Von Wolf Dieter Liebschner
Pünktlich 7.30 Uhr beginnt im Ingenieurbüro für Rohrleitungssanierung Sachsen (IRS) die Arbeitszeit. Doch Mitarbeiterin Anne Hentrich trifft erst später am Standort im Gewerbegebiet Boxdorf ein. Die Administratorin für Geoinformationssysteme hat schulpflichtige Kinder. Deshalb wurde für sie eine individuelle Arbeitszeitregelung gefunden, um Arbeit und Familie besser unter einen Hut zu bringen.


Steffen Hommel, der Geschäftsführende Gesellschafter von IRS, kontrolliert das nicht. „Vertrauen gegen Vertrauen. So läuft das bei uns“, sagt er. Und etwas Stolz schwingt in seiner Stimme mit. „Bei uns haben fast alle der zehn Mitarbeiter individuelle Arbeitszeiten, arbeiten auch teilweise von zu Hause. Und ich bin noch nie enttäuscht worden.“ Letztlich habe er als Unternehmer sehr viel davon, dass alle gern zur Arbeit kommen, dass hier eine gute Stimmung vorherrscht. Und das auf Dauer. Denn Fluktuation gebe es so gut wie gar nicht. „Das heißt doch, dass unser System so schlecht nicht sein kann.“ Das System greift auch bei einer jungen Absolventin der Bergakademie Freiberg. Sie wurde soeben eingestellt und wird die ersten sechs Monate halbtags arbeiten, damit sie ihre Forschungsarbeit abschließen kann. Danach steigt sie in Vollzeit ein.
Steffen Hommel freut sich auf den Zuwachs. Denn über mangelnde Arbeit kann er nicht klagen. „2015 hatten wir wesentlich mehr und größere Aufträge als vorher“, so der Unternehmer. In Meißen plante und überwachte IRS die Sanierung des Hauptsammlers im Bereich Gebergasse/Neugasse. In Greiz wurden im Auftrag des dortigen Trink- und Abwasserzweckverbands Hochwasserschäden am unterirdischen Wassersystem beseitigt. Beides waren Aufträge mit einem Gesamtvolumen von mehreren Millionen Euro. Auch konnten neue Kunden für Geoinformationssysteme gewonnen werden: die Stadtwerke Elbtal und der Wasser- und Abwasserzweckverband Bad Düben.
„Wir haben das zusätzlich zu laufenden Projekten geschafft“, sagt Steffen Hommel. Sein Unternehmen saniert Trink- und Abwasseranlagen unter anderem im Auftrag von Vattenfall, des Zweckverbandes Wasser/Abwasser Vogtland, der WAB in Coswig und der Energie- und Wasserversorgung Kamenz. Als neuer Kunde in diesem Segment kamen die Stadtwerke Halle hinzu.
Weitere Auftraggeber der IRS sind unter anderem die Wasserversorgung und Stadtentwässerung Radebeul, die Gemeinde und der Eigenbetrieb Weinböhla, die Gemeinde Moritzburg und die Technischen Werke Freital. Für diese Kunden werden hauptsächlich analoge und digitale Datenbestände in Geodatensysteme übertragen und aktualisiert. Auch die Erkenntnisse aus den Hochwassern der Jahre 2002, 2006 und 2013 wurden verarbeitet. „Wir wissen damit, wo sich Schwachstellen befinden und welche Anrainer gefährdet sind“, sagt Steffen Hommel. „Was geschützt werden muss, wird in den Geoinformationssystemen der Kommunen abgebildet. Der Schutz des Bestandes wird künftig wichtiger, weil die Mittel für Neuinvestitionen immer knapper werden.“
Gleiche Geodaten für Nachbar-Orte
Eine der Voraussetzungen ist, dass viele Kommunen und Verbände, insbesondere im Landkreis Meißen, dasselbe Geoinformationssystem verwenden. Dafür hat sich Steffen Hommel über Jahre hinweg stark gemacht. So ist es möglich, dass interkommunal interessierende Informationen, wie zum Beispiel die Standorte für Hydranten und deren Leistungsfähigkeit, für die benachbarten Feuerwehren von Moritzburg, Coswig, Weinböhla und Radebeul gemeinsam nutzbar werden.
Gestartet ist der heute 53-jährige Tiefbau-Diplomingenieur 1997 in Moritzburg mit lediglich zwei Angestellten. Bald wurde der Platz zu knapp. IRS zog 2010 ins Boxdorfer Gewerbegebiet um. Seither hat sich der Umsatz auf 900 000 Euro verdoppelt. Steffen Hommel begründet dies mit einer kontinuierlichen Entwicklung. „Mit der Entscheidung, ein Ingenieurbüro für Rohrleitungssanierung zu gründen, folgten wir nicht dem allgemeinen Trend vieler Planungsbüros, die sich auf Neubaumaßnahmen stürzten“, sagt der Unternehmer. Zur Rohrleitungssanierung kamen frühzeitig Geoinformationsprojekte hinzu. Heute hält IRS Infrastrukturdaten für insgesamt zweieinhalb Millionen laufende Meter in digitalisierter Form für unterschiedliche Medien vor.
Der Erfolg macht den Unternehmer nicht übermütig. Er bleibt auf dem Teppich. Auch, weil er die Unwägbarkeiten des Geschäfts kennt. „Man muss auch mit Niederlagen umgehen können“, sagt er. Gerade hat er erfahren, dass IRS bei einer Ausschreibung der Stadt Bernau für Kanalarbeiten nur den undankbaren zweiten Platz belegt hat. „Wir waren dem Sieger lediglich um 0,9 Punkte auf einer Skala von 100 Punkten unterlegen. Aber dass uns eine Stadt, die nördlich von Berlin liegt, zur Beteiligung an der Ausschreibung aufgefordert hat, ist doch ein Zeugnis für unsere Kompetenz. Dass wir mitgemacht haben, war kein Fehler. Wer weiß, vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal.“
Außerdem wurden unter anderem vorgeschlagen: Dirk Freitag-Stechl vom Analytik-Unternehmen CUP Laboratorien Dr. Freitag GmbH in Radeberg, Mandy Haase vom Kabelproduzenten EMES Kabelbaum Konfektions GmbH in Amtsberg und Reinhart Keßner vom Stempel- und Schilderhersteller Rudolf Schmorrde KG in Löbau.