SZ +
Merken

Denkmal bekommt eine flotte Gestaltung

Das Gesellschaftshaus wird für den Tag der Sachsen aufgehübscht. 50 Kinder und Jugendliche helfen dabei.

Teilen
Folgen
NEU!

Von Susanne Plecher

Philipp schneidet mit Akribie und Skalpellmesser einen Wolf aus. Vorsichtig fährt der Zwölfjährige mit der scharfen Klinge die Linien ab. Er fertigt eine Schablone an, mit der er gleich ein Graffiti machen wird. Den Schritt hat Richard schon hinter sich gebracht. Seine Schablone ist bereits fertig. Sie zeigt einen stilisierten Adlerkopf, den der 13-Jährige selber entworfen hat. Jetzt steht er mit Handschuhen und Spraydose vor der Übungswand am Alberttreff und sprüht erst mit grauer, dann mit gelber Farbe die Aussparungen an. Philipp und Richard gehören zum zweiten Durchgang des Graffitiprojektes „Großenhain – die Stadt, in der ich lebe“. Etwa 50 Jugendliche nehmen in den ersten vier Sommerferienwochen daran teil. Bis zum 17. August wollen sie die Fassade des Gesellschaftshauses in der Poststraße 15 verschönern.

Noch übt Richard (gr. Bild). Morgen darf er an die „richtige“ Wand am Gesellschaftshaus in der Poststraße 15. Dort sind Theresa Werheid und Sebastian Bieler mit den Vorarbeiten beschäftigt (unten li.), während Philipp (unten re.) eine Schablone schneidet.
Noch übt Richard (gr. Bild). Morgen darf er an die „richtige“ Wand am Gesellschaftshaus in der Poststraße 15. Dort sind Theresa Werheid und Sebastian Bieler mit den Vorarbeiten beschäftigt (unten li.), während Philipp (unten re.) eine Schablone schneidet.
Noch übt Richard (gr. Bild). Morgen darf er an die „richtige“ Wand am Gesellschaftshaus in der Poststraße 15. Dort sind Theresa Werheid und Sebastian Bieler mit den Vorarbeiten beschäftigt (unten li.), während Philipp (unten re.) eine Schablone schneidet.
Noch übt Richard (gr. Bild). Morgen darf er an die „richtige“ Wand am Gesellschaftshaus in der Poststraße 15. Dort sind Theresa Werheid und Sebastian Bieler mit den Vorarbeiten beschäftigt (unten li.), während Philipp (unten re.) eine Schablone schneidet.

Für diese Zeit haben Sebastian Bieler und Raimo Siegert den Leitungs-Hut auf. Das Haus ist beileibe nicht das erste Projekt, dass der Künstler und der Sozialpädagoge mit Kindern gestalten. So prominent gelegen war bisher jedoch keines. „Es hängt viel daran, schließlich sind wir jetzt im inneren Stadtring“, so Bieler. Die Vorbereitungen für die Sommerschaffe haben schon im Herbst letzten Jahres begonnen. Da nahm Jörg Withulz von der Stadtverwaltung Kontakt mit ihm auf. Die Fassade des ehemaligen Institutes für Lehrerbildung sei grässlich. Ob man nicht etwas tun könne? Natürlich könne man.

Die 14 großen Fenster des Eckhauses sind mit Holzplatten einheitlich verkleidet worden. Seit gestern werden hier historische Motive der Stadt per Raster und Graphitstift vorgezeichnet und demnächst mit Sprühdose und Lackstift farblich umgesetzt. „Das Museum Alte Lateinschule hat uns dafür eine Unmenge an historischen Stadtansichten zur Verfügung gestellt“, sagt Lehramtsstudentin Sophie Kaiser, die hier ein Praktikum absolviert. Die großen Bilder – später werden darauf das Rathaus, die Marienkirche, das Zabeltitzer Palais zu sehen sein – werden von den Erwachsenen und zeichnerisch versierten Jugendlichen gemalt. Die Kinder nehmen sich die Flächen rings um die Fenster vor. Mit selbst gefertigten Schablonen bringen sie auf das alte Gemäuer, was ihnen wichtig ist.

Anders als in den Vorjahren geht es für die jungen Teilnehmer nicht nur darum, mit Sprühutensil und Kreativität unter anderem Bahnunterführung und Fußgängertunnel zu gestalten. Sie sollen nun auch historische und kulturelle Orte der Stadt, in der sie leben, kennenlernen. Wie lockt man dafür 14-Jährige hinter dem Tablet vor? Mit Geocaching. Jugendarbeiter Raimo Siegert erklärt, wie das funktioniert: „Wir drücken ihnen ein GPS-Gerät in die Hand, in dem die Koordinaten von elf Stationen gespeichert sind. Die sind kreuz und quer in der Stadt verteilt. Die Kinder folgen den Angaben, bis sie am Ziel sind, und dort müssen sie nach kleinen Röhrchen suchen.“ In diesen Kapseln befinden sich Texte, die über den Ort, das Haus und seine historische Bedeutung für die Stadt aufklären. Die Motive sollen als Anregung dienen.

Eine Mischfinanzierung macht das Graffitiprojekt möglich. Nachdem zuerst ermittelt wurde, welche Kosten auflaufen würden – dazu zählen Planungs-, Künstler- und Betreuungskosten, das Gerüst, die Malerleistung und die Tischlerarbeiten für die Verkleidung der Fenster – wurde geschaut, wie man sie begleichen könnte. Viele Firmen und Träger beteiligen sich: der Großenhainer Ausbau, Grundstückseigentümer Torsten Kettel, die STEG, die Sparkasse Meißen. Es fließen Mittel aus dem Budget „Tag der Sachsen“ und der mobilen Jugendarbeit, auch die Teilnehmergebühren werden zur Finanzierung genutzt.