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Corona: Kurzarbeit bei der Fahrzeugelektrik

Pirnas größter Industrie-Arbeitgeber hat die Produktion vorerst heruntergefahren. Das soll sich aber schon Mitte April wieder ändern.

Von Thomas Möckel
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FEP-Produktionshalle in Pirna: Derzeit läuft alles auf Sparflamme.
FEP-Produktionshalle in Pirna: Derzeit läuft alles auf Sparflamme. © Daniel Förster

Die Fahrzeugelektrik Pirna (FEP) ist der größte Industrie-Arbeitgeber in der Region, 460 Beschäftigte arbeiten am Standort, über eine Milliarde Kunststoffteile stellt das Werk jährlich her, der Jahresumsatz liegt bei reichlich 100 Millionen Euro. Die Maschinen laufen gewöhnlich rund um die Uhr.

Doch seit mit der Corona-Pandemie massive Einschränkungen einhergehen, ist auch in dem Pirnaer Betrieb vieles anders. Bis Ende vergangener Woche liefen die Maschinen zwar noch auf Hochtouren, aber nun musste an einigen Stellen der Stecker gezogen werden. "Mit der Frühschicht am 4. April haben wir die Produktion heruntergefahren", sagt Peter Weber, Vorsitzender der FEP-Geschäftsführung. Ein Großteil der Mitarbeiter ist  seit Ende März in Kurzarbeit.

Schon Ende Januar hatte die Firma einen Notfall-Fahrplan erarbeitet, um für das nun eingetretene Szenario gerüstet zu sein. "Es war wichtig, dass wir schnell reagieren können, um den Standort nachhaltig zu sichern", sagt Weber.

Keinen Umsatz verschenken

Momentan läuft die Produktion auf Sparflamme, vor allem, weil ein wichtiger Bereich nahezu stillsteht. Die FEP liefert hauptsächlich Teile, beispielsweise Öldruckschalter, für die Automobilindustrie. Viele namhafte Hersteller haben aber ihre Werke geschlossen, ein wichtiger Absatzmarkt ist vorübergehend weggebrochen. "Diesem Umstand mussten wir unsere Produktion natürlich anpassen", sagt Weber.

In einigen Bereichen arbeitet die FEP allerdings nach wie vor, der Betrieb hat noch etliche Aufträge, die es abzuarbeiten gilt. Nach Aussage von Weber gebe es noch einige Kunden, die weiter produzieren und von der FEP beliefert werden. "Die Kunden schätzen es sehr, dass wir dazu noch in der Lage sind", sagt der Geschäftsführer. Zudem will die Firma gerade jetzt keinen Umsatz verschenken.

Rohstoffe für die Teile sind noch ausreichend auf Lager, selbst der Nachschub funktioniert bisher noch weitgehend hindernisfrei. Wie lange das jedoch noch geht, weiß niemand, zumal einige Zulieferer der FEP inzwischen die Produktion eingestellt haben.

Darüber hinaus hat die FEP ihrerseits einige Lieferungen, die jetzt nicht unbedingt benötigt werden, storniert, damit das Finanzpolster nicht zu sehr schmilzt. Auch einige Investitionen hat der Betrieb vorerst zurückgestellt. 

China-Geschäft normalisiert sich

Während das Pirnaer Werk mit gedrosselter Leistung arbeitet, wird die Produktion an den chinesischen Standorten der FEP derzeit wieder hochgefahren. "China hat das Gröbste hinter sich, dort sind wir in der Lage, wieder Aufträge abzuarbeiten", sagt Weber.

Ganz anders sieht es dagegen am Standort im mexikanischen Monterrey aus. Auf Anordnung der mexikanischen Regierung ruht im dem Land alles. Doch selbst wenn die FEP in Monterrey noch produzieren würde, kämen die Teile ohnehin nicht an ihren Bestimmungsort. Am Hauptabsatzmarkt Nordamerika, den das Werk hauptsächlich beliefert, steht die Autoproduktion nahezu still.

FEP-Geschäftsführer Peter Weber: Wir wollen gestärkt aus der Krise hervorgehen.
FEP-Geschäftsführer Peter Weber: Wir wollen gestärkt aus der Krise hervorgehen. © Daniel Förster

Kein Kontakt bei Schichtwechsel

Die Mitarbeiter in Pirna sind bislang von dem Virus verschont geblieben. Zwar hatte die Firma vor einigen Wochen einige Rückkehrer aus dem Skiurlaub vorsorglich in Quarantäne geschickt, die Tests waren aber alle negativ.

Damit der Betrieb auch weiterhin arbeitsfähig bleibt und die Ansteckungsgefahr minimiert wird, gibt es eine Reihe von Schutzvorkehrungen. So tragen die Mitarbeiter Mundschutz, selbst bei Sitzungen der Geschäftsführung sind die Masken in Gebrauch. Und weil viele davon auf Vorrat lagen, hat die FEP kürzlich 1.000 Mundschutzmasken an den Katastrophenschutz gespendet.

Die Produktionsbereiche sind jetzt strikt voneinander getrennt, niemand kann mehr einfach so von Halle zu Halle gehen. Die Schichten haben bei der Übergabe keinen direkten Kontakt mehr. Der Austausch zwischen den Standorten, beispielsweise mit der Firma Ehrlich im Gewerbegebiet Leupoldishain, wurde auf ein Minimum reduziert.

Zudem lässt die FEP dreimal täglich sämtliche Berührungsflächen desinfizieren. "Der Aufwand ist groß, aber sinnvoll", sagt Weber.

"Wir sind krisenerprobt"

Unterdessen arbeitet die Firma an einem Plan, wie es nach der Unterbrechung weitergeht, wenngleich noch unklar ist, wie lange sie dauern wird. "Wir wissen auch nicht, wie sich die Autoindustrie und die gesamte Branche ringsum entwickeln wird", sagt Weber. Dennoch sei es wichtig, jetzt alles vorzubereiten, damit das Unternehmen möglichst gestärkt aus der Krise hervorgehen kann.

Gelungen ist das schon einmal, nach der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009. "Daher sind wir schon ein wenig krisenerprobt", sagt FEP-Sprecher Daniel Rabe.

Derzeit liege der Fokus zunächst darauf, dass die Mitarbeiter gesund bleiben. Ziel sei es darüber hinaus, sämtliche Arbeitsverhältnisse auch weiterhin aufrecht zu erhalten und die Beschäftigten so lange wie möglich im Betrieb zu halten. 

Zumindest etwas Entspannung ist bereits in Sicht: Am 20. April, so ist der Plan, will die FEP die Produktion schrittweise wieder hochfahren.

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