SZ +
Merken

Chor verschenkt Zeit

Langebrücks Nicodé-Chor feierte 70. Geburtstag. Ein besonderes Geschenk gab‘s aus der Partnergemeinde.

Teilen
Folgen
NEU!
© Sylvia Gebauer

Sylvia Gebauer

Ein Jubiläum, zwei Chöre und ein besonderes Geschenk – die Zutaten des Geburtstagskonzertes passten. Im Mittelpunkt stand der Langebrücker Nicodè-Chor. Ende Juni 1945 versammelten sich 24 Frauen und 30 Männer im Langebrücker Bahnhofshotel. Die Geburtsstunde der „Gesangsvereinigung Lätitia Langebrück“ war eingeläutet. 70 Jahre später kommen wieder Frauen und Männer zusammen. Ort des Geschehens ist dieses Mal das Bürgerhaus. Die Mitglieder des Nicodé-Chores feierten hier ihren 70. Vereinsgeburtstag – 1955 nannte sich die Gesangsvereinigung um. Passend mit sangesfreudigen Gästen aus der baden-württembergischen Partnergemeinde Neulußheim. Und der Frauenchor „Women´s Voice“ verschenkte Zeit.

Klingt vielleicht etwas seltsam, doch ein Lied ihres selbst geschriebenen Musicals „Wenn Träume reisen“ heißt nun einmal „Zeit“. Und diese teilen sie mit ihren Langebrücker Freunden. Noten und Text gab es als besonderes Gastgeschenk. „Wir freuen uns auf die Proben des Stücks“, sagte Katharina Sarstedt, Vorsitzende des Langebrücker Nicodé-Chors. Wie es klingen kann, konnten sie sich beim Frauenchor schon einmal anhören. Stimmgewaltig unterstützte der Frauenchor mit Dirigent Alexander Mudrow auch den Nicodé-Chor. Allein und gemeinsam zeigten sie, wie vielfältig Chorgesang sein kann. Für jeden Musikgeschmack war etwas dabei – vom Volkslied über Gospel bis Pop.

Neulußheims Chor traf mit seinem Geschenk ins Schwarze, denn Zeit spielte an diesem Tag eine besondere Rolle. Von der Gründung her liegen 34 Jahre zwischen beiden Vereinen. Viel Zeit also, und selbige müssen alle auch für den Besuch aufbringen. Immerhin liegen 545 Kilometer zwischen beiden Gemeinden. Gerne machen sie es, wie 2011. Damals reisten die Langebrücker zum 300. Ortsgeburtstag nach Neulußheim. Hier verabredeten sich beide Chöre zu einem Gegenbesuch. Zu einem großen Anlass. Vier Jahre zogen ins Land, der Anlass war jetzt gefunden. Die Freude war groß. Immerhin schickte Neulußheim den schönsten Verein der Gemeinde auf Reisen. Übrigens hat Bürgermeister Gunther Hoffmann dem Frauenchor dieses Prädikat höchstpersönlich verliehen.

Was beim Konzert und an den gemeinsamen Tagen wieder deutlich wurde – Neulußheimer und Langebrücker sind froh, dass es diese Beziehung gibt. Dabei kommt noch ein zweites Jubiläum ins Spiel. Nach der Wende wurde die Partnerschaft zwischen Neulußheim und Langebrück erneuert. Dabei reichen die Anfänge bereits bis ins Jahr 1959 zurück. Vergleichbar ist diese Partnerschaft mit einer Pflanze. Der Samen wurde zu DDR-Zeiten gesät, entwickelt hat er sich bis zur Wende ganz langsam. Seit 1990 gibt es einen riesigen Wachstumsschub. Besiegelt unter anderem am 3. Oktober 1990 mit einem Freundschaftsvertrag. 25 Jahre danach können Neulußheimer und Langebrücker die Früchte dieser Partnerschaftspflanze ernten. Alle waren sich beim jüngsten Treffen wieder einig, sie soll nie eingehen. „Deshalb gibt es in diesem Jahr noch weitere Aktivitäten“, sagt Hans-Werner Gebauer, Vorsitzender des Freundeskreises Neulußheim-Langebrück. Die Laienspielgruppe „Die Iwwerzwerche“, die schon zweimal für reichlich Aufsehen bei Auftritten in Langebrück sorgte, wird am 18. Juli im Bürgerhaus spielen. In die Karten wollen sie sich noch nicht schauen lassen, aber es wird anders als sonst.

„Am 3. Oktober wollen wir zudem mit einer Delegation zum Tag der Deutschen Einheit nach Neulußheim reisen“, sagt Hans-Werner Gebauer. Übrigens war der Nicodé-Chor zu diesem Anlass 2002 in Neulußheim. Eine von vielen Veranstaltungen, die in die Historie des Nicodé-Chores eingegangen sind. Weitere Höhepunkte waren beispielsweise der Auftritt mit Kathy Kelly in der Dresdner Martin-Luther-Kirche im Jahr 2012, das 725. Langebrücker Ortsjubiläum und die Teilnahme an der „Féte de la Musique“ in Berlin 2014. Im Gedächtnis bleibt auch das jüngste Konzert. Es zeigte, Chorgesang verbreitet Spaß und Freude.