt hat auch der Oberlausitzer Verlag aus Spitzkunnersdorf, der gerade dabei ist, nach Dittelsdorf bei Zittau umzuziehen. Der Verlag, regelmäßiger Aussteller auf der Buchmesse, wird diesmal ausnahmsweise nicht vertreten sein – bedingt durch die Standortverlegung und Neuausrichtung des Verlages in Dittelsdorf, die viel Zeit in Anspruch nimmt, teilt der Verleger Andreas Gerth mit. Im nächsten Jahr will er wieder in Leipzig dabei sein. Sein aktuelles Büchermagazin, das druckfrisch vorliege, sei auch digital auf der Verlagsseite abrufbar. Auch die anderen Verlage sind mit einem Shop im Internet vertreten und machen damit gute Erfahrungen.