Debatte ums Frauenschwimmen

Bautzen. Auf den Stühlen sitzen nur Frauen, im Wasser schwimmen sie allein und auch der Bademeister ist an diesem Tag feminin. Am 12. März ist das Bautzener Röhrscheidtbad fest in weiblicher Hand. Anlässlich des Internationalen Frauentages hat sich die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt eine besondere Aktion ausgedacht. Von 18 bis 22 Uhr sind die Besucherinnen im Bad unter sich. Eine nette Aktion sollte es werden. Doch schon die Ankündigung löst in Bautzen eine breite Debatte aus.
Vor allem auf Internetplattformen wie Facebook oder Twitter wird über Sinn und Unsinn der Veranstaltung gestritten. Einige Männer fühlen sich diskriminiert. Aber auch Frauen üben Kritik. Die Veranstaltung sei ein Rückschritt, sagen sie. Ihr Argument: Frauen haben lange um Gleichberechtigung gerungen und auch dafür gekämpft, sich nicht vor Männern im Schwimmbad verstecken zu müssen.
Erhitzte Gemüter
Doch eine Passage im Ankündigungstext der Organisatoren erhitzt die Gemüter besonders. So heißt es, alle Frauen sind willkommen, egal, ob sie „aus persönlichen, kulturellen oder religiösen Gründen“ ohne Männer schwimmen wollen. Tobias Schilling, Chef des CDU-Stadtverbandes, hält diese Formulierung für unglücklich. Ihn stört vor allem, dass bei dieser Veranstaltung kein männliches Personal im Bad anwesend sein wird. „Es gehört zur Kultur in Deutschland, dass Bademeister eben nicht aus religiösen oder kulturellen Gründen draußen bleiben müssen“, sagt er.
Die AfD Bautzen wertet die Aktion gar als „einen weiteren Versuch gesellschaftliche Veränderungen auszutesten, um islamische Geschlechtertrennung bei uns vorzubereiten.“
Großer Zuspruch
Mit solchen Kommentaren hatte Andrea Spee-Keller nicht gerechnet. Seit 1990 arbeitet sie als Gleichstellungsbeauftragte für die Stadt Bautzen. „Aber so eine Diskussion habe ich noch nicht erlebt“, sagt sie und berichtet davon, wie es zu dem Frauenschwimmtag kam.
Die Idee dazu hatte sie vor Jahren. Doch erst nach einem Gespräch mit Maxi Hoke, der Ansprechpartnerin für Bewohner im Stadtteil Gesundbrunnen, habe sie sich dazu entschlossen, die Aktion nun umzusetzen. „Auch die BBB, die für das Röhrscheidtbad zuständig ist, unterstützt uns dabei“, erklärt Spee-Keller. Ursprünglich war die Veranstaltung direkt am Frauentag, also am 8. März, geplant. Doch weil an diesem Tag viele Vereine trainieren, habe man das Frauenschwimmen auf den 12. März verlegt.
Schon jetzt gibt es großen Zuspruch, berichtet die Gleichstellungsbeauftragte und erzählt von Frauen, die gern langsam schwimmen und deshalb den Badbesuch nicht genießen können. „Manche Frauen fühlen sich auch einfach ungezwungener, wenn kein Mann dabei ist“, sagt sie. Spee-Keller verteidigt auch den Ankündigungstext und die Entscheidung, an diesem Tag auf männliche Mitarbeiter zu verzichten. Für beides habe man sich bewusst entschieden, erklärt sie. Schließlich ginge es darum, alle Frauen der Stadt zum gemeinsamen Schwimmen einzuladen – auch jene mit muslimischen Glauben.
Anja Hennersdorf, Vorsitzende vom SPD-Ortsverein Bischofswerda, begrüßt die Veranstaltung. „Das Angebot richtet sich an eine Gruppe von Frauen, die sonst eine öffentliche Schwimmhalle nur ungern oder gar nicht nutzen würden“, sagt sie. Gerade solchen Menschen könnte man mit diesen Veranstaltungen die Chance geben, mehr am sozialen Leben teilzuhaben.
Akzeptanz im Umland
Dass das Frauenschwimmen keine Erfindung aus Bautzen ist, zeigt ein Blick ins Umland. Das Schwimmbad im Westparkcenter Zittau hat beispielsweise jeden Montag von 10 bis 17 Uhr nur für Frauen geöffnet. „Bei uns gibt es dieses Frauenschwimmen seit der Eröffnung des Bades, also seit 1998“, erklärt Geschäftsführer Heiko Wasser. Auch die Saunalandschaft darf in diesem Zeitraum nur von den weiblichen Gästen genutzt werden. Von den Besucherinnen wird das Angebot gut angenommen, erklärt der Chef, der dafür eine einfache Erklärung hat: „Die Frauen wollen eben unter sich sein“, sagt er. Neue Besucher fragen manchmal nach, berichtet der Geschäftsführer. „Aber es wird von allen akzeptiert“, sagt er und betont, dass das Schwimmbad den Männern immer noch sechs Tage lang zur Verfügung steht.
Von Akzeptanz spricht man auch beim Geibeltbad in Pirna. Dort hat die Sauna jeden Mittwoch sechs Stunden lang nur für Frauen geöffnet. „So lange dieses Angebot genutzt und akzeptiert wird, lassen wir es auch so“, erklärt Ute Ullrich von den Stadtwerken, die für das Bad zuständig sind.
Ob das Frauenschwimmen in Bautzen eine einmalige Aktion bleibt, kann die Gleichstellungsbeauftragte noch nicht sagen. Nach der Veranstaltung will sie die Frauen befragen. Sollte es Interesse geben, könnte sich Andrea Spee-Keller vorstellen, dass der Frauenschwimmtag wiederholt wird, vielleicht sogar zweimal im Jahr. Und falls sich auch Männer einen solchen Tag wünschen? Dann, so meint die Gleichstellungsbeauftragte, wäre auch ein Herrenschwimmtag denkbar.
Kommentar: Die Aktion wird missbraucht