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Der kleine Ossi kauft den großen Wessi

Weil die Preussag sich aus den industriellen Geschäftsfeldern zurückzieht, stand die Firma Dr. C. Otto Feuerfest GmbH, dessen Gesellschafter die Preussag war, zum Verkauf. Erste Verhandlungen vor zwei Jahren scheiterten, jetzt gehört die Firma mit Hauptsitz Bochum zur Preiss-Daimler-Gruppe.

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Von Kerstin Fiedler

Weil die Preussag sich aus den industriellen Geschäftsfeldern zurückzieht, stand die Firma Dr. C. Otto Feuerfest GmbH, dessen Gesellschafter die Preussag war, zum Verkauf. Erste Verhandlungen vor zwei Jahren scheiterten, jetzt gehört die Firma mit Hauptsitz Bochum zur Preiss-Daimler-Gruppe.

„Wir wollen uns zu einem großen Feuerfest-Hersteller in Europa entwickeln“, begründet Geschäftsführer Reinhard Opitz den Kauf des renommierten Unternehmens im Ruhrgebiet. Dazu müsse der Betrieb auch das Sortiment erweitern. Mit der neuen Firma und dem tschechischen Betrieb könne sich Wetro nun eine starke Marktposition erarbeiten.

In den nächsten zwei Monaten werden jetzt Konzepte entstehen, die unter anderem beinhalten, in welcher Struktur gearbeitet wird. Die Bochumer Firma hat drei Standorte, an jedem werden andere Produkte hergestellt. Derzeit sind dort 420 Leute beschäftigt. Im vergangenen Jahr konnte ein Umsatz von 47 Millionen Euro verzeichnet werden. Was so viel bedeutet, dass fast doppelt so viel Feuerfestmaterial hergestellt wird wie in Wetro. Da Dr. C. Otto Feuerfest einen guten Ruf in der Welt besitzt, profitiert das Wetroer Feuerfestwerk natürlich davon. „Unsere Aufgabe wird es jetzt sein, die Arbeit der Betriebe zu koordinieren und rationalisieren, die Kundennähe herzustellen und die Produktion zu stei-gern“, sagt Reinhard Opitz.

Das Feuerfestwerk in der Gemeinde Puschwitz verzeichnete im vergangenen Jahr eine erheblicheUmsatzsteigerung um 35 Prozent im Feuerfestbereich. Gründe dafür seien laut Opitz, dass sich der gesamte Anlagenbau im vergangenen Jahr im Aufwind befand. Außerdem sei ein Stau an Reparaturarbeiten in der Glasindustrie angefallen, der 2001 aufgearbeitet wurde. Selbst der hohe Dollarkurs half den Wetroern. „Damit bekamen wir mit dem schwachen Euro plötzlich einen Wettbewerbsvorteil“, erklärt Reinhard Opitz. Dagegen gab es Einbußen im Deponiebereich. Hintergrund ist vor allem, dass unter anderem keine großen Abrisse von Industriebrachen mehr geschahen. Auch staatlich gelenkte Sanierungsmaßnahmen bei Altlasten, wie zum Beispiel in Kokereien oder Vergasungsanlagen, fanden weniger statt. Davon lebe die Deponie in Wetro zum Großteil. Dazu komme, so der Geschäftsführer, dass viel Müll, der eigentlich nach Wetro gehöre, auf die kommunalen Deponien geschafft werde. Erst 2005, wenn es die Hausmülldeponien nicht mehr gibt, sei auf der Deponie mit einer Wende zu rechnen.

In diesem Jahr lief das Geschäft im Feuerfestbereich nicht so gut an. Die bis zu 30 zusätzlichen Arbeitskräfte mussten jetzt wieder gehen. Dennoch kann das Werk immerhin auf einen Hochofen-Auftrag in China verweisen. Weil der Betrieb im Glasofenbau gut ausgelastet ist, kann der Umzug des Werkes Thonberg (Landkreis Kamenz) nur in einzelnen Schritten vorangehen. Zwei Hochtemperaturöfen sind bereits in Wetro errichtet worden. Bis Jahresende soll die Thonberger Produktion in Wetro laufen. Damit ist die gesamte Feuerfestproduktion dann dort. Die Arbeitskräfte werden übernommen. Neun Millionen Euro investierte die Firmengruppe im vergangenen Jahr insgesamt in die Standorte Wetro und Freital.