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Das Glück am Gartenteich

Als Ehepaar fühlen sich Scholzes in Königshain wohl. Damit bestätigen sie die große SZ-Umfrage, dass nicht nur Königshainer glückliche Menschen sind.

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© Steffen Gerhardt

Von Steffen Gerhardt

Wenn ich mich mit meinem Mann hier unterhalte, dann schaut uns unser Lieblingsfrosch zu“, erzählt Marianne Scholz-Paul und blickt auf den kleinen Teich im Garten ihres Grundstückes in Königshain. Auch als sie mit dem SZ-Reporter spricht, quakt es auf einmal laut unter den Blättern der Wasserpflanzen. „Ja, er merkt schon, wenn jemand da ist“, stellt sie mit einem Lächeln fest. Der Teich ist für sie ein Stück ihres Glücks. Denn auf die Frage, wo es ihr in Königshain am besten gefällt, nennt Marianne Scholz-Paul sofort ihren Teich. Ihr Mann, Günter Scholz, ist derselben Meinung: „Ruhe und Entspannung finden wir hier und es macht Spaß, das Leben im und am Teich zu beobachten und sich daran zu erfreuen“, sagt der Hannoveraner. Bereits in seinem früheren Garten durfte ein Teich nicht fehlen.

Für Scholzes gehört der Teich zu ihrem Lebensstandard, genauso wie die selbst ausgebaute Wirtschaft mit Wohnhaus und großer Scheune sowie ein komfortables Auto, auch wenn es schon sieben Jahre alt ist. Mit dem, was sie haben, sind sie zufrieden, sagt das Ehepaar. Das spiegelt sich in der Umfrage der SZ „Glückliche Sachsen“ wider. Die Bürger, die in Königshain, Neißeaue und Vierkirchen wohnen, bewerten ihren Lebensstandard von allen Gemeinden des Umlandes am höchsten. Auf einer Skala von eins bis zehn stehen die drei Gemeinden mit 8,3 sehr gut da. Weder Markersdorf, Schöpstal, Schönau-Berzdorf, noch die Städte Reichenbach und Rothenburg kommen über 7,7 nicht hinaus. Der Umfragedurchschnitt liegt bei 7,4. Nimmt man die Umlandgemeinden zusammen, bleiben sie mit 7,34 aber knapp unter dem Sachsendurchschnitt.

Unterschiede zeigen sich vor allem in den Städten. Während die Reichenbacher ihrem Lebensstandard eine 7,0 geben, kommen die Rothenburger nur auf eine 6,7. Eng mit dem Lebensstandard sind das Einkommen und die Wohnqualität verknüpft. In diesen beiden Kategorien fällt die Bewertung sehr verschieden aus. Während Königshain, Neißeaue und Vierkirchen dem Wohnen eine 9,0 gibt, kommen die drei Gemeinden beim Einkommen nur auf eine 6,3. Dennoch liegen sie damit über dem Sachsendurchschnitt von 5,9 (Einkommen) und 8,0 (Wohnen). Diesen unterbietet nur Reichenbach in beiden Kategorien mit 5,7 (Einkommen) und 7,7 (Wohnen). Am schlechtesten scheinen die Rothenburger zu verdienen. Sie bewerten ihr Einkommen nur mit einer 5,4, gefolgt von Reichenbach und Schönau-Berzdorf mit jeweils 5,8. Demzufolge fällt auch der Glückswert mit der Frage: Was macht Sie glücklich? unter den Durchschnitt von 6,9. Reichenbach und Rothenburg kommen jeweils nur auf eine 6,7, Schönau-Berzdorf sogar nur auf 6,3. Die glücklichsten Menschen leben in Königshain, Neißeaue und Vierkirchen. Sie kommen auf einen Wert von 7,8. Markersdorf und Schöpstal erreichen 7,0 (ausführlich in der Grafik).

Ihr Glück macht Marianne Scholz-Paul nicht an materiellen Dingen fest. „Dass ich nach dem Tod meines Mannes einen neuen Lebenspartner und Ehemann gefunden habe, ist für mich ein großes Glück. Noch dazu, dass wir uns die gleichen Interessen aufgrund unserer schlesischen Herkunft teilen.“ Dabei muss die 69-Jährige an die Worte ihrer Mutter denken: „Mit Gottvertrauen aufstehen und weitergehen“. Das hat ihr über den Verlust ihres Mannes geholfen, aber auch ihr ehrenamtliches Engagement. Sei es als Schlesisches Tippelweib, im Schlesischen Heimatbund, im Tippelmarkt-Verein oder im Förderverein Stadthalle Görlitz. Marianne Scholz-Paul mischt sich gerne und oft ein.

Nicht viel anders erging es Günter Scholz. Der Tod seiner Frau nach schwerer Krankheit war ein herber Schicksalsschlag für ihn. Aber auch für den Witwer ging das Leben weiter – und führte ihn zu neuem Glück. Mit seiner Frau Marianne hat er sich vor sechs Jahren nicht nur vermählt, sondern in Königshain einen neuen Lebensmittelpunkt geschaffen. Damit ist er näher an seiner Heimat dran. Denn er hat nie seine Bindung zu seinem Heimatdorf Geibsdorf, dem heutigen Siekierczyn bei Luban (Lauban), verloren. „Für mich bedeutet Glück, in meinem Heimatdorf wieder etwas bewegen zu können“, sagt er. Am 13. September war es soweit: Da wurde das 1946 vom Sockel gestoßene Denkmal, das an 79 im Ersten Weltkrieg gefallene Geibsdorfer erinnert, ein zweites Mal eingeweiht. Zusammen von Deutschen und Polen. Persönliche Spenden machten es möglich, dass das 1922 aufgestellte Denkmal restauriert wurde und an seinem alten Platz am Friedhof wieder steht. Auf diesen Glücksmoment hat der heute 81-jährige Günter Scholz viele Jahre hingearbeitet.

Das private Glück ist nicht untrennbar mit dem Glück, dass die Menschen generell empfinden, die in Königshain, Neißeaue und Vierkirchen leben. Sie punkten mit dem höchsten Glückswert von 7,8. Die fünf für das Görlitzer Umland bewerteten Regionen kommen auf einen Durchschnitt von 6,9. Dieser deckt sich auf die Kommastelle mit dem Gesamtdurchschnitt der Umfrage. Jetzt zu verallgemeinern, dass das Glück auf dem Land zu Hause ist, geht aber nicht auf. Denn Schönau-Berzdorf kommt zusammen mit Bernstadt und Ostritz nur auf einen Glückswert von 6,3. Die Städte Rothenburg und Reichenbach bleiben mit jeweils 6,7 auch unter dem Durchschnitt. Das persönliche Glück reicht also nicht aus, auch das Umfeld muss stimmen, damit sich das Glücksgefühl einstellt.

Dazu zählen neben einem soliden Einkommen auch die Gesundheit und ihr Erhalt. Scholzes fühlen sich in Königshain gut versorgt, und zu den Fachärzten nach Niesky und Görlitz ist es für sie nicht weit. Außerdem haben sie ihren Garten als kleine Oase der Erholung. „Von hier aus sehen wir das Schloss und die Kirche, das ist herrlich“, schwärmt Marianne Scholz-Paul. Und das Quaken des Frosches im Teich scheint ihr dabei recht zu geben.

›› Alle Analysen und Ergebnisse fassen wir in unserem Glücks-Spezial zusammen