Von Kathrin Krüger-Mlaouhia
Ganze sechs Wochen dauert die Baumaßnahme an der Elsterwerdaer Straße in Großenhain. Nur gut, dass gerade Ferien sind und ein eingeschränkter Busfahrplan gilt. Doch die halbseitige Sperrung wegen des Aufbaus einer stationären Ampel an der AOK bringt die Busbetriebe dennoch in Rage. Denn die offizielle Umleitung stadtauswärts ist für drei Wochen über Folbern und die Ortsumfahrung ausgewiesen. Nur stadteinwärts ist derzeit die B 101 für den Verkehr freigegeben.
Was die Autofahrer machen – nämlich über den Remonteplatz auszuweichen, um nicht unnötige Kilometer zu fahren – ist den Linienbussen streng untersagt. Als es einige Fahrer zu Beginn der Baumaßnahme am 6. Juli dennoch versuchten, gab es mächtig Ärger. Denn die Stadt Großenhain will das keinesfalls dulden. „Einer Befahrung des Remonteplatzes konnten wir nicht stattgegeben, da die Verkehrsführung sowie die Aufpflasterung für ein so hohes Verkehrsaufkommen an Linienbussen nicht ausgelegt sind“, teilt die Stadtverwaltung mit. Sprich: Man hat im Großenhainer Rathaus Angst um die neugepflasterte Straße. Diese Haltung wurde an die Verkehrsgesellschaft Meißen (VGM) weitergegeben, die wiederum alle Busunternehmen in Kenntnis gesetzt hat. Kritische Rückmeldungen, dass dadurch Fahrpläne nicht eingehalten werden könnten, sind der VGM bis dato nicht bekannt, informiert die Stadt auf Nachfrage.
Täglich 350 Kilometer mehr
Doch bis Folbern und wieder zurück auf die B 101 sind es rund zehn Kilometer, sprich zehn bis 15 Minuten mehr Fahrzeit. Dass damit der Fahrplan nicht durcheinanderkommt, ist kaum zu glauben. Doch eine Fahrplanänderung gibt es laut Busunternehmer Klaus-Peter Langer nicht. „Wir haben ausgerechnet, dass damit die Busse, die diese Stelle passieren müssen, insgesamt täglich 350 Kilometer mehr zurücklegen“, sagt Langer. Er hat deshalb schon zu Beginn der Baustelle bei der Stadt angerufen und eine Umleitung über den Remonteplatz erbeten. Doch Fehlanzeige. Auch eine Ampelregelung von Anfang an hat das Großenhainer Verkehrsamt nicht genehmigt: wegen des Rückstaus, der sich bis in die Innenstadt bilden könnte.
Für die Buslinien 461, 462, 451 und 467 fahren nun allein aus dem Betrieb Langer täglich zehn Fahrten die Mega-Umleitung. „Es nimmt kein Ende mit den Baustellen, man weiß bald nicht mehr, wo man langfahren soll“, beklagt der Großenhainer. Für ihn gehört die Baumaßnahme an der Elsterwerdaer zu den Umleitungen, „die sich ganz schön bemerkbar machen“. Dabei gäbe es für die Busreisenden keinerlei Hinweise auf die Verspätung. Weil aber weder ein Sperrschild noch eine Tonnagebegrenzung am Remonteplatz stehen, fahren Busse bei bestellten Fahrten doch diese Strecke. Das lassen sie sich nicht nehmen.
Verkehrskoordinator Olaf Knofe von der VGM summiert die täglich betroffenen Linienbusse auf 25, auch die Unternehmen Weigt und Schäfer sowie Riesaer Linien seien einbezogen, „Das sind über die ganze Zeit 1700 Mehrkilometer“, bilanziert er. Für die Busunternehmen sei das zwar über einen Umleitungsausgleich finanziell geregelt. Doch die VGM wurmt schon die jeweilige Verspätung der landwertigen Fahrten. „Auf der Radeburger Straße zieht es sich ja auch ewig, sodass wir doch nichts an Zeit gutmachen können“, beklagt Olaf Knofel. Über den Radeburger Platz wären es nur 200 Meter Umleitung gewesen.
Wegen Ferien noch keine Beschwerde
Als Alternative hätte der Verkehrsplaner die Busse auch über die Berliner und die Külzstraße geschickt. Doch diese Querspange gibt es durch die Tunnelschließung seit zehn Jahren nicht mehr – für Olaf Knofel ein eindeutiges Eigentor in Großenhain. Dass es bisher noch keine Beschwerden von Buskunden gab, rechnet Knofe der Sommerferienzeit zu. Doch die nächste Umleitung über die Mülbitzer Straße für die Sperrung der Merschwitzer und Großraschützer Straße steht schon ins Haus. Dort sind es dann 4,3 Kilometer, die zumindest die Linie 451 mehr zurücklegen muss.