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Das Klassenzimmer im Zirkuszelt

Schüler aus Niedersedlitz lernen derzeit in Prohlis. Der Ausweichstandort macht nun ein besonderes Projekt möglich.

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© Norbert Millauer

Etwas skeptisch war Nico Worzak schon, als er von der Projektwoche erfuhr. Ein Zirkus an der Grundschule? Mit Kindern als Artisten? Schwer vorstellbar für den zehnjährigen Schüler – bis er von seiner Rolle erfuhr. „Ich bin Teil der Feuershow und schwenke Fackeln“, sagt der Niedersedlitzer stolz. Mit Nico wirken alle 224 Kinder der 89. Grundschule an dem einmaligen Spektakel mit. Sei es als Fakir, Tänzer, Akrobat oder als Dompteur von Ponys, Ziegen, Hunden und Erdmännchen.

Eine Woche lang ist der Projektzirkus Probst in Prohlis zu Gast und probt mit den Kindern. Zu verdanken ist die Woche den Mühen der Schulleiterin. Unbedingt wollte Beate Klemm, dass der Zirkus an der Schule gastiert. Dabei war der jetzige Zeitpunkt die letzte Chance für die Niedersedlitzer Schüler. Im Februar ziehen sie vom Ausweichstandort an der Boxberger Straße wieder in ihr Stammhaus an der Sosaer Straße zurück. Das Gebäude dort wird derzeit saniert. „Dort aber reicht der Platz für einen ganzen Zirkus nicht aus“, sagt die 56-Jährige. Sie freut sich, dass viele Eltern das Vorhaben unterstützen. „Als das Zelt am Sonntag aufgebaut wurde, haben 25 Eltern drei Stunden lang mit angepackt.“

Auf Helfer sind die Zirkusleute angewiesen. „Seit Januar haben wir unser Team von 60 auf zehn Leute verkleinern müssen“, sagt Mercedes Probst, Tochter des Zirkus-Gründers Rudolf Probst. Auch der Mindestlohn sei schuld gewesen. Nun gehören vor allem Familienmitglieder zum Team. Gemeinsam touren sie seit einem halben Jahr mit dem Schulprojekt durch Deutschland. Nächster Halt: Augustusburg.

Schulleiterin Beate Klemm ist überzeugt, dass der ungewöhnliche Unterricht den Grundschülern guttut. „Jeder hat seinen Auftritt. Außerdem arbeiten dadurch Kinder unterschiedlichen Alters zusammen“, sagt sie. Der normale Unterricht fällt in dieser Woche aus. Gelernt haben sie trotzdem etwas. Ihr Können in der Manege dürfen Eltern und Gäste heute, 17 Uhr, bei der öffentlichen Vorführung bewundern. 400 Plätze gibt es in dem Zirkuszelt. Karten gibt es vor Ort. Der Eintritt kostet zehn Euro, für Kinder drei Euro. (mla)