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Der Bombenkrater in der Dippser Heide

Die Suche nach Weltkriegsmunition geht weiter. Wie viele Bomben liegen noch in dem Waldgebiet?

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Von Franz Herz

Es ist ja nicht die erste Bombe, die am Donnerstag in der Dippoldiswalder Heide gesprengt wurde. Aber der vier Meter tiefe Krater, den die Höllenmaschine dabei in den Waldboden gerissen hat, beeindruckte selbst die Fachleute vom Kampfmittelbeseitigungsdienst.

Ob es die letzte Bombensprengung hier war, wissen selbst die Spezialisten nicht. Auch sie wollen unbedingt wissen: Wie viele Bomben liegen noch in dem Waldgebiet zwischen Karsdorf und Dippoldiswalde? Die Bomben stammen nach dem bisherigen Kenntnisstand aus zwei amerikanischen Flugzeugen, die bei ihrem Angriff auf Dresden zusammengestoßen sind und dann schnell ihre tödliche Ladung abgeworfen haben. „Von einer Maschine kennen wir die Ladeliste. Dort sind 14 Stück verzeichnet“, erzählt Thomas Lange, der Leiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes der sächsischen Polizei.

Zwei Bombentrichter im Wald sind bekannt. Das heißt also, dass zwei dort explodiert sind. Und mit dem Rest haben es die Spezialisten noch zu tun. „Das jetzt sind Nummer 22 und 23“, sagt Thomas Paul (CDU), der Bürgermeister von Rabenau, am Donnerstag. Die Dippoldiswalder Heide gehört trotz ihres Namens zu seinem Stadtgebiet, deswegen ist er auch für die Entschärfung und Sprengung der Weltkriegshinterlassenschaften dort verantwortlich. „Das wird jetzt nicht die letzte solche Aktion gewesen sein“, befürchtet Paul. Drei Bomben könnten noch im Waldboden liegen.

Es ist auch nicht gesagt, dass die Gefahr im Laufe der Zeit abnimmt, die von ihnen ausgeht. Durch chemische Prozesse kann der Sprengstoff in den Höllenmaschinen mit der Zeit sogar noch gefährlicher werden. Und welche Kraft der hat, das zeigte die Aktion am Donnerstag. Ein Stein mit rund einem Meter Durchmesser ist meterweit durch den Wald geschleudert worden. Metallsplitter vom Bombenmantel fanden sich mehr als hundert Meter vom Explosionsort entfernt. Die Wolke aus Dreck und Wasser ist weit über die Baumwipfel gestiegen.

Dabei hat der Sprengmeister die Wucht des Knalls mit zwei großen Wassersäcken gedämpft. Einen haben die Feuerwehren von Rabenau, Kreischa und Freital mit 5 000 Liter Wasser gefüllt. Den zweiten hat Lange quer dazugelegt und mit 16 000 Liter Wasser füllen lassen. So lagen über 20 Tonnen Gewicht auf der Bombe und haben ihre Wucht deutlich gedämpft.

Eine andere Bombe, die näher an der Straße etwa 80 Zentimeter tief im Erdreich lag, hatte Lange vorher entschärft. Weil sie näher an der Oberfläche lag, hatte der Rost ihr mehr zugesetzt. Lange benötigte eine Spezialzange, um den Zünder zu entfernen. Ohne Zünder wurde sie anschließend nach Zeithain zur Entsorgung gefahren.

Die Suche nach Weltkriegsmunition und Bomben in der Dippser Heide geht jetzt weiter, voraussichtlich noch das ganze nächste Jahr. Ein Trupp wird mit einem gröberen Sensor noch einmal speziell nach Bomben suchen. Andere Mitarbeiter der Firma Heinrich Hirdes Kampfmittelräumung suchen weiter nach kleineren Überresten des Krieges wie Granaten oder Gewehrmunition.

Geplant ist auch noch, einen Teich bei Dippoldiswalde abzulassen, von dem die Kampfmittelräumer wissen, dass auf seinem Grund alte Munition liegt. „Aber was uns dort genau erwartet – keine Ahnung“, sagt Lange. Es kann also durchaus sein, dass die Suche nach Kriegsresten in der Umgebung von Rabenau und Dippoldiswalde noch länger dauert als heute geplant.