SZ + Bischofswerda
Merken

Der Neue Friedhof macht wieder was her

Eine gescheiterte Privatisierung der Pflege wäre in Bischofswerda fast zum Politikum geworden. Doch eine Schiebocker Firma rettete den Ruf der Anlage.

Von Ingolf Reinsch
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Erhard Döring (r.), sein Sohn Martin und die anderen Mitarbeiter der Gärtnerei Krauße kümmern sich auch weiterhin um den Neuen Friedhof in Bischofswerda.
Erhard Döring (r.), sein Sohn Martin und die anderen Mitarbeiter der Gärtnerei Krauße kümmern sich auch weiterhin um den Neuen Friedhof in Bischofswerda. © Archivfoto: Steffen Unger

Bischofswerda. Mit ihrem Friedhof am Schmöllner Weg kann sich die Stadt Bischofswerda jetzt wieder sehen lassen. Die Wege sind geharkt, die Papierkörbe sind geleert, das Laub ist beseitigt, auch im hinteren Bereich der dreieinhalb Hektar großen Anlage, wohin sich nur wenige Besucher verirren. Die Rosenrabatte vor dem Gräberfeld, das an die Toten des Zweiten Weltkrieges erinnert, wurde frisch gejätet. 

Das Bischofswerdaer Familienunternehmen Gärtnerei Krauße GbR sorgt hier seit dem Sommer vergangenen Jahres für Ordnung. Damals gab es besonders viel zu tun, nachdem der erste Anlauf der Stadt, die Friedhofspflege zu privatisieren, gründlich in die Hose gegangen war und das von der Stadt im Jahr 2017 beauftragte Unternehmen mit Sitz in Franken und Sachsen-Anhalt den Neuen Friedhof ein Jahr lang verwahrlosen ließ. Es gab Kritik von Trauernden, Bestattern und Besuchern. Nachdem der Vertrag Ende Juni 2018 ausgelaufen war, übernahm der Bischofswerdaer Betrieb die Pflege, zunächst als vorübergehende Lösung. Viele atmeten damals hörbar auf. Zu Recht, wie man jetzt sieht.

Ausschreibung erneut gewonnen

Inzwischen schrieb die Stadt die Pflege des kommunalen Friedhofes ein zweites Mal aus. In dieser Woche vergab der Stadtratsausschuss für Technik und Wirtschaft den Auftrag – erneut an die Gärtnerei Krauße. Der Bischofswerdaer Betrieb setzte sich mit einer Angebotssumme von 86.320 Euro gegenüber einem Mitbewerber aus der Region durch, dessen Leistungen zwar vergleichbar, aber wesentlich teurer waren. Der neue Vertrag gilt zunächst vom 1. Juli dieses Jahres bis zum 30. Juni 2020. Er beinhaltet die Option, den Vertrag um zwei Jahre zu verlängern.

Gärtnermeister Erhard Döring, der das Bischofswerdaer Unternehmen gemeinsam mit seinen Kindern führt, sagte zur SZ, bewerte den Auftrag auch als Anerkennung für die Arbeit auf dem Neuen Friedhof seit Juli 2018. Nicht nur von der Stadt als Auftraggeber, auch von Friedhofsbesuchern erfahre er ein positives Echo. 

Der Familienbetrieb, der sieben Mitarbeiter beschäftigt, investierte im vergangenen Jahr in die Friedhofs- und Gartenpflege, kaufte neue Technik, zum Beispiel einen Rasentraktor mit Hochlader. Im Betrieb wird ein Lehrling zum Friedhofsgärtner ausgebildet. Er schließt in diesem Jahr seine Ausbildung ab und wird übernommen, sagt Erhard Döring. Außerdem beschäftigt die Gärtnerei Krauße für die Friedhofspflege eine Saisonkraft.

Was ein Friedhofsgärtner zu tun hat

Die Aufgaben des „Friedhofsgärtners“ sind wesentlich umfangreicher, als es der Laie vermuten mag. Dazu gehört nicht nur die Pflege der Grünanlagen, Wege und Urnengemeinschaftsanlagen, sondern auch der Feierhalle und der öffentlichen Toiletten auf dem Friedhofsgelände. Auch die Vorbereitung von Bestattungen, etwa das Ausheben von Gräbern, gehört zu den Arbeiten.  Alles Leistungen, die viele Jahre lang Friedhofsmeister Heinz Papajewski und seine Frau als Angestellte der Stadt, später Bauhof-Mitarbeiter ausgeführt hatten. Damals galt der Neue Friedhof in Bischofswerda als einer der gepflegtesten in der Region. Inzwischen sei der alte Zustand wieder erreicht, sagen Besucher.

Die Privatisierung der Friedhofspflege vor zwei Jahren war ein Ergebnis der Haushaltskonsolidierung der Stadt. Dabei galt es auch zu prüfen, den städtischen Friedhof „kostengünstig durch Dritte betreiben“ zu lassen, wie es in einem Stadtratsbeschluss aus dem Jahr 2017 heißt.