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Bürgermeister gegen Bürgermeister

Zwei Männer, ein Ziel vor Augen: Den Stuhl des Bannewitzer Ratschefs. Die beiden stehen sich nicht zum ersten Mal gegenüber.

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Von Annett Heyse

Persönlich gekommen ist er nicht. Denn der Wahltermin liegt noch weit weg. Erst in fünf Monaten, am 22. Februar, wird in Bannewitz ein neuer Bürgermeister gewählt. Dennoch hat der Kampf um des Amt des Gemeinde-Chefs genau am 23. September begonnen, als bekannt wurde, das Martin Seidel (parteilos) zur Wahl antreten wird. Seine Unterstützer – eine Wählerinitiative, die sich „Wir für Bannewitz“ nennt – rühren im Hintergrund nun schon mächtig die Werbetrommel. Um die 50 Leute seien sie, sagt Lutz Noack. Der Possendorfer und Ex-Gemeinderat zählt zum engsten Kreis der Mitstreiter. Auch CDU-Gemeinderat Günter Hausmann ist mit dabei, ebenso die Grundschullehrerin Christina Pychynski sowie Isolde Meier, CDU-Mitglied und seit vielen Jahren in Bannewitz ehrenamtlich aktiv. Sie sind eine bunte Mischung; parteienunabhängig und aus verschiedenen Ortschaften. Zweimal hätten sie sich mit dem Kandidaten bereits getroffen, in den nächsten drei Wochen wollen sie in allen Ortsteilen um die Häuser ziehen, Unterschriften sammeln und sich bekannt machen. Sie alle eint ein Wunsch, besser gesagt ein Ziel: Es möge einen Wechsel im Rathaus geben.

Martin Seidel ist derzeit noch Sozialbürgermeister in Dresden. Von 2006 bis 2008 war er Amtsverweser von Bannewitz.  Foto: Ellgner
Martin Seidel ist derzeit noch Sozialbürgermeister in Dresden. Von 2006 bis 2008 war er Amtsverweser von Bannewitz. Foto: Ellgner

Vor allem ein Punkt macht den Leuten von der Wählerinitiative Sorgen: die Bannewitzer Finanzlage. „Die Rücklagen von einst drei Millionen Euro bei der Amtsübergabe an Christoph Fröse sind aufgebraucht“, sagt Lutz Noack. Wenig betriebswirtschaftlich sei unter dem jetzigen Bürgermeister gedacht worden, nun werde die Luft langsam dünner, schon sei von Kürzungen die Rede. „Wir brauchen ein Finanzkonzept. Mit Martin Seidel haben wir einen Mann, der bewiesen hat, dass er das kann“, pflichtet Christina Pychynski bei.

Christoph Fröse (parteilos) wollte sich dazu vorerst nicht äußern. Martin Seidel ist ein Kandidat, der den Amtsinhaber durchaus das Fürchten lehren dürfte. Der studierte Diplom-Verwaltungswirt saß von 2006 bis 2008 schon einmal im Rathaus, damals als Amtsverweser und noch als Mitglied der Linken. Er konsolidierte den Haushalt, schob wichtige Investitionen in Kitas und Schulen an. Anschließend ging er nach Dresden, wo er Sozialbürgermeister wurde. Seine Amtszeit nähert sich dort dem Ende, eine Wiederwahl ist unwahrscheinlich. Mit anderen Worten: Seidel braucht einen neuen Job. Da könnten die Kontakte nach Bannewitz helfen.

Mit Blick nach vorne

Sie sind in den vergangenen Jahren nie ganz abgerissen. „Wir haben jetzt die Chance, einen guten Mann zu bekommen, das wäre für Bannewitz ein Glücksfall“, sagt Isolde Meier. Und sie ganz persönlich wünsche sich auch jemanden mit einer anderen DDR-Vergangenheit. Genau das ist der wunde Punkt in der Biografie von Amtsinhaber Fröse. Er war 2006 schon gewählt, als ihn seine inoffizielle Stasi-Mitarbeit einholte und er sein Amt nicht antreten durfte. Fröse klagte und bekam Recht.

Auf der Stasi-Vergangenheit möchte die Wählerinitiative aber gar nicht so sehr herumreiten. Ihr geht es um den Blick nach vorn. „Wir brauchen Konzepte, wie es mit Bannewitz und den Ortschaften weitergehen soll. Wir wollen dazu eine breite Diskussion mit den Bürgern. Wer will, soll gehört werden und sich einbringen dürfen“, sagt Günter Hausmann. Dafür stehe die Initiative, dafür stehe auch ihr Kandidat. In den nächsten Wochen wolle man gemeinsam ein Wahlprogramm erstellen. Und die Initiative braucht 150 Unterschriften, damit Seidel überhaupt antreten darf. Die Männer und Frauen um Lutz Noack, Christina Pychynski, Günter Hausmann sowie Isolde Meier sind sich ziemlich sicher, das sie die locker zusammen bekommen.