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Das Bruchsteinhaus von Böhla

Daniela und Jörg Kotsch haben ein altes Bauernhaus mit Fördergeld saniert. Doch es sieht anders aus als gewöhnlich.

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© Anne Hübschmann

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Als das junge Ehepaar Kotsch den „Hof der vergessenen Künste“ vor zehn Jahren erwarb, hieß er noch nicht so. Den Namen haben erst die Mittelalterfans ihrem Anwesen verliehen. Die damaligen Ortrander wollten das große Grundstück, in dem früher ein alter Mann allein lebte, zum Wohnen sanieren. „Doch eigentlich wollten wir abreißen und alternativ neu bauen“, geben Daniela und Jörg zu. Ihr neues Haus wollten sie „in die zweite Reihe“ setzen, weg von der Straße. Doch das wurde nicht genehmigt. So entschlossen sich die jungen Leute, doch das alte Auszugshaus zu sanieren. Mit einer 45-prozentigen Förderung vom Dresdner Heidebogen.

Sieht man heute das fertige Bruchsteingebäude, macht es einen romantischen Eindruck inmitten eines noch sehr überholungsbedürftigen Hofes. Doch so urteilen wohl nur die, die nach einer Sanierung ein modernes Anwesen erwarten. Das ist allerdings nicht der Stil von Daniela und Jörg Kotsch. Sie haben die schönen Bruchsteinmauern ihres 1859 errichteten Gebäudes erneuert und die alten Dachziegel wiederverwendet. Darunter sitzt jetzt aber ein neuer Dachstuhl. Innen wurde der vorhandene Lehmputz restauriert. „Früher war das Standard, heute ist es Luxus“, sagt Jörg Kotsch und erklärt, dass es nicht einfach war, eine Fachfirma dafür zu finden. Er selbst hat die Bruchsteine mit ausgefugt.

Sehr viel Eigenleistung

Mit 130 000 Euro Bausumme sind die Böhlaer dabei gewesen. Sehr viel Eigenleistung steckt in dieser Summe. Denn der handwerklich begabte Heilerziehungspfleger und die Betriebswirtschaftlerin und IT-Expertin wollten viele Dinge auf ihre Weise. So gibt es zwar moderne Fußbodenheizung, aber das Treppengeländer besteht zum Beispiel aus einem Robinienstamm. Auch alte Fenster wurden wieder eingebaut. Die freiliegenden Deckenbalken im Wohnzimmer wurden neu eingezogen. Außen sind die Fenster typisch verklinkert.

„Wir wollen ursprünglich und unverbaut wohnen“, so die beiden jungen Leute. Gern hätten sie auch fast alles komplett allein saniert. Doch das hätte noch sehr viel länger als die drei Jahre Bauzeit gedauert. Beide gehen in Vollzeit arbeiten, pflegten nebenbei noch eine Oma und halten außerdem drei Pferde hinterm Haus. Der durch die Fördermittel gesetzte Zeitdruck hat sie allerdings ziemlich belastet.

Doch nun sind die Kötsch`s längst eingezogen und sehr zufrieden mit ihrem Haus. Ihre 140 Quadratmeter haben sie sich genauso rustikal eingerichtet, wie sie es erträumt hatten. Mit Dekorationen aus Indien und Afrika sind die Räume geschmückt. Das Bad hat ein bisschen was vom Jugendstil eines Gaudi. Mit Holzfeuerung und Wärmepumpe heizt die Familie im Winter. Kein hoher Zaun schneidet ihr Grundstück von der Straße ab. Stattdessen gibt es eine niedrige Steinmauer, viel Grün und eine Oma-Opa-Bank sowie das alte Holztor, das man kaum noch wo findet.

Hof- und Weinfest am 31. Mai

Ihren Hof bringen die Böhlaer nach und nach auf Vordermann. „Unser Grundstück ist unser Hobby, nicht unsere Arbeit“, sagt Jörg Kotsch. Doch gezieltes Aufräumen ist derzeit sinnvoll. Denn am 31. Mai laden die Böhlaer zum nächsten Hof- und Weinfest ein. Zwei Jahre haben sie wegen der Haussanierung ausgesetzt. Doch nun sollen wieder Hunderte Gäste im urigen Weinkeller Platz nehmen und vor der Bühne tanzen.

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