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Das hilft gegen Fahrraddiebstahl

Täglich verschwinden Fahrräder. In den meisten Fällen findet die Polizei sie nicht wieder.

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Von Rasmus Wittrin

Leon Meißner, Zehntklässler des Lessing-Gymnasiums Döbeln, hatte sein Fahrrad am Fahrradständer vor dem Volkshaus abgestellt. Von 15.30 bis 17 Uhr besuchte er die Tanzstunde. Um sein Rad sorgte er sich nicht – schließlich hatte er es neben einem Fußweg angeschlossen, mit einem Fahrradschloss, für das der Hersteller mit einer hohen Sicherheitsstufe wirbt. Die unbekannten Fahrraddiebe versuchen es trotzdem.

„Als ich nach dem Unterricht wieder rausging, war der Sattel abmontiert, es waren Kratzer im Lack und der Stoff um das Schloss war angekokelt“, berichtet Meißner. Die Druckstellen am Metall des Schlosses ließen darauf schließen, dass die Täter versucht hatten, es mit einem Bolzenschneider zu durchtrennen. Aber das Schloss hielt, das Fahrrad war noch da.

Wäre der Diebstahl geglückt, hätte Meißner schlechte Karten gehabt: Die Aufklärungsquote bei Fahrraddiebstählen ist sehr gering. Im Jahr 2014 konnten laut der Polizeidirektion Chemnitz im Landkreis Mittelsachsen lediglich 6,1 Prozent aller Fahrraddiebstähle aufgeklärt werden. Das sind nur 28 von 431 gestohlenen Rädern.

Das Beispiel zeigt, dass Fahrraddiebe immer skrupelloser werden und auch mitten in der Öffentlichkeit ihrem Handwerk nachgehen. Deshalb beschäftigt viele Fahrradbesitzer die Frage nach dem „ultimativen“ Schutz. Jens Böber, Mitarbeiter des Fahrradladens „Radsport Döbeln“ sagt, dass es diesen nicht gibt: „Es wird alles genommen, was nicht angeschlossen ist und auch das, was angeschlossen ist.“

Nicht selten schlagen Fahrraddiebe bei Fahrradständern im öffentlichen Raum zu, aber auch in Schulen. Michael Höhme, Schulleiter des Lessing-Gymnasiums, steht in ständigem Kontakt zur Polizei. Nach vermehrt auftretenden Diebstählen – letztes Jahr belief sich die Zahl auf etwa zehn, das stellte einen deutlichen Anstieg gegenüber den Vorjahren dar – wurden die Polizeistreifen am Gymnasium verstärkt. Neben erhöhter Polizeipräsenz setzt die Schulleitung auch auf Hinweise an die Schüler: Auf einer Anzeigetafel stehen Warnungen, die Schüler sollten ihre Räder nicht vorne an der Sporthalle, sondern an dem Fahrradständer beim Kunstgebäude abstellen, weil sich in diesem Bereich eigentlich keine schulfremden Personen aufhalten. Außerdem empfiehlt Höhme den Schülern, Bügel- oder Faltschlösser zu verwenden.

Auch Jens Böber unterstützt den Trend zu diesen Schlössern. Sie seien sehr robust und böten den bestmöglichen Schutz. Bei der Wahl eines Schlosses solle man sich aber auf jeden Fall an einen Fahrradhändler wenden; Schlösser aus dem Bau- oder dem Supermarkt brächten nicht viel, so Böber. Allerdings müsse auch darauf geachtet werden, wo und wie man sein Fahrrad anschließt. Schlösser allein an der Radfelge sind auf jeden Fall nicht sicher. „Dann könnte der Dieb das Fahrrad ja einfach wegtragen. Zu Hause hat er dann genug Zeit, in Ruhe das Schloss zu entfernen“, erklärt Böber. Ist kein Fahrradständer zum Anschließen in der Nähe, sollte man beispielsweise Laternenpfähle nehmen.

Die Versicherungsfrage bei Fahrraddiebstählen ist komplex. Uwe Kantelberg, Berater der Verbraucherzentrale in Chemnitz, sieht spezielle Fahrradversicherungen als wenig hilfreich an, weil sie oft nur ein Jahr nach dem Neukauf greifen. Er empfiehlt, das „Kleingedruckte“ besonders zu beachten. Die normale Hausratversicherung reiche oft auch nicht aus, denn sie zahle meist nur, wenn das Fahrrad in einem verschlossenen Raum im eigenen Haus gestohlen wurde.

Es gebe aber die Möglichkeit, zur Hausratversicherung einen Erweiterungsvertrag abzuschließen, der dann auch Fahrraddiebstähle mit einschließt, die außer Haus geschehen. „Zwischen 22 und 6 Uhr muss das Fahrrad trotzdem in einem abgeschlossenen Raum zu Hause stehen, weil die Versicherung sonst wegen Fahrlässigkeit nicht zahlen müsste“, so Kantelberg. „Außerdem muss das Fahrrad mit einem Schloss an einem festen Gegenstand angeschlossen werden.“ Um einen Fahrraddiebstahl und die getroffenen Schutzmaßnahmen nachweisen zu können, sollte man Fotos, Kaufverträge und zerschnittene Schlösser aufbewahren, sagte der Experte.