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Stoffe aus der großen Welt im kleinen Freital

Constanze Arnold eröffnet ein neues Atelier. Schon ihr erstes Westgeld investierte sie in ihre Zukunft. Jetzt hat sie weltweit einzigartige Angebote.

Von Dorit Oehme
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Constanze Arnold in ihrem neuen "Atelier Seide uns mehr".
Constanze Arnold in ihrem neuen "Atelier Seide uns mehr". © Andreas Weihs

Das Stricken hat sie von ihrer Oma gelernt. „Ich bin hier nebenan aufgewachsen. Mit unserem Hausbau schloss sich für mich nun der Kreis“, sagt Constanze Arnold. Die 49-Jährige steht in ihrem neuen Laden in Freital-Burgk vor Regalen, in denen Seide und andere exklusive Garne aus Bolivien und Peru, Südafrika, China, der Mongolei oder aus Frankreich, der Schweiz und Italien liegen. Sie sind handgefärbt oder tragen noch ihre markanten Naturtöne.

Das „Atelier Seide und mehr“ ist eine Adresse für Entdeckungsfreudige. Constanze Arnold trägt ein kunstvoll gearbeitetes Tuch. Im Schaufenster ist ein Spitzenkleid ausgestellt, das sie nach eigenen Entwürfen kreiert hat. „Als Jugendliche habe ich schon Patchwork-Pullover gestrickt. Sie waren in den Achtzigerjahren angesagt. Und von meinem ersten Westgeld erstand ich eine Strickzeitung“, erinnert sie sich.

Das Atelier führt sie nebenberuflich. Constanze Arnold hat Betriebswirtschaftslehre studiert. Die Kenntnisse nutzt sie heute für ihr Geschäft ebenso wie ihr Englisch. In den Jahren 2000 bis 2002 war sie im US-Bundesstaat South Carolina in der IT-Branche tätig, danach in Düsseldorf. Ihre Liebe zum Stricken pflegte sie in der Freizeit. „Als ich eine seltene Seide suchte und sie nur in etwas größerer Menge zu haben war, verkaufte ich den Rest weiter. So entstand mein Atelier vor zehn Jahren in Düsseldorf.“ Ab dem Jahr 2016 hatte Constanze Arnold ein Geschäft in Dresden.

Das Online-Geschäft läuft weltweit

Über 80 Prozent der Kunden bestellen online. Sie liefert weltweit. Bestellungen kommen sogar aus Kanada, Neuseeland oder Israel. Constanze Arnold bezieht die Garne direkt von den kleinen Spinnereien aus aller Welt, nicht über Großhändler. „Ich habe anfangs sehr viel im Internet recherchiert, Proben bestellt und Material getestet.“ Außerdem holte sie Zertifikate zur artgerechten, teils auch biologischen Tierhaltung und zum Ausschluss von Kinderarbeit ein. Letzteres war ihr besonders wichtig, weil ihr Hauptlieferant in Indien sitzt.

Von dort kommt Maulbeerseide in verschiedenen Verzwirnungen und Mischungen. „Sie gilt als die hochwertigste Seide, ist absolut reißfest und im Winter wie im Sommer angenehm zu tragen. In ihr schwitzt man nicht.“ Bevor eine Kundin – oder eine Kunde – zwischen Yak, Lama, Merino, Kaschmir und den anderen Fasern nach dem geeigneten Material sucht, fragt Constanze Arnold: „Was soll es werden?“ Auch leichte Wolle könne gut wärmen.

Sie tippt auf ein Restknäuel und verrät: „Oft stricke ich ein Muster vor.“ Den Verbrauch errechne sie nach ihren Erfahrungswerten. „Er entspricht bei diesen Garnen meist nicht gängigen Anleitungen.“ Es gibt auch einen Wickelservice. Auf Wunsch strickt Constanze Arnold sogar Mützen, Schals und Socken. Doch keine größeren Kleidungsstücke.

Am Laden entsteht nun eine Färbereiwerkstatt. Constanze Arnold färbt schon seit Jahren Garne eigenständig per Hand. Inspiration holt sie sich aus der Natur und von Fotografien. Die Garne aus dem Atelier schätzen sogar Mode-Designer, die für den Laufsteg produzieren. „In vielem ist das Sortiment einzigartig in Deutschland“, betont Constanze Arnold selbstbewusst. Am Eingang hängt ein Plakat von einem Shooting. Das Model trägt ein Oberteil, das die Strickkünstlerin passend zum Haar gestaltet hat. Über die weltweit größte Online-Strickcommunity "Ravelry" ist die Freitalerin gut vernetzt. Auf Messen tauscht sie sich mit Fachleuten aus. Ohne ihre Nadeln aber fährt sie nirgendwo hin.

Das „Atelier Seide und mehr“ liegt am Bernhardtsweg 27/Ecke Kohlenstraße in Freital. Geöffnet ist Montag, Dienstag und Donnerstag von 15.30 Uhr bis 18.30 Uhr sowie freitags von 15 Uhr bis 17 Uhr. 

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