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Der Feind der Kastanien

Die Miniermotte sorgt dafür, dass die Bäume schon jetzt ihre Blätter verlieren. Abhilfe ist schwierig.

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Von Annett Kschieschan

Die erste Kastanie, die man im Herbst findet, bringt Glück. So heißt es. So mancher trägt die braune Kugel dann ein ganzes Jahr lang in der Tasche. Schaden kann es jedenfalls nicht. Der Baum, dessen Früchte Glück bringen sollen, hat allerdings selber große Probleme. Aufmerksamen Beobachtern in der Oberlausitz ist längst aufgefallen, dass die stattlichen Kastanien vielerorts einen traurigen Eindruck machen. Schon mitten im Sommer färben sich die Blätter gelb-braun und fallen ab. „Ich finde das beängstigend“, sagt Walter Kahnert. Der Rentner ist oft in der Region unterwegs. Dabei sind ihm viele Kastanien aufgefallen, die krank aussehen. Walter Kahnert hat einen Verdacht:

© dpa

Die Rosskastanienminiermotte ist schuld an dem Dilemma! Und der Senior hat offenbar Recht. Die Motte, die 1996 erstmals in Sachsen nachgewiesen wurde, ist ein Problem in der Region. Seit dem Jahr 2000 werden zunehmend auch Kastanienbäume im Landkreis Bautzen befallen. Das Auftreten sei zwar in diesem Jahr nicht wesentlich stärker geworden, verbleibe aber auf hohem Niveau, so Sabine Rötschke, Pressesprecherin im Bautzener Landratsamt. Dort beobachtet man seit Jahren, wie sich der Befall durch die Motte auf die hiesigen Baumbestände auswirkt. „Auffällig ist das Phänomen der gelben Blätter vor allem an Alleen und Parks.

Meist handelt es sich tatsächlich um die Rosskastanienminiermotte. Seither werden die Weißblühenden Rosskastanien befallen und zeigen die bekannten Blattverfärbungen“, so die Sprecherin. Das sei in erster Linie ein ästhetisches Problem, heißt es aus dem Amt. „Im Normalfall sterben die Bäume davon nicht und Verluste in der Holzproduktion spielen bei den als Alleen angepflanzten Bäumen keine Rolle“, sagt Sabine Rötschke.

Altes Laub verbrennen

Doch auch, wenn die meisten Kastanien die Attacken der Miniermotte überleben – attraktiv wirken die stattlichen Bäume danach meist nicht mehr. „Es ist traurig, was mit den schönen Kastanien passiert“, findet nicht nur Walter Kahnert. Er will wissen, was man tun könnte, um die Bäume zu retten. Fakt ist: Unbesiegbar ist die Rosskastanienminiermotte nicht. Experten raten dazu, abgefallene Kastanienblätter sofort zu entsorgen. Die Puppen des Schädlings überwintern nämlich im Laub, schlüpfen dann im Frühling und befallen die Kastanie erneut. Ein Kreislauf, der offenbar schuld daran ist, dass viele Kastanien im Landkreis einen eher traurigen Eindruck machen. Das Laub muss entweder verbrannt oder in eine professionelle Kompostierung gebracht werden. Auf dem Komposthaufen im eigenen Garten wird man den Schädling nicht los, warnen Experten der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Andere Möglichkeiten zur Bekämpfung gibt es nicht. Der Schädling hat kaum natürliche Feinde, geeignete Pflanzenschutzmittel sind für Privatpersonen nicht zugelassen. Wer eine neue Kastanie pflanzt, sollte nach Expertenmeinung lieber die rotblühende Variante wählen. Sie wird von der Miniermotte nicht befallen.

Walter Kahnert wird die Kastanien in der Oberlausitz weiter im Blick haben. „Ohne sie wäre unsere Landschaft ärmer“, findet er. Zu Recht.