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Rätselraten um Weinfeste

Bedeuten die neuen Berliner Beschlüsse das Aus für die Traditionsveranstaltungen in Meißen und Radebeul?

Von Peter Anderson & Sven Görner
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Voller Marktplatz beim Meißner Weinfest 2019. Höchstwahrscheinlich wird es ein ähnliches Bild 2020 aufgrund der Corona-Pandemie nicht geben können.
Voller Marktplatz beim Meißner Weinfest 2019. Höchstwahrscheinlich wird es ein ähnliches Bild 2020 aufgrund der Corona-Pandemie nicht geben können. © Anne Hübschmann

Meißen/Radebeul. Der zehnte Punkt auf der fünften Seite des Besprechungsprotokolls von Bundeskanzlerin und Länderchefs vom Mittwoch könnte entscheidend sein. Dort heißt es: "Großveranstaltungen, bei denen eine Kontaktverfolgung und die Einhaltung von Hygieneregelungen nicht möglich ist, sollen mindestens bis Ende Oktober 2020 nicht stattfinden."

So knapp die Aussage ausfällt, so eindeutig dürften die Folgen für die beiden Weinfeste in Meißen und Radebeul vom 25. September bis 27. September dieses Jahres sein. Alljährlich kommen zu den beiden Events rund 100.000 Besucher. Wie viele es tatsächlich sind, kann und will niemand sagen. Eine Kontaktverfolgung ist weder beim kostenlosen Fest in Meißen noch auf dem Altkötzschenbrodaer Anger möglich, wo zumindest zeitweise Eintritt genommen wird. Ebenso lassen sich keine Hygieneregeln befolgen oder kontrollieren. Das Kuscheln auf den Bänken und abendliche Schieben durch die Gassen gehören einfach dazu. Ohne Nähe würden die Weinfeste ihren Charakter verlieren.

Trotzdem halten sich die Veranstalter - zumindest in Meißen - bedeckt. Wie für die SZ zu erfahren war, sollen zunächst die Details der neuen Regelungen abgewartet werden. Diese dürften wahrscheinlich in einer nächsten Allgemeinverfügung der sächsischen Staatsregierung zu finden sein. 

Denkbar sind zudem Alternativen beziehungsweise neue Weinfestkonzepte. Möglich wären zum Beispiel eine Streuung über mehrere Wochenenden oder kleinere Formate von über Meißen verteilten Weinfest-Inseln. Unklar ist zudem, was die Beschlüsse von Bund und Ländern für die Vogelwiese auf dem Festgelände unterhalb der Albrechtsburg sowie den Festumzug bedeuten.

Grillstand mit Bedienung funktioniert nicht

Relativ gute Chancen, zumindest für die Meißner Vogelwiese, rechnet sich Schausteller-Urgestein Peter Vennedey aus. Er verweist darauf, dass das Gelände an der Elbe seit jeher eingezäunt ist und der Zustrom durch einen Sicherheitsdienst geordnet werde. Das könnten gute Voraussetzungen sein, um den Rummel stattfinden zu lassen.

Unklar ist nach Aussage des Unternehmers, wie genau die Hygiene-Auflagen aussehen könnten. Hier bestehe dringender Handlungsbedarf. Die Behörden müssten schneller konkrete Vorgaben formulieren, fordert Vennedey. Auf dieser Basis könnten er und seine Kollegen anschließend kalkulieren, ob sich der Aufbau der Fahrgeschäfte überhaupt lohne. Manche Ideen der Verwaltung gingen zudem an der Realität vorbei. "Wenn ich 30 Rostbratwürste auf dem Grill liegen habe, kann ich nicht durch die Reihen gehen und die alle verteilen", sagt der Meißner. Dann seien die letzten Bratwürste nämlich bereits kalt, wenn sie beim Kunden ankommen. Ein Grillstand mit Bedienung funktioniere eben einfach nicht.

Damals war noch alles gut: Radebeuls Oberbürgermeister Bert Wendsche vergangenes Jahr bei der Eröffnung des 29. Herbst- und Weinfestes und des 14. Internationalen Wandertheaterfestivals auf dem Anger in Radebeul-Altkötzschenbroda mit Weinkönigin Katja Böh
Damals war noch alles gut: Radebeuls Oberbürgermeister Bert Wendsche vergangenes Jahr bei der Eröffnung des 29. Herbst- und Weinfestes und des 14. Internationalen Wandertheaterfestivals auf dem Anger in Radebeul-Altkötzschenbroda mit Weinkönigin Katja Böh © Norbert Millauer

In Radebeul haben sich Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) und seine Mitstreiter schon in den vergangenen Wochen Gedanken gemacht, wie ein Weinfest in Corona-Zeiten aussehen könnte. Daran ändert sich nach Wendsches Worten auch nach der Berliner Runde vom Mittwoch vorerst nichts. "Noch  gibt es ja keine neue Allgemeinverfügung der sächsischen Staatsregierung. Wir werden sehen, was dort dann drin steht", sagt er am Donnerstag auf Nachfrage der SZ.  

Vorerst werde man weiter am bisherigen Zeitplan festhalten. Das heißt: "Spätestens Ende Juli  entscheiden wir, ob es ein Weinfest gibt und wenn ja, in welcher Form", so der OB. Bis dahin sorgt die neu aus der Taufe gehobene Radebeuler LebensArt für Spaß und Stimmung in der Stadt. Nicht zuletzt wird damit auch Künstlern, Winzern und Händlern geholfen.   

Wendsche sagte weiter, dass es durchaus denkbar sei, dieses vorerst nur an den Wochenenden im Juni und Juli geplante Angebot darüber hinaus bis Ende September auszudehnen. Und zwar nicht als Alternative für das Weinfest, sondern als zusätzliches Angebot. Dass es diesmal ein Herbst- und Weinfest nebst Wandertheater-Festival im gewohnten Rahmen geben wird, hält der Rathaus-Chef indes für wenig wahrscheinlich. "Was soll das für eine Atmosphäre sein, bei anderthalb Meter Abstand und Mundschutz." Die Überlegungen gehen daher eher in die Richtung eines über die ganze Stadt verteilten Weinfestes.     

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