Corona: Trauungen stehen auf der Kippe

Den schönsten Tag ihres Lebens hat sie sich anders vorgestellt, ganz anders. Jetzt weiß Gabriela Forkel nicht einmal mehr, ob sie ihrem André überhaupt unterm Dach der Altenberger Kirche das Ja-Wort geben kann. Nach der standesamtlichen Trauung will sich das Paar am 16. Mai kirchlich vermählen lassen. Doch die aktuelle Situation wirft die Hochzeitspläne komplett durcheinander. Corona bringt ihr Glück ins Wanken.
Mit rund 80 Gästen hatte das Paar geplant. Müssen sie nun allein vor den Traualtar treten oder wird die Hochzeit gar komplett verschoben? Gabriela Forkel rechnet derzeit mit allem. Hinzu kommt noch ein ganz anderer Umstand. Die 44-Jährige ist gebürtige Tschechin. Sie lebt zwar schon seit mehr als 20 Jahren im Osterzgebirge und arbeitet hier, ihre Familie aber tut dies nicht. Eltern, Oma, Bruder, ihre Cousins - alle wohnen auf der anderen Seite der Grenze, die derzeit auch für jeglichen Besucherverkehr dicht ist.
Ihre Familie, zu der sie immer regelmäßig nach Tschechien fuhr, auch um ihre 94-jährige Großmutter mitzupflegen, kann sie derzeit weder sehen, noch weiß sie, ob sie überhaupt zu ihrer Hochzeit in Altenberg sein können. Die Familie ist völlig voneinander abgeschnitten. "Das ist heftig und belastet mich schon sehr", sagt Gabriela Forkel. Fast in den Hintergrund rückt dabei die Tatsache, dass auch ihr Brautkleid und der Anzug ihres Liebsten ebenso auf der anderen Seite der Grenze auf eine letzte Anprobe warten. Abwarten ist genau das, was auch Gabriela und André jetzt tun müssen.
Geduld gefragt
Dazu rät auch erst einmal David Keller. Der Altenberger Pfarrer will nicht nur die Forkels Mitte Mai kirchlich trauen. Viele Paare würden derzeit völlig in der Luft hängen und sich schon mit dem Gedanken auseinandersetzen, ihre in den kommenden Wochen geplante Hochzeit absagen zu müssen, erzählt er. Von jeglichen Gottesdiensten und Konfirmationen wird nun bis zum 20. April in der Altenberger Kirche Abstand genommen. Wie es danach weitergeht, weiß David Keller nicht. Die Situation ändere sich ständig und viele Entscheidungen, gerade was geplante Hochzeiten angeht, müssten wohl kurzfristig getroffen werden.
So viel Geduld haben jedoch nicht alle Heiratswilligen. Im Freitaler Standesamtsbezirk seien wegen der Ausbreitung des Corona-Virus schon etliche Trauungen abgesagt oder verschoben worden, bestätigt Pressesprecher Matthias Weigel. Der Festsaal auf Schloss Burgk steht bis auf Weiteres nicht zur Verfügung. Alle weiteren und neuen Trauungen finden bis auf Widerruf im Trausaal des Rathauses Potschappel statt, sagt er.
Minimalistisch planen oder absagen
Zu unstetig ist die aktuelle Situation und damit wohl zu riskant jegliche Hochzeitsplanung für viele Paare. Denn die seitens des Gesundheitsamtes herausgegebenen Verhaltensregeln und die Allgemeinverfügungen von Freistaat und Landkreis gelten auch für Hochzeiten. Das derzeitige Credo: So wenig wie möglich Gäste sollten Paare bei der Trauung dabei haben - noch besser, sie bleiben gleich ganz unter sich. Unter solchen zwangsläufig minimalistischen Gegebenheiten wollen sich aber nicht alle das Jawort geben.
Nicht nur für Brautpaare ist diese Situation völlig neu, selbst für erfahrene Hochzeitsplaner. "Ich hatte so eine Situation auch noch nie", sagt Franziska Viehrig. Die Freitalerin organisiert nicht nur die alljährlich im Herbst stattfindende Hochzeitsmesse auf Schloss Burgk. Seit fast zehn Jahren ist es ihr Job, Brautpaaren den schönsten Tag des Lebens so schön wie nur möglich zu gestalten. Derzeit würden sich aber alle Paare um ihren großen Tag sorgen. "Ich versuche, ihnen gut zuzureden", sagt sie. Vorerst wolle sie den 20. April abwarten, bis zu dem die Allgemeinverfügung des Freistaates gilt. Danach werde sich bestimmt eine Lösung für alle Heiratswilligen finden, sagt Viehrig. Bis dahin liegen aber auch fast alle Hochzeitsplanungen auf Eis.
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