Von Katja Schäfer
Singwitz. Der Comedian Olaf Schubert ist mehrfach hier aufgetreten, die aus Bautzen stammende Gruppe Silbermond, die Band Reamonn und und und. Wie viele Veranstaltungen in den vergangenen 20 Jahren im KesselhausLager in Singwitz stattfanden, haben Andreas Greiner-Bär und Holger Bayn nicht gezählt. „Um die 1 000 werden es bestimmt gewesen sein“, überschlagen die beiden Geschäftsführer des privat betriebenen Veranstaltungshauses. Inzwischen hat sich das Programm auf etwa vier Konzerte pro Monat eingepegelt. In den Anfangszeiten waren es ein paar mehr. Da gab es nicht selten freitags und sonnabendabends Auftritte.
Als Andreas Greiner-Bär und Holger Bayn das KesselhausLager vor 20 Jahren gründeten, dachten sie, davon leben zu können. Beide Männer, die damals Mitte 30 waren, gaben dafür ihre sicheren Arbeitsverhältnisse als Leiter von Altenheimen auf. „Wir haben aber schnell erkannt, dass das nicht aufgeht“, blickt Holger Bayn zurück. Sie suchten sich also wieder Jobs. Auch um die – wie Andreas Greiner-Bär sagt – „wahnsinnigen Kredite“ abzahlen zu können, die sie damals aufnahmen. Schließlich war viel Geld nötig, um einen Teil von dem, Mitte des 19. Jahrhunderts errichteten Gebäude herrichten zu können, das einst als Kesselhaus für die königlich-sächsische Pulverfabrik, später als Möbellager gedient und dann lange leer gestanden hatte. Inzwischen sind die Schulden fast getilgt. Und das KesselhausLager ist in der Region und darüber hinaus bekannt als Ort, an dem Konzerte abseits des Massengeschmacks stattfinden.
„Hier gibt es nichts anderes als Livemusik“, betont Andreas Greiner-Bär. Was zu hören ist, umreißt er so: Blues, Rock im weitesten Sinne – vor allem der 60er und 70er Jahre – und Folk-Rock. Dabei geht es sehr international zu. In den nächsten Monaten stehen zum Beispiel Musiker aus Australien, Amerika und Kanada auf der Bühne, aus England ebenso wie aus Holland. Deutsch wird im KesselhausLager nur ganz selten gesungen. „Eigentlich nur noch von Tino Eisbrenner. Aber der ist mindestens einmal im Jahr da, mit verschiedenen Projekten“, berichtet Andreas Greiner-Bär.
Der Bautzener, der sein Geld als Sozialarbeiter in einem Krankenhaus verdient, sucht in seiner Freizeit die Künstler aus, organisiert die Konzerte, sitzt am Einlass, betreut die Musiker, kümmert sich um die Getränke – gemeinsam mit seiner Frau Christina, die die einzige Angestellte des Veranstaltungshauses ist. Holger Bayn, der als Geschäftsführer eines Vereins für Betreutes Wohnen in Dresden arbeitet, ist nur noch etwa zehn Mal pro Jahr in Singwitz. „Andreas und seine Frau schmeißen den Laden“, betont er. Unterstützung bekommen sie dabei von einigen ehrenamtlichen Helfern aus dem Stammpublikum.
Harter Kern an Gästen
In den zurückliegenden zwei Jahrzehnten hat das KesselhausLager Höhen und Tiefen erlebt; Letzteres unter anderem, als es bei Hochwasser 2010 von der nahen Spree geflutet wurde. Und es gab auch Konzerte – vor allem am Anfang –, bei denen mehr Leute auf der Bühne waren als davor. Doch aufzuhören, stand nie ernsthaft zur Debatte und ist für die beiden Geschäftsführer auch jetzt (noch) kein Thema. Als seine musikalischen Höhepunkte – jedenfalls seine persönlichen – nennt Andreas Greiner-Bär die Konzerte des schottischen Folk-Musikers Jackie Leven, der mehrfach in Singwitz auftrat, bis er vor knapp sieben Jahren starb. „Höhepunkte von der Gästezahl her waren zum Beispiel die ersten beiden Auftritte von Renft“, berichtet Holger Bayn. Heute werden für die Konzerte in der Regel 60 bis 170 Tickets verkauft. „Anfangs lag das Alter der Besucher zwischen 18 und 60 Jahren, jetzt liegt es zwischen 29 und 75“, schätzt Andreas Greiner-Bär. Dabei gibt es seit Langem einen harten Kern von Gästen, die aus dem Oberland, aus Bautzen und Görlitz kommen.
Auf deutlich mehr Besucher als üblich hoffen die Betreiber am Sonnabend dieser Woche. Denn da wird Jubiläum gefeiert. Auf der Bühne stehen die Musiker von Starfucker. „Das ist unsere Lieblings-Rolling-Stones-Cover-Band. Zufällig feiert sie auch gerade ihr 20-jähriges Bestehen“, sagt Andreas Greiner-Bär und erwähnt, dass sich dank Frontman Mike Kilian, der einst mit Rockhaus auftrat, auch die Ostrock-Fans angesprochen fühlen dürften. Zu hören sein werden Hits wie Angie, Ruby Tuesday, Paint it Black, Satisfaction, aber auch viele andere Titel. Außerdem gibt es an dem Abend eine Ausstellung des Dresdner Fotografen Lutz Rößiger zu sehen. Sie zeigt Aufnahmen von KesselhausLager-Konzerten der vergangenen Jahre. Beginn ist 21 Uhr, Einlass ab 20 Uhr.