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Das Geheimnis des Steinkreuzes

Aufmerksame Wanderer können in Herbergen ein Zeugnis der Geschichte entdecken. Es erinnert an eine Sage und ist noch gar nicht so alt.

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Von Heike Sabel

Herbergen. Die großen Entdeckungen liegen manchmal fast vor der Haustür. Carmen und Dieter Fischer aus Burkhardswalde stießen bei einem Spaziergang auf der Herbergener Anhöhe auf ein Steinkreuz. Die Fischers vermuteten, dass das Steinkreuz aufgrund der eingeschlagenen Zahl 1813 aus der Zeit stammt, als die napoleonischen Soldaten übers Land zogen. Es sei in einem recht guten Zustand. Und so wollten sie wissen, was es mit dem Stein und den Zeichen auf den beiden Seiten auf sich hat.

Mit einfachen Symbolen, Buchstaben und Zahlen erinnert das Steinkreuz bei Herbergen an die Sage vom unheilbar kranken Mädchen.
Mit einfachen Symbolen, Buchstaben und Zahlen erinnert das Steinkreuz bei Herbergen an die Sage vom unheilbar kranken Mädchen. © privat

Mit ihrer Vermutung lagen die beiden nicht ganz richtig – aber auch nicht falsch. Dieter Morgenstern hat den Stein und zwei weitere vor einigen Jahren hergestellt und aufgestellt, ganz von sich aus. Er will damit dafür sorgen, dass die Zeit der napoleonischen Kriege nicht vergessen wird, ohne sie zu verherrlichen, sagt er. Leider interessiere sich kaum jemand wirklich dafür. Zwar war 2013 an vielen Stellen an die Ereignisse vor 200 Jahren erinnert worden, doch seither ist es wieder still geworden. Und die Steine habe er schon lange davor aufgestellt.

Das Steinkreuz, das die Fischers für die SZ-Lokalredaktion fotografierten, trägt auf der einen Seite die Aufschrift Mädchengrab, auf der Rückseite sind es eine Schaufel und der Mond. Diese Symbole erinnern an ein bei Nacht begrabenes Mädchen. Es soll der Sage nach unheilbar krank gewesen sein und deshalb etwas südlich von Herbergen bei lebendigem Leib begraben worden sein. Diese Geschichte wollte Dieter Morgenstern bewahren.

Er arbeitete viele Jahre als Metallgestalter und wohnt nun in Liebstadt. Aus Interesse für die Geschichte und seine Heimat hat er sich den Steinen gewidmet. Die anderen beiden erinnern an ein Franzosen- und ein Kosakengrab. Morgenstern verliert nicht viele Worte darüber. Dass er die Steine bearbeitete, gestaltete und aufstellte, habe er eben so gemacht. Die Steine hat er gefunden, sagt er. Sie werden bleiben, und wenn ab und zu mal jemand nach ihrer Herkunft und ihrer Bedeutung fragt, dann freut sich Morgenstern. Und die Fischers aus Burkhardswalde sehen sie bei ihrem nächsten Spaziergang mit anderen Augen.