Gastronomen fordern schnelle Hilfe

Dresden. Ein blechernes Scheppern schallt an Freitag kurz vor Mittag über den Neumarkt. Über 100 Gastronomen und ihre Mitarbeiter klopfen auf Pfannen und Töpfe. Vor der Frauenkirche sind wieder Dutzende leere Stühle aufgebaut. Davor steht ein festlich gedeckte Tafel mit Blumenschmuck. Allein: es fehlen die Gäste an ihr.
"Existenz vor dem Aus" steht auf den Shirts von Petra Paul und ihren Angestellten. Die 59-Jährige betreibt den Goldenen Anker in Radebeul, ein Hotel mit Restaurant. "Bei uns ist es nicht fünf vor Zwölf, sondern weit darüber hinaus", sagt sie verzweifelt. Ihre Bestellbücher seien voll gewesen. Hochzeiten, Jugendweihen, Taufen, Abibälle - alles abgesagt. Bis Ende Mai verliere sie so Umsätze von rund 460.000 Euro. "Wir brauchen dringend eine Perspektive, wie es weitergeht", fordert Paul.
Zwei Hochwasser hat die erfahrene Unternehmerin mit ihren 28 Mitarbeitern überstanden. "Damals hatten wir Einfluss auf unsere Situation. Das ist jetzt überhaupt nicht der Fall", sagt sie. Dabei hat sie genaue Pläne, wie die Gastronomie weiterzuführen wäre inklusive Hygiene- und Abstandsplan. Selbst Markierungen sind schon vorgesehen.
"Ich fühle mich von den Politik nicht wahrgenommen, wir werden wie Stiefkinder behandelt", sagt sie. Die angebotenen Kredite seien kaum eine Hilfe. "Ich bin 59. Bis wann soll ich ich die denn zurückzahlen" fragt sie. Denn die Verluste seien so shcnell nicht auszugleichen.

Einer, der seit Beginn der Proteste dabei ist, ist Daniel Fischer. In seinem Striesener Restaurant "Daniel" bietet er sonst gehobene Küche an. Auch er fordert schnell eine Lockerung der Auflagen, mit der er wieder öffnen könnte. "Doch es ist illusorisch, mit Maske stundenlang in der Küche zu stehen. Und wie soll ein Kellner 1,50 Meter Abstand beim Servieren einhalten", sagt er. Es gebe noch viel zu viele offene Fragen.
Für Gastronomen müssten die Regeln auch umsetzbar sein, alles andere bringt nicht, sagt Fischer. Er ist sicher, dass er nach der Krise die Preise seiner Gerichte erhöhen muss. "Meine Mitarbeiter bekommen alle übertarifliches Gehalt. Und ich muss den entstandenen Schaden wieder ausgleichen. Wenn ich nicht erhöhe, komme ich nicht auf den nötigen Umsatz. Da ist ein Ringelspiel", sagt er.
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Das sieht Thomas Widmann nicht so. "Wir haben schon Erleichterungen durch die Entscheidung des Stadtrates, keine Gebühren für die Außenflächen zu verlangen. Außerdem müssen wir nur sieben statt 19 Prozent Steuern auf Speisen zahlen. Das hilft", sagt der Gastronom, der acht Restaurants in der Weißen Gasse und am Neumarkt betreibt. Aber nun bräuchten er und seine Kollegen endliche eine Perspektive, wie es weitergeht.
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Das sieht auch Steffen Kaden so. Der Dresdner CDU-Stadtrat ist wirtschaftspolitischer Sprecher seiner Fraktion und hat jede der Leere-Stühle-Demo besucht. "Es ist gut, dass sie auf sich aufmerksam machen. Das ist ein Zeichen in Richtung Politik und Gesellschaft", sagt Kaden. Vom Ministerpräsidenten habe es ein Signal gegeben. Dieser habe gesagt, dass er sich eine vorsichtige Gastronomie-Öffnung vor Pfingsten vorstellen könnte.
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