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Der höchste Punkt im Kreis Meißen ist nach einem Preußen benannt

Die Baeyerhöhe im DorfBurkhardswalde ist 320 Meter hoch und erinnertan die Verdienstedes Geodäten JohannJakob Baeyer.

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Von Peter Hecker

Fährt man durch Meißen hinein in das Gebiet des Triebischtals, so kommt man nach wenigen Kilometern nach Munzig und kann dort abbiegen nach Burkhardswalde. Bewegt man sich geradeaus weiter, so erfährt man, dass man sich in der „Bayerstraße“ befindet, die direkt zur „Baeyerhöhe“ führt.

Was ist nun richtig? Der höchste Punkt des Landkreises Meißen, die Baeyerhöhe, die früher noch Lampersdorfer Höhe hieß, liegt rund 320 Meter über Normalnull.

Ihren Namen erhielt sie nach dem preußischen Generalleutnant Johann Jakob Baeyer, der 1861 den Vorschlag einer mitteleuropäischen Gradmessung machte, der sich alle mitteleuropäischen Staaten anschließen sollten, die sich allerdings nach kurzer Zeit durch den Beitritt auch der übrigen europäischen Staaten (außer England) zu einer europäischen Gradmessung erweiterte.

International vernetzt

Im Jahre 1862 begannen in Berlin die praktischen Arbeiten zur mitteleuropäischen Gradmessung. Ein so genanntes Zentralbureau wurde 1864 in Berlin unter Baeyers Präsidium errichtet und 1869 in ein permanentes Geodätisches Institut umgewandelt. Heute wird dies als Gründungskonferenz der Internationalen Assoziation für Geodäsie und Johann Jacob Baeyer als ihr erster Präsident angesehen.

Besondere Verdienste erwarb sich Johann Jakob Baeyer bei der organisatorischen Arbeit zur internationalen Koordinierung der europäischen Vermessung.

Exakt gemessen

Die Baeyerhöhe ist zu Fuß leicht zu erreichen; hat man erst mal sein Fahrzeug an einer günstigen Stelle wie in der Nähe eines der Windräder geparkt, ist es nur noch rund ein Kilometer bis zum Ziel. Die Ausschilderung ist gut, also findet man auch leicht hin. Wenn man angekommen ist, stellt man schnell fest, dass dieser Punkt etwas Besonderes im Landkreis sein muss: nach allen Seiten hat man freie Sicht!

Die Triangulationssäule erster Ordnung aus dem Jahre 1866 steht erhaben auf dieser Baeyerhöhe; eine Bank lädt mindestens zwei Besucher zu einer Verschnaufpause ein.

Eine Karte aus dem Jahre 1875 verrät, dass von diesem Vermessungsstein in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts insgesamt 24 andere Vermessungspunkte anvisiert wurden – vom nächsten, der Heinitzhöhe, bis zum entferntesten, dem Valtenberg. Dabei versuchte man, die Entfernungen so genau wie möglich zu berechnen; millimetergenau!

In unserer heutigen Zeit mit GPS und Computer sind wir so manche Genauigkeit gewohnt, aber dass es das auch alles schon vor mehr als hundert Jahren gab, verwundert uns zuweilen.

Gedenken wir also beim Besuch der Baeyerhöhe auch der Leistung unserer geistigen Vorfahren.

Nicht zu vergessen: Burkhardswalde sollte also in naher Zukunft die Straßenschilder überprüfen, um die Höhe, die auf „Bayern“ verweist, durch den Preußen „Baeyer“ zu ersetzen.