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Fitness-Bänder aus dem Rödertal

Die Firma Elastic Belts stellt sie in Großröhrsdorf her. Und sogar Bundesligaprofis trainieren damit.

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© Matthias Schumann

Von Reiner Hanke

Die wenigsten wissen es: Wenn sie auf dem Sofa lümmeln, dann sorgen vielfach elastische Gurtbänder aus Großröhrsdorf für Bequemlichkeit unterm Gesäß. Und sogar Profis aus der Fußball-Bundesliga trainieren damit. Mit den neusten Entwicklungen aus dem Hause Elastic Belts. Die Fitnessbänder kommen jetzt auf den Markt – quasi aus dem Markt. In den ehemaligen Großröhrsdorfer Penny-Markt zogen vor sechs Jahren Heiko Grundmann und Tino Standfuß mit ihrer Bandweberei.

Sie bringen Farbe ins Unternehmen: Die neuste Innovation der Großröhrsdorfer Firma Elastic Belts sind dehnbare Fitnessbänder.
Sie bringen Farbe ins Unternehmen: Die neuste Innovation der Großröhrsdorfer Firma Elastic Belts sind dehnbare Fitnessbänder. © Matthias Schumann

Damals legte die Firma MGB Techbelt ihr Werk in Großröhrsdorf still und die beiden neuen Geschäftsführer Heiko Grundmann und Tino Standfuß retteten einen Teil der Firma, neun Arbeitsplätze und ein Patent für flexible Bänder mit dem Namen Mügroflex. Zehn Millionen Meter Gurtband verlassen das Werk im Jahr, um später in Sesseln und Sofas den Sitzkomfort zu sichern. „Eine kleine Firma aus dem Rödertal beliefert alle großen Möbelhersteller Europas“, ist Heiko Grundmann schon ein bisschen stolz. In Polen, Osteuropa, Österreich, Holland und Deutschland sitzen die meisten Geschäftspartner.

Das Sortiment ist gewachsen

Um sie mit Ware zu versorgen, arbeiten inzwischen elf Leute bei Elastic Belts in zwei bis drei Schichten. Der Maschinenpark ist von 17 auf 23 Automaten gewachsen und damit auch das Sortiment. Eher unscheinbar ist die Farbpalette für die Möbelindustrie. Kein Wunder, schließlich verschwinden die Bänder im Korpus der Sitzgelegenheiten. Dabei ist die Elastizität sehr unterschiedlich. Die Wünsche der Möbelkunden sind dafür der Maßstab: ob sie eher sanft federnd in die Kissen sinken wollen oder lieber etwas härter sitzen und liegen möchten. Genau das können die Großröhrsdorfer Weber ganz genau einstellen. Mit Tests im Kraftdehnungsmesser lasse sich das präzise hinbekommen und bis zu einer Breite von 120 Millimetern weben.

Die richtige Mischung des Gewirks aus starren und elastischen Kunststofffasern macht es möglich. Heiko Grundmann nimmt eine elastische Schlaufe zur Hand und demonstriert, wie sie auf das Stahl-Gerippe einer Sofalehne geschoben wird und erklärt: „Derzeit sind ja solche Verwandlungs-Modelle modern. Die lassen sich in unterschiedliche Positionen schieben. Bequemlichkeit ist der Trend.“ Dafür sind die Bänder aus Großröhrsdorf besonders gut geeignet, ist sich Heiko Grundmann sicher.

Firma hat sich etabliert

Während die frühere Mutterfirma inzwischen verkauft wurde, hat sich Elastic Belts etabliert. Wobei die beiden Chefs Heiko Grundmann und Tino Standfuß mit ihrer kleinen Belegschaft in den ersten Jahren eine Durststrecke mit Produktionsrückgang überwinden mussten. 90 Prozent der Ware geht noch immer in die Möbelindustrie. Mit neuen Produkten wollen sich die beiden jedoch etwas unabhängiger von der einen Branche und die Firma krisensicherer machen. Das gelinge nach und nach, ein gewisses Risiko bleibe aber immer , sagt Geschäftsführer Tino Standfuß. Ihre Stärke seien Nischenprodukte. Kleinstmengen in Sonderbreiten und in ausgefallenen Farben zum Beispiel. Gurte und Schlaufen für Rucksäcke und Sporttaschen gehören dazu.

Der Mindestlohn sei kein Problem für das Unternehmen. Es sei ein guter Schritt: „Von Löhnen um 4,50 Euro kann doch auch niemand leben. Wir haben schon zuvor über dem Tarif gelegen“, so Heiko Grundmann. „Es war auch genug Zeit, sich darauf vorzubereiten“, schätzt er ein. Statt sich gesund zu schrumpfen, wie es andere Unternehmen im Rödertal tun, sei die Strategie eher, die Produktion zu erweitern.

Einstieg in die Sport-Branche

Die neue Näherei im Unternehmen ist ein weiterer Schritt auf dem Weg. Dort, wo früher im Foyer des Pennymarktes die Kunden durch automatische Türen ihre Körbe schoben, schiebt jetzt Mitarbeiterin Ljubow Dering Bänder unter die Nadel, näht Schlaufen und Ringe daraus. Elastic Belts will sich mit dem Nähservice neue Geschäftsfelder erschließen. Schlaufen und Ringe für die Möbelbranche sind solche Produkte. Die Produktvielfalt in anderen Bereichen sei nahezu unerschöpflich. „Viele Kunden wünschen fertig genähte Schlaufen“, so Heiko Grundmann. Konfektionierung sagt der Fachmann. Kleine Stückzahlen, Schnelligkeit bei Sonderwünschen seien das Rezept und frische Ideen.

Die wären ohne die Näherei unmöglich. In die Produktionshalle zieht damit Farbe ein und das gleich sechsfach: in gelb, grün, blau und rot ... Die Großröhrsdorfer steigen damit in die Sport-Branche ein mit dehnbaren Fitness-Bändern aus elastischem Textil-Gewebe „Made in Großröhrsdorf“. Das Material sei wesentlich hautfreundlicher, liege besser in der Hand und schneide nicht so unangenehm beim Training ein wie herkömmliches Silikonband. Die Testphase sei jetzt vorbei. In England seien die Fitnessbänder bereits in einem Katalog und in einigen Fußball-Profi-Vereinen schon Trainingsgerät.

In der Not zog die Firma Ende des vorigen Jahrzehnts in den leer stehenden Pennymarkt. Der wäre inzwischen eine Ruine, schätzt Grundmann ein. So haben die beiden Chefs längst das Dach sanieren lassen und über die Jahre eine gute Million Euro in die Halle und in die technische Ausstattung investiert. So auch für die Produktion der Fitnessbänder: Im März sollen sie in den deutschen Handel kommen.