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Der alte Fritz lässt Luft bei August ab

Reichenbach. Einblicke in die frühe sächsische Postgeschichte gibt eine Ausstellung auf Schloss Krobnitz. Ein Kölner Ehepaar zeigt noch bis zum 9. Dezember seine Schätze.

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Von Steffen Gerhardt

Die Verfehlungen, die sich der brandenburgische Postmeister Hetscher in Danzig erlaubte, veranlassten am 6.November 1699 Kurfürst Friedrich I. von Preußen, einen Brief zu schreiben. Diesen adressierte er „An den König von Pohlen“, der kein geringerer war als August der Starke und am Dresdner Hof residierte. Zweieinhalb Groschen kostete den alten Fritz diese Empörung, wobei einen Groschen das Leipziger Postamt bekam und eineinhalb Groschen das Oberpostamt Berlin.

Worüber sich der Preußenkönig Luft machte, kann der Interessierte auf dem Originalbrief nachlesen, der seit gestern auf Schloss Krobnitz gezeigt wird. Es ist nicht das einzige Dokument, das die Sonderausstellung zur sächsischen Postgeschichte zu bieten hat. Originalschreiben Augusts des Starken und weiterer sächsischer Kurfürsten sind ebenso zu sehen wie Briefmarken und Illustrationen rund um die Sachsenpost. Zusammengetragen hat die Sammlung das Ehepaar Christian und Renate Springer aus Köln. Über die Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften, deren Mitglied beide sind, wurde die Ausstellung angeregt. „Was wir hier zeigen, ist ungefähr ein Fünftel unserer Sammlung“, erzählt Christian Springer, der in Neugersdorf aufgewachsen ist. Seine Frau stammt aus Halle – und da lag es auf der Hand, dass die sächsische Postgeschichte ihre Leidenschaft wird. „Die ersten Stücke haben bereits unsere Eltern und Großeltern gesammelt, wir setzen das nun fort“, sagt Renate Springer und ergänzt nicht ohne Stolz, dass ihr ältester Brief von 1497 stammt.

„Damals wurde der erste Botendienst von Sachsen nach Friesland eingerichtet, nachdem selbiges sich auf der Leipziger Messe bewährt hatte“, gibt die einstige Archivarin ihr Wissen preis. Ihre Sammelleidenschaft reicht bis ins Jahr 1867. „Da trat Sachsen dem Norddeutschen Bund und damit auch dem gleichnamigen Postbezirk bei und durfte keine eigenen Briefmarken wie den legendären Sachsendreier mehr herausgeben“, so Renate Springer. Somit bietet die bis zum 9.Dezember im Schloss Krobnitz gezeigte Ausstellung einen zeitlich überschaubaren, aber nicht minder interessanten Einblick in die postalische Geschichte Sachsens.