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Das neue Betonmischwerk am Kohlberg

Pirnas Südumfahrung führt später durch den 300 Meter langen Kohlbergtunnel. Für dessen Bau entsteht derzeit eine eigene Mini-Stadt.

Von Thomas Möckel
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Neues Betonmischwerk am Kohlberg: kurze Wege für den Nachschub.
Neues Betonmischwerk am Kohlberg: kurze Wege für den Nachschub. © Thomas Möckel

Von der Zehistaer Straße in Pirna aus stieg das Gelände früher sanft zum Kohlberg an. Am Fuß stand einmal eine alte Streuobstwiese mit knorrigen Apfelbäumen, dann folgte eine Wiese, auf dem Gipfel steht ein 150 Jahre alter Mischwald, der streng geschützt ist. 

Inzwischen aber hat sich die Landschaft, vor allem in den vergangenen beiden Jahren, an dieser Stelle gravierend verändert. Die Streuobstwiese ist längt verschwunden, die Bäume wurden an einen geheimen Ort versetzt, weil in ihnen der seltene Juchtenkäfer brütet. 

Stattdessen haben nun Mensch und Maschine das Gelände geformt, für eines der teuersten und aufwendigsten Vorhaben in der Stadt: die Pirnaer Südumfahrung, die die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (Deges) seit 2017 bauen lässt. 

Von der Zehistaer Straße aus gen Osten wird die Trasse einmal durch den 300 Meter langen Kohlbergtunnel führen. Der Tunneleinschnitt ist schon vorgeformt, die Trasse bis dahin schon planiert. 

Tunnelbauer sind Selbstversorger

Inzwischen rückt nun auch der eigentliche Tunnelbau in greifbare Nähe, im August könnte der Startschuss fallen. Damit dann für dieses Großprojekt alles gerüstet ist, lassen sich die Tunnelbauer derzeit quasi häuslich nieder - in einer Mini-Stadt rechts neben dem künftigen Tunnelportal. 

Am Hang haben sie eine große Fläche plan geschoben, darauf stehen, akkurat aufeinandergestapelt, große Container, es werden die Tagesunterkünfte der Bauleute. Gleich daneben steht ein Zelt, dort ist eine eigene Werkstatt untergebracht. Geht Baugerät kaputt, reparieren es die Tunnelbauer zumeist gleich selbst vor Ort. "Die Tunnelbauer sind so eine Art Selbstversorger-Truppe", sagt Ulrich Gawlas, Bauoberleiter der Südumfahrung. Zudem sind sie auch ein sogenannter Dekaden-Betrieb. Eine Schicht ist immer zehn Tage rund um die Uhr vor Ort, anschließend zehn Tage zuhause.

Mini-Stadt am Kohlberg: Werkstatt und Tagesunterkünfte der Tunnelbauer.
Mini-Stadt am Kohlberg: Werkstatt und Tagesunterkünfte der Tunnelbauer. © Thomas Möckel

Frischer Beton nach Rezept

Aus großen Betonelementen, die aussehen wie überdimensionale Lego-Bausteine, haben die Fachleute bereits abgetrennte Boxen gebaut, in ihnen lagern später die Zuschlagstoffe für den Beton, beispielsweise Sand und Kies in unterschiedlichen Korngrößen. 

Befüllt wird damit das Herzstück des Tunnelbauer-Domizils: eine Betonmischanlage. "Der gesamte Beton für den Tunnelbau wird gleich hier neben der Baustelle angemischt", sagt Gawlas. Denn die Baustelle läuft ununterbrochen, auch nachts, auch am Wochenende. Der Vorteil, wenn alles vor Ort hergestellt wird: die Wege für den Nachschub sind kurz, zudem müssen keine Beton-Lkws zu nachtschlafender Zeit durch die Stadt rollen, was wiederum die Anwohner entlastet. 

Die nagelneue Mischanlage ist bereits aufgebaut, zwei Zementsilos plus eines für die Füllstoffe, dazu jede Menge Technik. Dank eines Computers läuft die Anlage vollautomatisch. Ein Fachmann gibt über eine Tastatur die Rezeptur für den benötigen Beton ein, das Werk mischt dann alles wie gewünscht. 

Die Anlage, die Container und die Werkstatt bleiben aber nicht auf Dauer. Wenn der Tunnel fertig ist, wird die Mini-Stadt abgebaut, Fachleute profilieren dann das Gelände neu. Das Areal dient später als Ausgleichsfläche für den Straßenbau und wird bepflanzt. 

Fertige Voreinschnittwand am Kohlberg: Ab dieser Stelle - allerdings 15 Meter tiefer - geht es später in den Tunnel.
Fertige Voreinschnittwand am Kohlberg: Ab dieser Stelle - allerdings 15 Meter tiefer - geht es später in den Tunnel. © Thomas Möckel

Das Geheimnis der Tunnelpatin

Derzeit präparieren die Fachleute die sogenannte Voreinschnittwand, jene Wand, ab der es später mit dem Tunnel unter Tage weitergeht. Dafür drücken die Arbeiter lange Gewindestangen in den Hang, sie werden noch verfüllt, verfestigt und gespannt - um dem mürben Gestein Halt zu geben. Von außen sprühen sie noch Spritzbeton auf. "Dann ist beim Tunnelbau alles sicher und stabil", sagt Gawlas. Voraussichtlich im August sollen diese Arbeiten fertig sein.

Dann ist auch der Tunnelanschlag geplant, ein symbolischer Akt für den Baustart - ein ähnliches Ritual wie beispielsweise die Grundsteinlegung oder das Richtfest bei Gebäuden. 

Verbunden mit dem Tunnelanschlag ist ein großer Festakt, der traditionell in einem Höhepunkt mündet: in der Zündung der ersten Sprengladung. 

Und weil es die Tradition so will, gibt es extra für den Tunnelbau eine Tunnelpatin. Wer das sein wird, ist noch geheim. Fest steht aber schon: während die Röhre gebaut wird, trägt der Tunnel den Vornamen der Patin - und wird erst nach Bauende zum Kohlbergtunnel.

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