SZ +
Merken

Das Geheimnis vom „Heiligen Berg“

Durch Zufall erfuhr ich im Sommer 2005 vom Höhlenforscher Harald Sinkwitz aus Ohorn von einer ehemaligen Funkanlage auf dem „Heiligen Berg“ in Hennersdorf. Bisher war darüber nahezu gar nichts in die Öffentlichkeit gelangt.

Teilen
Folgen
NEU!

Von Doris Hentschel

Durch Zufall erfuhr ich im Sommer 2005 vom Höhlenforscher Harald Sinkwitz aus Ohorn von einer ehemaligen Funkanlage auf dem „Heiligen Berg“ in Hennersdorf. Bisher war darüber nahezu gar nichts in die Öffentlichkeit gelangt. Wir gingen der Sache gemeinsam nach, stiegen auf den Berg, fragten den Leuten aus Hennersdorf Löcher in den Bauch und sammelten so umfangreiches Material.

Fakt ist: Der „Heilige Berg“ war im Dritten Reich für die militärische Nachrichtentechnik interessant geworden. In den Jahren 1937 und 1938 errichtete die Wehrmacht eine Funkrelaisstelle. Zeitgleich plante, baute oder erweiterte man in der Umgebung weitere moderne funktechnische Anlagen der Luftwaffe. Auf dem „Heiligen Berg“ selbst befand sich eine ständig wechselnde, kleine Besatzung mit einigen Soldaten und einem Schäferhund. Sie unterstand dem Flugplatz Kamenz, während ein Ausbilder vom Flugplatz Großenhain kam. Bei der Auswertung der Feldpostnummern sind ebenfalls zwei verschiedene Einheiten zu finden. Die Hauptbaracke und der Funkturm waren in Ost-West-Richtung ausgerichtet. Ein weiteres Gebäude diente als Lagerraum, worin auch ein Stromgenerator sowie Kohlen ihren Platz fanden.

Die Turmkonstruktion aus Holz war ungefähr 28 Meter hoch, hatte eine Plattform und stand auf Betonfundamenten. Bis zur Landeskrone nach Görlitz konnte man bei gutem Wetter sehen. Das Areal wurde von einem 1,5 Meter hohen Zaun umgeben mit einem Personentor und einem größeren Tor für Kraftwagen. Das Betreten des Berges war für die Zivilisten verboten. Nach der Fotoauswertung durch Spezialisten ist geklärt, dass es sich um eine Richtfunkstation handelte. Die Richtfunktechnik wurde bereits in den 30er Jahren beherrscht. Es war damals eine nahezu abhörsichere Nachrichtenverbindung.

Reste liegen noch heute

Bereits um 1943 soll es aber wieder zu Abrissarbeiten gekommen sein. Die Betonfundamente wurden gesprengt, was ältere Bürger bestätigten. Die Reste der Betonklötze liegen heute noch auf dem Berg. Wahrscheinlich wurde die Technik dringend an der Front gebraucht. Auch einige der Soldaten wurden mitgeschickt, was für viele der Tod bedeutete. Ein Soldat hat in seiner Freizeit einen Stein mit einer Inschrift versehen, um so der nachfolgenden Generation von diesem Ort zu erzählen. Ein unbekannter Finder dieses Steines aus Pulnitz, so viel ist bekannt, möchte ihn doch wieder an seinen Ursprungs-platz zurückbringen. Bis zum Kriegsende 1945 war der Berg für das Militär nicht mehr interessant. Erst als die sowjetischen Truppen auf den Wegen Napoleons in Hennersdorf einmarschierten, wurde vom Berg aus auf sie geschossen. Bei dieser Gelegenheit ermordeten die Russen auch wahllos mehrere Zivilisten. Ein Soldat vom Berg hat in Hennersdorf seine große Liebe gefunden und war im Ort geblieben: Arthur Schulz. Er wurde 1954 zum Bürgermeister gewählt und war es bis zur Eingemeindung nach Lückersdorf-Gelenau im Jahr 1979.

Jedenfalls bleiben wir an der Sache dran und erhoffen uns noch mehr Erkenntnisse aus der damaligen Zeit, um sie nicht ins Vergessen geraten zu lassen.

Informationen an: Ortschronistin Doris Hentschel, E-Mail: [email protected]

Höhlenforscher Harald Sinkwitz: E-Mail: [email protected]