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Coswigs letzte Industriebrache wird neu hergerichtet

Die Getriebefabrik will ihr Werk im ehemaligen Cowaplast-Areal erweitern. Dazu wird sogar die Grenzstraße umverlegt.

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Von Philipp Siebert

Die alte Cowaplast ist über 20 Jahre nach der Wende ein typisch verlottertes Areal. Verfall und graue Fassaden prägen das Bild des einstigen Großbetriebes, in dessen Resten sich ein Sammelsurium von kleinen Firmen angesiedelt, in manchen Fällen regelrecht eingenistet hat. Für die Stadt schon lange eine Problembaustelle ähnlich des ehemaligen Zellstoffwerks in der direkten Nachbarschaft oder des EWS-Geländes in Neusörnewitz.

Doch damit soll jetzt Schluss sein. Coswig wird die letzte Industriebrache in der Stadt erschließen. „Alleine können wir das aber nicht stemmen“, sagt Wolfgang Weimann. Mehr als fünf Millionen Euro soll die Sanierung der Brache kosten. Der Bauamtschef ist deshalb umso glücklicher, dass das Rathaus mit der Getriebefabrik Coswig (GFC) einen Partner gefunden hat, der sich am Beseitigen der Altlast beteiligt.

Seit über zwei Jahren werden hinter geschlossenen Türen die Pläne für die Sanierung des Cowaplast-Areals geschmiedet. Nur wenig drang bisher an die Öffentlichkeit. Im Gespräch war aber immer wieder vom Verlegen der Grenzstraße die Rede. Wo und wie genau, blieb bislang aber ein Geheimnis. Doch nun nehmen die Pläne konkrete Züge an.

Fest steht: Das GFC will die zwei jetzigen Werke um gut zwei Drittel erweitern und miteinander verbinden. Vom Edelstahlpalast, wie das Werk II unter Coswigern genannt wird, bis zu der Halle neben der Walzengießerei soll sich das neue Betriebsgelände erstrecken. Neue Montagehallen und Büros sind dort geplant. Die Vorbereitungen dafür laufen bereits. Seit Anfang des Jahres fallen hinter dem Werk I des Antriebsherstellers die ersten alten Bürohäuser. Werden die Pläne der Maschinenbauer verwirklicht, ändert sich das Bild eines ganzen Stadtteiles. Sogar die Grenzstraße wird umverlegt, damit das neue Werk Platz bekommt. Die Straße wird nicht mehr wie bisher nördlich am Gewerbegebiet vorbei führen. Nach den Bahnschienen soll die Grenzstraße zukünftig nach links abbiegen und zwischen der Getriebefabrik und der Walzengießerei in einem Rechtsbogen in das Cowaplast-Areal hineinführen. Von dort aus folgt die Straße dem jetzigen Verlauf der Betriebsstraße im einstigen Großbetrieb, um an der Kreuzung zur Wettinstraße wieder in die alte Grenzstraße zu münden.

Mit einer Ausnahme: Kurz von den Produktionshallen von Elbtal-Plastics soll innerhalb des Gewerbegebietes eine weitere Erschließungsstraße in Richtung Seestraße gebaut werden. „Die bleibt aber eine Sackgasse“, sagt der Bauamtsleiter. Eine neue Abkürzung nach Radebeul soll Lkw-Fahrern oder Pendlern nicht auf dem Silbertablett präsentiert werden.

„Eine endgültige Entscheidung, wie das Gewerbegebiet erschlossen wird, ist aber noch nicht gefallen“, betont Bauamtsleiter Weimann. Jetzt wolle das Rathaus erst einmal mit den direkt betroffenen Betrieben und Anwohnern ins Gespräch kommen, um gemeinsam die optimale Erschließungsvariante für das ehemalige Cowaplast-Gelände zu finden. Doch nicht nur das. Der Anschluss der Grenzstraße an die neue Elbtalstraße steht auch noch immer auf wackligen Füßen.

Seit Monaten prüft das Landesstraßenbauamt, wie Coswigs sechstes Gewerbegebiet an die Schnellstraße angeschlossen werden kann. Neben einer Hochstraße war auch die Verlegung der S 84 unter die Erde im Gespräch. Festgelegt hat sich die Behörde aber noch nicht. „Bevor sich das Straßenbauamt nicht einig ist, können wir an der Grenzstraße nicht beginnen“, sagt Weimann. Doch Coswigs Bauamtschef ist Optimist. Er hofft, dass schon in den nächsten Wochen die Entscheidung in Dresden fällt.

Der Bebauungsplan des Gewerbegebiets Grenzstraße wird am Dienstagabend ab 18 Uhr in der Saalgruppe im Coswiger Rathaus mit Unternehmern, Anwohnern und interessierten Coswigern diskutiert.