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Der Gitarrenflüsterer

Lukas Urban absolviert ein Freiwilligenjahr im Offenen Treff in Bischofswerda. Dort werden noch mehr Helfer gebraucht.

Von Manuela Paul
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Lukas Urban will im Offenen Treff die Begeisterung der Kinder und Jugendlichen für Musik wecken. Denn der FSJler weiß, dass dies mit der Freude am klanglichen Experimentieren beginnt. Der Weg zum Musizieren ist dann oft nur einen Griff zur Gitarre oder de
Lukas Urban will im Offenen Treff die Begeisterung der Kinder und Jugendlichen für Musik wecken. Denn der FSJler weiß, dass dies mit der Freude am klanglichen Experimentieren beginnt. Der Weg zum Musizieren ist dann oft nur einen Griff zur Gitarre oder de © Steffen Unger

Bischofswerda. Mit seiner Gitarre kann Lukas Urban zaubern. Mitunter – wenn der Lautstärkepegel im Offenen Treff B28 in Bischofswerda mal wieder sehr hoch ist – schnappt er sich seine Gitarre, setzt sich in eine Ecke des Raumes und fängt an zu klimpern. „Es dauert gar nicht lange, da wird es merklich ruhiger und ein Teil der Kids schart sich um Lukas“, erzählt Anja Eisenhammer. Die junge Frau leitet momentan nicht nur den Bereich Ambulante Hilfsmaßnahmen des Vereins Regenbogen, sondern auch den offenen Treff, in dem der 20-jährige Bischofswerdaer mit den raspelkurzen Haaren, dem franseligen Backenbart und dem stets offenen Lächeln im jungenhaften Gesicht ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert.

Statt Freizone heißt das Haus Freizeit- und Begegnungsstätte, in dem nun der „Offene Treff B28“ sein Domizil hat. Der neue Name ist schnell erklärt, so Anja Eisenhammer. „Das Gebäude liegt an der Belmsdorfer Straße und trägt die Hausnummer 28.“ Seit 2017 hat der Regenbogen-Verein den Hut für den Offenen Treff auf. Zudem sichert er die Sozialarbeit an mehreren Bischofswerdaer Schulen ab. Zum Regenbogen-Team gehören 14 Frauen und Männer. Drei Mitwirkende – Festangestellte, FSJler, Praktikanten - kümmern sich um gut zwei Dutzend Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 20 Jahren, die ihre Nachmittage im B28 verbringen, so die Interimsleiterin. Lukas ist seit September als FSJler dabei. „Wir freuen uns immer über diese Unterstützung.“ Es könnte sogar noch ein Freiwilliger einsteigen. Doch bis jetzt habe sich leider keiner gefunden. Auch die Stelle als Leiter oder Leiterin des Offenen Treffs ist noch vakant. „Es gibt einfach keine Bewerber.“

Kreativität erwünscht

Eigentlich unverständlich. Denn die Regenbogen-Mitarbeiter werden bei ihrer Arbeit in kein starres Korsett gepresst, sondern können sich mit all ihren Fähigkeiten einbringen, ihre Kreativität ausleben und auch eigene Projekte angehen. Lukas Vorgänger beispielsweise kochte leidenschaftlich gern und stampfte deshalb einen Kochkurs aus dem Boden. Noch heute ist donnerstags Kochtag und danach gemeinsames Essen. „Das ist für viele Kinder und Jugendliche ein Highlight“, weiß Anja Eisenhammer. Bei Lukas ist es die Liebe zur Musik, die er seinen Schützlingen nahe bringen möchte. Denn Musik sei gemeinschaftsstiftend, davon ist der junge Mann felsenfest überzeugt. Sie frage nicht nach Alter, Geschlecht und Herkunft. Außerdem verbinde sie Menschen, berühre und bewege. Sein Ziel ist es, die Begeisterung der Kinder und Jugendlichen für Musik zu wecken und wachzuhalten. Und weil dies besonders gut gelingt, wenn es von Erwachsenen begleitet wird, die selbst Freude am aktiven Musizieren haben, ist Lukas genau der Richtige dafür. Er liebt Musik, hat sich das Gitarrespielen selbst beigebracht, besucht oft Festivals. Der 20-jährige arbeitet gern mit Kindern- und Jugendlichen. Deshalb will er nach dem FSJ eine Ausbildung zum Erzieher beginnen. Den dafür nötigen Realschulabschluss hat der Bischofswerdaer bereits nachgeholt. Die Schule nach der 8. Klasse zu beenden, sei seinerzeit eine falsche Entscheidung gewesen, weiß Lukas jetzt. „Man lernt aus Fehlern.“ Inzwischen hat er ehrgeizige Pläne. Einer ist, im Offenen Treff ein Musikprojekt zu etablieren. Um Geld für Musikinstrumente ranzuschaffen, hat er die Hans-Thomann-Stiftung angeschrieben, die sich für Kinder und Jugendliche stark macht, denen, wegen sozialer Hemmnisse und mangelnder finanzieller Ausstattung, der Weg zu Musik und Musizieren verwehrt bleibt. Im Mittelpunkt von Lukas Projekt soll das Kennenlernen von Instrumenten und klangliches Experimentieren stehen. Selbst Zuhören, Konzentrieren und Teamfähigkeit könne man damit fördern. Und vielleicht gründet sich am Ende sogar eine Band. „Unsere Angebote stehen und fallen mit den Leuten die hier arbeiten“, so die Leiterin. Darum sucht das B28 weiter nach einem FSJler. Denn wenn Lukas beispielsweise zum Musizieren einlädt, wird es auch Kinder und Jugendliche geben, die nicht mitmachen wollen. „Für die soll es auch Angebote geben.“ Doch momentan reiche die personelle Kraft kaum. Schließlich ist der Offene Treff nicht das einzige Projekt, um dass sich der Verein kümmert. Man wird also fleißig weiter trommeln. Vielleicht sogar bald auf einem hauseigenen Schlagzeug.

Freiwilligendienste

Das Netzwerk für Kinder- und Jugendarbeit Bischofswerda, welches Einsatzorte für Freiwilligendienste in ganz Ostsachen vermittelt, sucht noch jemanden, der im offenen Kinder- und Jugendtreff B 28 mitarbeitet. Restplätze sind aktuell auch noch z. B. im Taubblindendienst Radeberg, an der Grundschule Großnaundorf, in einer Kita in Neukirch/Lausitz vorhanden. Darüber hinaus gibt es noch in allen Regionen des Landkreises Bautzen die Möglichkeit, die Arbeit im Bereich der Altenpflege kennenzulernen.

Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) und Bundesfreiwilligendienst (BFD) sind eine gute Möglichkeit der beruflichen Orientierung, der Überbrückung von Wartezeiten oder der Erlangen der Vollschulzeitpflicht. Bewerbungen sind ganzjährig möglich (zwei Passfotos, Lebenslauf, letztes Zeugnis, Referenzen).

Kontakt: Persönlich oder telefonisch (03594 704726) während der Sprechzeiten (jeweils Montag oder Donnerstag 9 bis 12 Uhr oder 13 bis 16 Uhr) oder per Mail an [email protected] oder [email protected]

www.kijunetzwerk.de

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