SZ +
Merken

China macht’s dem Rohrwerk schwer

Salzgitter-Mannesmann kann weniger Produkte für Kraftwerke und Chemieindustrie absetzen. Überraschend gut läuft es aber mit der Automobilbranche.

Teilen
Folgen
NEU!
© Andreas Weihs

Von Antje Steglich

Zeithain. Die anfänglich gute Prognose musste Frank Lippert am Ende doch noch korrigieren. „Im vierten Quartal sind wir eingebrochen“, sagt der Geschäftsführer der Salzgitter Mannesmann Rohr Sachsen GmbH Zeithain über das vergangene Jahr. Das Problem: „Der Energiebereich ist fast tot“, so Frank Lippert.

Sein Unternehmen betreibt die Adjustage – also die weitere Bearbeitung der Rohre nach dem Walzen – fast ausschließlich für den Vallourec-Konzern. Und der wiederum bedient vor allem Kunden aus der Energiebranche. Die Kesselrohre werden unter anderem in Kraftwerken oder der chemischen Industrie verbaut. Doch dieser Markt wird immer mehr von Rohren zu Dumpingpreisen aus den Rohrwerken in China überschwemmt, die in dem Land in den letzten zehn Jahren aus dem Boden gestampft wurden, erklärt der Mannesmann-Geschäftsführer.

Für die deutsche Stahlindustrie ist der Zweig damit beinahe völlig weggebrochen, aus dem Zeithainer Rohrwerk wurden 2015 nur noch etwas mehr als 1 400 Tonnen Kesselrohre verschickt. „Das ist ein Negativrekord. Das machen wir in Spitzenzeiten in weniger als einem Monat“, so Frank Lippert. Und 2016 werde es wohl noch schlimmer. „Wir erwarten dieses Jahr keine großen Wunder von Vallourec. Das ist für uns eine mittelgroße Katastrophe, die Adjustage hat fast eine Nullauslastung.“ Hier werden derzeit fast nur noch Luppen für einen Kunden bearbeitet, der sie für Gurtstraffer in Autos einsetzt.

Kurzarbeit ist kein Thema

Für gute Nachrichten sorgt in diesen Tagen sowieso nur die Automobilindustrie. Trotz des Dieselskandals verzeichnet das Rohrwerk 2015 sogar eine Rekordproduktion an Nockenwellen, die in Automotoren verbaut werden. 5,3 Millionen Nockenwellen liefen vom Band und wurden mehrheitlich in die zwei großen deutschen Motorenwerke nach Chemnitz und Salzgitter verschickt. – Dadurch ist Kurzarbeit kein Thema in Zeithain. Allerdings bewegt man sich bereits in den beiden ersten Monaten des Jahres unterhalb des Planansatzes und es fallen derzeit so manche Sonnabend-Schichten weg. Der Plan, in diesem Jahr 185 000 Tonnen nahtlose Rohre und damit noch etwas mehr als im Rekordjahr 2014 zu produzieren, erscheint deshalb mehr als optimistisch. Im vergangenen Jahr waren es 165 000 Tonnen.

Trotzdem investiert der Konzern weiter kräftig in den Zeithainer Standort. So soll in der nächsten Reparaturphase im Mai zunächst einmal die bereits begonnene Automatisierung der Trennanlage beendet werden. Die Anlage wird dabei auch mit einem komplett neuen Sicherheitssystem und Sicherheitszäunen ausgestattet. Die Kosten für das gesamte Projekt beziffert Frank Lippert mit 2,8 Millionen Euro.

Zehn Prozent Energie einsparen

Weitere drei bis vier Millionen Euro werde zudem das Energieeffizienzprojekt kosten, das derzeit vorbereitet wird. Geplant ist der Einsatz einer regenerativen Brennertechnik am Drehherdofen, um den Wirkungsgrad zu erhöhen und letztlich um die zehn Prozent Energie einzusparen. Das könnte 300 000 Euro an Einsparungen bringen, „und das ist noch pessimistisch gerechnet“, erklärt der Geschäftsführer. Eine Studie soll nun Klarheit über Vorgehen und Kosten bringen, zudem muss der Vorstand des Salzgitter-Konzernes noch zustimmen. 2017 könnte es losgehen, vier Wochen werde die Umrüstung wohl brauchen.

Noch 2016 sollen allerdings viele weitere kleine Projekte umgesetzt werden, kündigt Frank Lippert an. Das Budget: 3,5 Millionen Euro. In der Umsetzung sind unter anderem die Modernisierung der Kaliberbearbeitungsmaschine sowie die Umrüstungen eines weiteren Kranes in der Produktion auf Frequenzsteuerung und der Hallenbeleuchtung in einem Hallenschiff auf LED-Technik.