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Der Elektrowagen-Tester

Pendler Tom Siegert und die Firma TSE fahren jetzt einen E-Up. Die TU Dresden schaut genau hin.

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© Willem Darrelmann

Von Thomas Drendel

Tom Siegert konnte sein Glück kaum glauben. Fast 700 Frauen und Männer haben sich beworben, er hat ihn bekommen: den E-Up, den kleinen rein elektrisch angetriebenen Stadtflitzer von Volkswagen. „Auf den ersten Metern geht der ab wie eine Rakete. An der Ampel lasse ich die meisten großen Schlitten stehen“, freut sich der junge Mann über die Fahrleistungen seines neuen Wagens. Allerdings hat er ihn nicht bekommen, um mit quietschenden Reifen durch Dresden zu düsen

Weiß und knuffig: in der Firma TSE wurde der E-Up übergeben.
Weiß und knuffig: in der Firma TSE wurde der E-Up übergeben. © Willem Darrelmann
Ein Blick unter die Motorhaube
Ein Blick unter die Motorhaube © Willem Darrelmann

Er fährt im Dienst der Wissenschaft, sagt Armin Raupbach von der TU Dresden. Die Forscher verfolgen den Kleinwagen auf Schritt und Tritt, elektronisch versteht sich. In dem Wagen ist ein kleiner Sender eingebaut, der jeden Mucks des Autos übermittelt: Stromverbrauch, Ladezeiten, Fahrtzeiten, Geschwindigkeit und vieles mehr. „Noch sind die Erkenntnisse über diese Elektroautos relativ gering. Wir wissen auch nicht so genau, wie sich der E-Up jetzt im Winter macht.“, erklärt Armin Raupbach.

Mehrere Nutzer am Tag?

Die TU-Forscher wollen insbesondere herausbekommen, ob ein solches Auto auch sinnvoll von mehreren Nutzern am Tag gefahren werden kann. „Beispielsweise, ob ein Mitarbeiter das Auto morgens und abends für den Arbeitsweg und seine Firma ihn tagsüber für Dienstfahrten nutzen kann. Da geht es beispielsweise darum, ob die Ladezeit nicht hinderlich für eine solche intensive Nutzung ist. Was für Kosten entstehen, ob sich das Ganze auch rechnet“, sagt der Forscher.

Tom Siegert war für die Wissenschaftler eine ideale Testperson. „Wir haben jemanden gesucht, der in Dresden wohnt und ins Umland pendelt.“ Tom Siegert wohnt in der Nähe der Fabrikstraße und arbeitet bei der Post in Ottendorf-Okrilla. Eine Firma im Ottendorfer Gewerbegebiet, die den E-Up tagsüber fährt, war auch schnell gefunden: die TSE Test- & Spezifische Elektronik Dresden liefert Kunden in der Umgebung ihre Produkte wie Leiterplatten aus. „Da sind Strecken hier im Gewerbegebiet darunter. Es geht aber auch bis Elsterwerda oder Großröhrsdorf“, sagt Heike Petrat, von der TSE-Geschäftsführung.

Neun Stunden Ladezeit

Geladen wird der Flitzer noch über eine normale Haushaltssteckdose in der Firma. Das dauert aber. Neun Stunden muss der E-Up angestöpselt bleiben, bis die Batterie voll ist. „Wenn sich herausstellen sollte, dass das nicht reicht, werden wir eine Schnellladestation installieren. Dann braucht es nur eine halbe Stunde, bis die Batterie zu 80 Prozent geladen ist“, sagt Birgit Freund, von der Enso. Der Energieversorger hat das Projekt „Energie und Mobilität im Verbund (Enmover)“ mit der Drewag und der TU ins Leben gerufen. Insgesamt sind drei E-Up und zwei BMW i3 im Dienste der Wissenschaft in Dresden und Umgebung unterwegs. Für jedes Auto wurde ein Team von Nutzern gebildet. Auch ihr Fahrverhalten wird auf Herz und Nieren geprüft.

Auch hier gilt: Das Auto soll so viel bewegt werden wie möglich. Schließlich ist die Anschaffung nicht ganz billig. Knapp 27 000 kostet der E-Up, für einen vergleichbar ausgestatteten benzingetriebenen Up sind rund 14 000 Euro zu bezahlen, verrät Armin Raupbach. Das muss sich erst mal amortisieren. Künftig wollen die TU-Forscher noch einen Schritt weitergehen. Sie entwickeln derzeit ein Buchungssystem für diese Autos. Über eine Handy-App kann dann jeder Nutzer sich für Strecken mit dem Auto anmelden. „Da sind wir aber noch am Anfang.“

Keine Motorgeräusche

Für Heike Petrat sind die Elektroautos die Zukunft. Eins für die Firma anschaffen, das will sie dann aber doch nicht. „Das rechnet sich noch nicht.“ Tom Siegert genießt inzwischen sein Elektroauto. „Es fährt völlig ohne Motorgeräusche“, sagt er. Ein wenig umstellen musste er sich aber schon. Denn der E-Up hat kein Kupplungspedal: mit dem rechten Fuß wird „Gas“ gegeben, mit dem linken gebremst. So schön die Fahrten auch sind, in vier Monaten ist Schluss. Dann übernehmen andere Teams die Wagen.